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Sündenböcke

Großangriffe des Zionismus auf Papst Pius XII. und auf die
deutschen Regierungen

 

J. G. Burg

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III.

DIE GROSSEN MITSCHULDIGEN

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England verhindert Judenrettungen

Vorweg ein Blick auf Frankreich und Italien: beide Länder dürfen nicht als mitschuldig an der jüdischen Tragödie bezeichnet werden.

Frankreich war während der entscheidenden Jahre von 1940 bis 1944 von deutschen Truppen teilweise und schließlich ganz besetzt worden, womit es der politischen Handlungsfreiheit weitgehend beraubt war. Hätte es seine Handlungsfreiheit besessen, so würde es sie freilich kaum für Judenrettungen eingesetzt, sich vielmehr auch wohl mitschuldig gemacht haben, wie aus der Tatsache zu schließen ist, daß die französische Regierung bereits am 27. Febraur [sic] 1934 das Pariser "Comité National", das ein Jahr zuvor zwecks Unterstützung jüdischer Emigranten aus Deutschland gegründet worden war, wieder auflöste. Über die näheren Umstände und über die eigentlichen Veranlasser dieser Auflösung habe ich nichts ermitteln können. Bestimmte Erklärungen zur Judenfrage hat Frankreich, meines Wissens, lediglich in der Aussprache abgegeben, die am 27. Dezember 1938 zwischen den beiden Außenministern Bonnet und Ribbentrop stattfand. Der letztere hat damals folgende Äußerungen seines französischen Kollegen nach Berlin berichtet: "Erstens wolle man in Frankreich keine Juden mehr aus Deutschland aufnehmen, und ob wir irgendwelche Maßnahmen treffen könnten, damit sie nicht mehr nach Frankreich kämen? Zweitens müsse man in Frankreich zehntausend Juden irgendwie loswerden; man denke hierbei tatsächlich an Madagaskar." (aus ADAP-Akten zur Deutschen Auswärtigen Politik 1918-1945, Archiv des Deutschen AA. Band I-VII, Baden-Baden, 1950-1956.)

Weitaus stärker aufgeschlossen für jüdische Belange zeigte sich Mussolini, der in betontem Gegensatz zu Hitlers Parteiprogramm stand, dessen Eindringen in Italien er zu verhindern suchte. Im Dezember 1933 ernannte er den Juden Enrico Solen zum Bürgermeister von Triest, und im Juli 1934 den aus einer Rabbinerfamilie stammenden Attilo Monighiana zum Professor für italienische Literatur an der Universität Florenz. Ja, am 3. Oktober 1934 strahlten italienische Sender in mehreren Sprachen, auch in deutscher, eine Rede Mussolinis aus, in der dieser die Verdienste jüdischer Staatsmänner um Italien herausstellte und hinzusetzte, nur in Deutschland habe man von jeher die jüdische Minderheit zum Sündenbock gemacht; doch sei der nationalsozialistische Rassenwahn ungerecht, völlig unwissenschaftlich und absurd!

Auf dem Ersten Weltkongreß der Faschisten, der am 17. Dezember

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1934 im schweizerischen Montreux eröffnet wurde, faßte man eine Resolution, des Inhalts "daß die Judenfrage sich nicht in einem universalen Haßfeldzug gegen die Juden auswirken dürfe!" - Ich fühle mich nicht zum Verteidiger des Faschismus berufen, möchte aber betonen, daß Mussolini in der Judenfrage eine Haltung eingenommen hat, die von den heutigen jüdischen Historikern viel klarer herausgestellt zu werden verdiente, als es im allgemeinen geschieht.

Noch einmal, in Europas schicksalsträchtigen Tagen, hat der italienische Staatschef die inzwischen schon brennend gewordene Judenfrage aufgegriffen: am 11. Januar 1939, als er im Palazzo Venetia seine englischen Gäste, den Premier Neville Chamberlain und dessen Außenminister Lord Halifax empfing; ihnen gegenüber kam er, im Beisein seines Außenministers Ciano, auch auf die Judenfrage zu sprechen, obgleich diese nicht auf der Tagesordnung stand. Mussolini erklärte damals: "Ich will nicht vorschreiben, wie man mit den Juden verfahren muß; ich meine aber, daß es für die Juden gut wäre, wenn sie die Rechte eines souveränen jüdischen Staates erhalten würden, obgleich nicht alle in diesem zu leben brauchten." Dabei hat er zweifellos an Palästina und an die Balfour-Declaration gedacht, die seinen englischen Gästen ja vertraut sein mußte; doch die beiden Briten scheinen damals andere Sorgen gehabt zu haben; wenigstens ist nichts davon bekannt geworden, ob und wie sie auf die Anregung ihres Gastgebers reagiert haben. Diesem aber gebührt das Verdienst, sich eindeutig für eine - damals noch rechtzeitig mögliche - Lösung der jüdischen Probleme eingesetzt zu haben.

Es heißt, daß Mussolini auf Ersuchen des Führers der Zionisten-Revisionisten, des eifrigsten Bekämpfers der Weizmannschen engstirnigen Politik, Wladimir Jabotinski, die Judenfrage aufrollte, als er mit britischen Politikern diskutierte. Während viele Zionistenführer vom Nationalsozialismus sich Unterstützung für die Erreichung ihrer Ziele erwarteten, soll Jabotinski mit Mussolini in freundschaftlichem Kontakt gestanden sein.

England hatte während des Ersten Weltkriegs ein Doppelspiel im Nahen Osten getrieben: um die Araber zum Abfall von der Türkei zu bringen, hatte es den Obersten Thomas Lawrence ermutigt, in Arabien einen erfolgreichen Kleinkrieg der Beduinen gegen die Osmanische Pforte zu organisieren und dem Emir Feisal ernsthafte Hoffnungen auf den Besitz von Palästina zu machen; gleichzeitig aber hatte der englische Außenminister Arthur Balfour, dem es darauf ankam, die moralische wie die finanzielle Unterstützung des Weltjudentums für die englische Kriegsführung zu gewinnen, in meiner "Declaration" vom 2. November 1917 den zionistisch gesinnten Ju-

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den die "Errichtung einer nationalen Heimstätte in Palästina" für die kommende Friedenszeit versprochen: es war vorauszusehen, daß diese beiden einander widersprechenden Zusagen nicht in Einklang zu bringen waren, und als der Oberst Lawrence später erkennen mußte, daß Englands Haltung ihn zum Lügner und Verräter in den Augen der Araber stempelte, flüchtete er nach Kriegsende zunächst hinter ein Pseudonym und 1935 in den Freitod, den die Engländer der Welt als "Motorradunfall" hinstellten.

Im Spätherbst 1935 waren die Nürnberger Rassengesetze mit dem sog. Blutschutzgesetz angelaufen, die eine verstärkte jüdische Abwanderung aus Deutschland zur Folge hatten. England aber, nach Kriegsende als Mandatsmacht über Palästina gesetzt, sah seine guten Beziehungen zu den arabischen Staaten ernstlich gefährdet, wenn es dem Verlangen des Weltzionismus nach einer spürbaren Erhöhung der jüdischen Einwanderungsquote in Palästina nachgab. - Am 1. Juli 1936 tagte in Genf eine Plenarsitzung des Völkerbundes unterm Vorsitz des britischen Außenministers Anthony Eden. Erschienen waren auch einige maßgebende Weltzionisten, darunter Dr. Nahum Geldmann, versuchten hinter den Kulissen eine höhere jüdische Einwanderungsquote für Palästina zu erwirken, wobei sie offen zugaben, daß sie an anderweitigen jüdischen Ausreisezielen nicht interessiert seien. Es gab ein peinliches Hinundhergezerre, welches dem deutsch-jüdischen Journalisten und Schriftsteller Stephan Lux derart auf die Nerven ging, daß er, um die Welt hellhörig zu machen, den Ausweg der Verzweiflung wählte: er erschoß sich im dicht gefüllten Plenarsitzungssaal, nachdem er Eden einen Brief übermittelt hatte, in welchem er ihn wörtlich beschwor, "seine tödliche Apathie gegenüber dem Schicksal der deutschen Juden aufzugeben!" - An seiner Leiche erklärte Dr. Goldmann pathetisch, es werde eine Zeit kommen, da man Lux in Deutschland ein Denkmal setzen werde! - Diese Zeit ist bis heute, dreißig Jahre später, noch nicht gekommen; zudem müßte das Denkmal für Stephan Lux im Genfer Völkerbundpalast aufgestellt werden, der damals allzu schwerhörig war!

Noch im Herbst 1938 hielt England die Grenzen Palästinas gegen die jüdische Einwanderung so gut wie gesperrt, und es war nicht die britische Regierung, es waren die jüdischen Londoner Bankiers, die damals dem Dr. Schacht ihre Unterstützung seines Auswanderungsplanes zusicherten. Warum dieser nicht zustande kam, habe ich berichtet. - Etwa acht Wochen später, im Februar 1939, erfuhr man aus Pressemeldungen, "der Kolonialminister Mac-Donald habe im englischen Unterhaus eine Forderung der Labour-Opposition auf sofortige Aufnahme von 10 000 jüdischen Kindern aus Deutschland und

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ihre Verbringung nach Palästina abgelehnt." - Das ist schon schlimmer als Gleichgültigkeit; das ist bewußte Mißachtung der jüdischen Notlage! Da dachte selbst ein Dr. Goebbels judenfreundlicher, als er um jene Zeit die Auswanderung energisch zu fördern suchte - freilich mit dem Unterton zynischer Ironie, die ihn erklären ließ: "Laßt doch die Juden nach Palästina ziehen: sie werden sich dort gegenseitig auffressen!"

Noch nach dem Einmarsch der Deutschen in Österreich und der Tschechoslowakei reisten mit offizieller deutscher Bewilligung jüdische Auswanderergruppen über Jugoslawien, Rumänien und Griechenland ans Mittelmeer; in einzelnen Fällen entließen die Nazis selbst Juden aus den KZs und Gefängnissen, wenn sie auswandern wollten. Auch für die Zeit von 1939 bis 1940 (also bereits im Kriege) steht fest, daß mindestens zwanzig jüdische Auswanderungstransporte von je etwa tausend Seelen die Städte Prag und Wien verließen, um über See nach Palästina weiterzufahren. Die Engländer aber eröffneten aus ihren Patrouillenbooten das Feuer auf diese illegalen Einwanderungsschiffe, verwundeten und töteten jene Juden, die den Nazis entkommen waren, oder nahmen sie gefangen und hielten sie hinter Stacheldraht, bis sie schließlich die illegale Einwanderung ganz unterbanden: sie weigerten sich, die jüdische Masseneinwanderung nach Palästina zu gestatten. Das blieb auch nach dem Kriegsende so: noch 1947 wurden aus Bayern emigrierte Juden von den Engländern im Mittelmeer abgefangen und auf Zypern in dem berüchtigten KZ Latrun interniert.

Besonders tragisch gestaltete sich das Schicksal derjenigen Juden, die auf "Schiffen ohne Hafen" über die Meere irrten, nirgendwo an Land gelassen wurden und zum großen Teil elend umkamen. Ich will hier nur von zwei solchen Schiffen berichten:

In Rumänien drückte während des Krieges die Regierung Antonescu beide Augen zu, als unter Mithilfe des schweizerischen Roten Kreuzes (sein Vertreter war Charles Kolb) die jüdische Auswanderung organisiert wurde. So verließ im Jahr 1942 das Schiff "Struma" den Hafen von Constanza in Richtung Palästina; es hatte 838 Juden an Bord: 768 Erwachsene und 70 Kinder. Nach abenteuerlicher Fahrt, mitten im Kriege, erlebten die Auswanderer ihre erste, unvorstellbare Enttäuschung: die britischen Sicherheitstruppen an Palästinas Küste ließen das Schiff nicht ankern; es wurde schließlich zur Umkehr gezwungen. Also fuhr die "Struma" bis zu den Gestaden der Türkei zurück: aber auch hier ließ man die Passagiere nicht an Land gehen! Das unselige Schiff stach abermals in See, fuhr vor der türkischen Küste auf eine Treibmine und sank mit Mann und Maus: keiner an

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Bord überlebte! Die englische Presse, nicht faul, erklärte wahrheitswidrig, das Schiff sei von den Deutschen torpediert worden; so deckte sie mit einer Propagandawoge ihre eigene, ungeheuerlich zu nennende Schuld zu.

Wie dokumentarisch bereits bewiesen, wurde die "Struma" von einem sowjetischen Unterseeboot aus Versehen torpediert. Diese historische Tatsache paßt aber nicht in das Konzept unserer Chauvinisten, die mit Geschichtsfärbung und Haß predigen ihr tägliches Brot verdienen. Sie nehmen ganz einfach geschichtliche Tatsachen nicht zur Kenntnis.

So schrieb der in den USA lebende, aus Rumänien stammende Publizist A. Schönfeld anläßlich der vierundzwanzigjährigen Wiederkehr der "Struma"-Tragödie in der Münchener Neuen Jüdischen Zeitung vom 25. März 1966, Seite 3, unter anderem:

"Die nazistischen Spione in der Türkei erfuhren, daß der Transport in Konstantinopel angelangt sei und verständigten ihren Führer, den Nazi-Ambassadeur von Papen. Dieser faßte den Beschluß: das Schiff muß sinken . . . Die Deutschen lauerten wie Raubtiere auf ihre Opfer. Sie haben ein Torpedo aus einem Unterseeboot abgeschossen und das Schiff, das den Namen "Struma" trug, zerschmettert."

Möge Jehova auch diesen verirrten Publizisten, der eindeutig gegen das Gebot "Du sollst kein falsches Zeugnis ablegen" (2. Moses, 20, 16) verstößt, zur Besinnung kommen und wieder auf Wege der Wahrheit und Gerechtigkeit finden lassen, bevor er noch weiteren Schaden nicht nur bei unserem Volk anrichtet, der nicht mehr gutzumachen wäre.

Der andere tragische Fall dieser Art hatte sich bereits drei Jahre früher, 1939 abgespielt; ich berichte ihn schon hier, obgleich er nicht in Englands Schuldbuch, sondern in das der USA eingeschrieben werden muß und somit in einen späteren Abschnitt gehört. Im Sommer 1939, also noch vor Kriegsausbruch, hatte das deutsche Auswandererschiff "St. Louis" mit einer großen Anzahl ausgewanderter Juden an Bord seinen europäischen Hafen verlassen und war bereits unter der Freiheitsstatue angelangt, die die Hafeneinfahrt von New York -"bewacht", muß ich hier schon schreiben -, als die Hafenbehörden das Schiff unter Quarantäne stellten, um es nach langwierigen Schikanen schließlich zur Umkehr nach Europa zu zwingen, ohne daß nur einer der Passagiere die Erlaubnis erhalten hätte, den Boden des so heiß ersehnten Landes der "Freiheit" zu betreten, - und das, obwohl Präsident Roosevelt nicht lange zuvor den Juden Dickstein zum Einwanderungskommissar für die USA ernannt und mit wahrhaft einmaligen Vollmachten dafür ausgestattet hatte. (Ich komme auf diesen Herrn

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Dickstein später zurück) Die jüdischen Auswanderer an Bord der "St. Louis" waren entsetzt, trostlos, wütend, empört, ja verzweifelt; einige sprachen offen aus, hinter dem Landungsverbot müsse der aktive Zionismus in Palästina stecken, der alle Auswanderer ausschließlich in sein Land zwingen wolle, ohne es doch zu können! Andere Juden an Bord drohten der kaltherzigen Hafenpolizei mit Selbstmord, und einige von ihnen vollzogen ihn auch; das Schiff aber mußte nach Deutschland zurückfahren, nachdem der Kapitän auch in mexikanischen Häfen keine Möglichkeit gefunden hatte, seine Passagiere an Land zu bringen. So handelten damals die "Gönner" des jüdischen Volkes - sie, aus deren Reihen später die Ankläger gegen den Papst Pius XII. und gegen die deutschen Regierungen aufstanden, um eigene Schuld auf diese abzuwälzen!

Während des Krieges, am 17. Dezember 1942, erklärte Anthony Eden im englischen Unterhaus, und zwar namens der unlängst ausgerufenen "Vereinten Nationen" (UN) zu den deutschen Judenverfolgungen, daß die deutschen "Kriegsverbrecher" ihrer Bestrafung nicht entgehen würden! - Der englische Außenminister scheint damals, da er von deutschen "Kriegsverbrechern" sprach, über die Hintergründe dieser Kennzeichnung recht gut unterrichtet gewesen zu sein; warum aber hat er vor dem Unterhaus kein Wort darüber verloren, wie die Alliierten diesen Verbrechen entgegenzutreten gedächten? Sie dachten offenbar überhaupt nicht daran: sie rollten die Riesenwalze ihrer Heuchelei über den deutschen Gegner und wuschen ihre Hände in Unschuld - allem zum Trotz, was sie selber seit Jahren am jüdischen Volke gesündigt hatten.

1943 trafen in Washington Roosevelt, Churchill und Eden zu politischen Gesprächen ein. Unter anderem wurde auch über ein Angebot Hitlers diskutiert. Hitler war gesonnen, den Alliierten 70 000 bulgarische Juden bedingungslos zu übergeben. Der amerikanische Schriftsteller Robert E. Sherwood schreibt über diese Konferenz unter anderem:

"Eden sagte damals: Das europäische Judenproblem ist sehr schwierig, und wir sollten mit einem Angebot, die bulgarischen Juden aufzunehmen, sehr vorsichtig sein. Falls wir es tun, dann werden die Juden in der ganzen Welt von uns erwarten, daß wir auch polnische und deutsche Juden aufnehmen, und es ist durchaus möglich, daß Hitler derartige Angebote macht."

Nach vorhandenen USA-Dokumenten machte Hitler tatsächlich weitere Angebote in dieser Richtung. Er wollte 5 000 jüdische Kinder aus dem KZ befreien, diese im Austausch gegen eine gleiche Zahl deutscher Zivilinternierter in England.

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"Die Briten weigerten sich, die deutschen Zivilisten freizulassen, und begründeten es damit, daß die jüdischen Kinder keine Engländer seien."

Dieses ungeheuerliche Verhalten britischer Politiker wie auch des USA-Präsidenten nehmen zionistische "Historiker" nicht zur Kenntnis. Damit dieses Vergehen übertüncht wird, schiebt man Pius XII. und dem deutschen Volk die Schuld zu. Für dies "Übersehen" zeigen sich manche englische Journalisten den Zionisten gegenüber dankbar und leisten ihnen bei jeglicher Gelegenheit Schützenhilfe. Als zu Beginn des Monats Mai 1966 Wirtschaftsverhandlungen zwischen der Bundesrepublik und Israel in Bonn stattfanden, gab es Schwierigkeiten. Darüber schrieb das britische Wirtschaftsblatt "The Economist" unter anderem:

"Angesichts der nicht wieder gutzumachenden Schuld Deutschlands gegenüber dem Judentum . . ."

In Anbetracht der oben umrissenen Handlungsweise der verantwortlichen britischen Politiker steht man sprachlos vor solchem Zynismus britischer Journalisten.

Seine Palästinasperre gegen die Juden führte England auch nach dem deutschen Zusammenbruch vom Frühjahr 1945 unbekümmert weiter, obgleich die USA sich jetzt nachdrücklichst für die jüdische Einwanderung ins Gelobte Land einsetzten. Die Amerikaner begünstigten die "hektische Tätigkeit der zionistischen Werber", die ins amerikanisch besetzte Bayern einströmten und die dort zusammengedrängten polnischen Juden nach Palästina zu befördern suchten. Das ging anfangs auch glatt vonstatten, bis die Engländer diesem von den Amerikanern großzügig geförderten "Menschenschmuggel" auf die Schliche kamen und die offensichtlich illegale Verfrachtung von Juden nach Palästina mit ihren längst erprobten Methoden abwürgten. Fanden sich gar russische Juden unter den Gestoppten, so machte sich das "perfide Albion" kein Gewissen daraus, diese Unglücklichen den Sowjetbehörden auszuliefern.

Aber auch die nicht an Rußland zurückgelieferten osteuropäischen Juden mußten erkennen, daß die Hoffnung, die sie seit dem Mai 1945 auf ihre 'Befreiung' gesetzt hatten, trügerisch und illusionär gewesen war: nur allzu viele von ihnen wurden wie Stückgüter von einem Land ins andere verrollt und fanden alles Elend wieder, nur keine Freiheit. Zahlreiche Nicht-Zionisten, die der Zeitstrom nach Süddeutschland geschwemmt hatte, wünschten hier für dauernd seßhaft zu werden und suchten durch Anträge bei den Behörden ihre Einbürgerung in Bayern und einigen Nachbarländern zu erreichen, während die noch in Polen sitzenden Juden von Agenten über die Lager un-

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terrichtet wurden, die man in Deutschland für sie bereit hielt: das machte sie wieder unschlüssig: vor ihrem geistigen Auge stand sogleich das Bild des KZs, das sie unlängst erst verlassen hatten; dabei waren sie es müde, allzu müde, weiterhin den unseligen Ahasver zu spielen, und niemals Ruhe zu finden. Sie begriffen, daß auch die Siegermächte ein unredliches Spiel mit ihnen trieben: auf die englischen Schikanen folgten für die "Heimverfrachteten" jetzt russische und tschechische Schikanen! Wohl gab es Kreise, die auf internationale Lösungen der peinlichen "Transportfrage" drängten, etwa durch die UNNRA: doch auch hier gab es unliebsame Mißverständnisse und Querschüsse . . .

Ein Beispiel: England hatte seinen Generalleutnant Sir Frederick Morgan zur UNNRA abgeordnet, wo er sich mit den Problemen der "Displaced Persons" zu befassen hatte, und dieser Offizier gab im Januar 1946 zu Protokoll: es bestehe eine geheime Organisation mit dem Ziel, eine illegale Massenauswanderung der Juden aus Europa zu bewerkstelligen. - Der damalige Generaldirektor der UNNRA in New York, Lehmann, stellte daraufhin den Engländer zur Rede; doch dieser versicherte ihm, er sei keineswegs Antisemit, und so tat man ihm zunächst nichts, bis La Guardia den Posten von Lehmann übernahm: bei ihm setzten die Quertreiber es durch, daß England seinen gewissenhaften General Morgan abberief; sein Nachfolger in der UNNRA wurde Meyer Cohen, ein Prozionist.

Was nun hatte Morgans Feststellung zugrunde gelegen? Eine Massenverschiebung im wortwörtlichsten Sinne! Jene "berufszionistischen" Emissäre in Polen, die Zutreiberdienste für Palästina leisteten, sahen mit der Zeit ihre Felle davonschwimmen: obwohl sie bereits 200- bis 250 000 Ostjuden nach Bayern hineingeschleust hatten, war die Zionistische Werbezentrale nicht zufrieden; sie wollte noch mehr Einwanderer angesammelt sehen und heizte ihren Werbern in Polen ein! Diese aber fanden damals kaum noch gläubige Schäflein für ihre "Rekrutierungen" und sannen fieberhaft auf neue Mittel und Wege - und siehe: plötzlich kam ihnen der Christengott - oder war es der liebe Jehova Höchstselber? - zu Hilfe: im Sommer 1945 brach wie ein Blitz aus heiterem Himmel über das polnische Städtchen Kielce ein Judenpogrom herein, mit Toten und Verletzten, mit Entsetzen, Grausen und Massenflucht aus Kielce. Das Unerträgliche an diesem völlig unerwarteten Ereignis bleibt, daß eine Gruppe scharfsinniger Beobachter damals sofort erklärte, der Pogrom sei auf zionistische Anstiftung zurückzuführen! Ja, man hörte haarsträubende Dinge; doch selbst Kenner der zionistischen Aktivität wehren sich dagegen, solche unbewiesenen und kaum noch nachprüfbaren Behauptungen ein-

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fach hinzunehmen! Hier wäre es nun wirklich angebracht, ja notwendig, daß im Interesse eines sauberen jüdischen Schildes sich unsere Historiker bemühten, die Wahrheit festzustellen, um lügnerischen Legenden das Wasser abzugraben! Die Möglichkeit genauer Nachforschungen ist durchaus gegeben; denn es lebt heute noch im Westen eine Zahl von Augenzeugen jenes Pogroms; ihre Anschriften sind beim Verfasser zu erfragen.

Das Fanal von Kielce brachte neue Bewegung in die Reihen der auswanderungsbereiten Ostjuden, und ihr Flüchtlingsstrom nach Bayern setzte von neuem ein. Die Berufszionisten, die diesen Strom lenkten, sollen alle einer geheimen Organisation angehört haben, die schon kurz vor dem Kriegsende gegründet worden war und sich unter dem Namen Briecha (Flucht) tarnte; auf sie hatte Sir Frederick Morgan die UNNRA hingewiesen. - Ob nun die Briecha den Briten ein Dorn im Auge war oder nicht, - wir Juden fragen uns auch in diesem Falle wieder: warum hat dieser Geheimbund nicht früher schon, als man noch Juden zu Tausenden ausrottete, seine Aktivität entfaltet, um ihnen zur Flucht zu verhelfen? Warum tauchte er erst auf, als die Gefahr vorüber war, und man aus der Judenverfrachtung ein gutes Geschäft machen konnte, ohne das eigene Leben zu gefährden?? Müssen wir denn immer wieder erleben, daß von unseren eigenen Glaubensbrüdern die Idee der Menschlichkeit zum Geschäft abgewertet wird, weil die elende Lebensangst einen mutigen Einsatz verwehrt, solange dieser gefährlich erscheint? Ein großer Deutscher hat das Wort geprägt: Deutsch sein heißt, eine Sache um ihrer selbst willen tun! Sollte dieses stolze Wort nicht erst recht für uns Juden gelten dürfen??

Englands judenfeindliche Palästinapolitik hielt bis zur Ausrufung des Staates Israel im Mai 1948 und auch noch über diesen Zeitpunkt hinaus unbeirrbar an; doch dieses Schlußkapitel der britischen Intransigenz gehört in einen späteren Abschnitt meines Buches, während es mir in diesem Kapitel nur darauf ankam, aufzuzeigen, inwieweit England sich vor dem Zweiten Weltkrieg und während seiner Dauer den ihm möglich gewesenen Judenrettungen widersetzt hat. Daß dies gar so hartnäckig geschehen konnte, ist nicht zuletzt das grausame Verdienst e i n e s Mannes gewesen.

Winston Churchills unheilvolle Rolle

Es gehört zu den sentimentalen Gepflogenheiten urteilsloser Gemüter, einem Verstorbenen mit dem billigen Wort zu huldigen: de mortuis nil nisi bene!; doch auf Männer, die in ihrem langen Leben

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eine bedeutende und in mancher Hinsicht unheilvolle Rolle - sei es als Denker, Staatsmann oder Feldherr - gespielt haben, sollte man obigen Grabspruch nicht anwenden, wenn man vermeiden will, als frommer Heuchler oder als blöder Ignorant dazustehen. Das gilt in besonderem Maße von dem verstorbenen Winston Churchill, den englische Pressetrompeter schon zu seinen Lebzeiten als einen "großen alten Mann" zu preisen pflegten und es nach seinem Tode auch noch tun, weil die Mehrheit der öffentlichen Meinung es nicht zugeben will, daß dieser Gewaltmensch recht eigentlich zu den Totengräbern des British Empire gehört. Wenn aber andere Völker - oder doch ihre Stimmungsmacher - diese Laudatio gedankenlos nachplappern, so zeugt das nicht von politischer Verstandesschärfe! Namentlich die Deutschen, aber auch wir Juden haben keinen Grund, die Freveltaten eines Mannes zu verherrlichen, die das deutsche wie das jüdische Volk aufs schwerste getroffen haben.

Einer meiner Freunde pflegte zu sagen, Churchill erinnere ihn an einen Bullenbeißer, der stets zubeißt, bevor er nachdenkt, und hinterher vor Ingrimm nach dem eigenen Schwanze schnappt. - Das ist zutreffend, aber reichlich kräftig ausgedrückt, doch keineswegs kräftiger als Churchills eigene Äußerung von 1945: man müsse das deutsche Volk jetzt im eigenen Saft schmoren lassen! - und seine spätere von 1948: England habe mit Deutschlands Abschlachtung das falsche Schwein geschlachtet! - Er beliebte sich selber schon in jungen Jahren als "altes Kriegsroß" zu bezeichnen, und er dürfte als alter Mann wohl nur boshaft gegrinst haben, wenn beflissene Schreiberlinge ihn - mit schrägem Blick auf seine Landschaftspinseleien - als "großen Humanisten" oder - mit verlegenem Blick auf seine Politik - als "großen Moralisten" feierten; denn gerade die Moral hat in seinem langen Leben stets die denkbar kleinste Rolle gespielt.

Geboren 1874, nahm der junge Churchill als Pressereporter zeitweilig am Burenkrieg teil: in ihm gewann er angesichts der berüchtigten Konzentrationslager, in denen Lord Kitchener die Frauen und Kinder der kämpfenden Buren verkommen ließ, die Erkenntnis, daß Grausamkeit die stärkste aller Kriegswaffen sei, und an dieser Erkenntnis hielt er lebenslänglich fest. Seit 1900 Mitglied des Unterhauses, seit 1911 Marineminister, veranlaßte er im Ersten Weltkrieg den verlustreichen Angriff auf die türkischen Dardanellen, nach dessen Scheitern er 1915 zurücktreten mußte, um aber zwei Jahre später wieder als Munitionsminister und nach dem Kriegsende zunächst als Kriegsminister (1919/21) und als Staatssekretär für die Kolonien (1921/22) zu amtieren. Er scheint die Friedenszeiten in Europa lediglich als Sprungbretter in den jeweils nächsten Krieg angesehen zu ha-

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ben: denn im Jahr 1923 schrieb er: "Ich bin dafür, methodisch bereitete Bazillen absichtlich auf Menschen und Tiere loszulassen: Mehltau, um die Ernten zu zerstören, Anthrax, um Pferde und Vieh zu vertilgen, Pest, um damit nicht nur ganze Armeen, sondern auch die Bewohner weiter Gebiete zu töten. Das alles nenne ich fortschrittliche Kriegsführung." - Ein Jahr später, 1924, erklärte er der beglückten Mitwelt: "Es wird sich das nächste Mal darum handeln, Frauen und Kinder, ja die Zivilbevölkerung überhaupt zu töten, und die Siegesgöttin wird sich zuletzt jenem vermählen, der dies im gewaltigsten Ausmaß zu organisieren versteht!"

Man holt unwillkürlich tief Atem und verstummt erschüttert, wenn man diese Bekenntnisse einer schönen Seele, die ein Attila öder ein Tschingis Khan geäußert haben könnte, sich Wort für Wort auf der Zunge zergehen läßt. Churchill hat diese seine menschenfreundlichen Forderungen stets aufrecht erhalten und nie widerrufen; in diesem Punkte war er kein typischer Engländer: niemals hat er die Heuchelei zur Religion erhoben, und auf ihn wenigstens kann man das Wort, ". . . daß die Geschichte der britischen Diplomatie von Täuschung und Betrug übelster Art durchsetzt war . . ." (Professor Hoggan in seinem Werk "Der erzwungene Krieg") beim besten Willen nicht anwenden: Churchill ersetzte für sein Teil die landläufige englische Heuchelei durch seine einmalige brutale Offenheit, und manche scheinen ihm das sogar als Verdienst angerechnet zu haben.

Als in London Beratungen über den Morgenthau-Plan und Reparationen im Gange waren, meinte Churchill: "Daß man den Deutschen Nahrungsmittel, aber auch Industrie und sogar Waffen lassen müsse, einfach weil sie so gute Soldaten seien, die man gegen die Russen als Hilfstruppen brauche." (Baron Mosran of Manton, Churchills Leibarzt in seinem Buch "Der Kampf ums Leben".)

Während sowjetische und britische Armeen gegen deutsche kämpften, selbst Churchill verschiedene Glückwunschbotschaften mit Stalin austauschte und der Zweite Weltkrieg noch lange nicht zu Ende war, schmiedete dieser schon neue Kriege, diesmal gegen seine Verbündeten die Russen, die Deutschen auf seiner Seite einkalkulierend. Meisterhaft verstand es Churchill, Völker anzuzetteln, auszuspielen und zu verheizen.

Denkt man an die Millionen deutscher Toter, die Churchills Luftangriffe auf deutsche Großstädte, und Flüchtlingshaufen, die seine Bewilligung der grausamen Austreibung aller Sudetendeutschen unter die Erde gebracht haben, und die seinem Gewissen aufgebürdet sein müßten, wenn er eines gehabt hätte, - denkt man ferner an das vielfache namenlose Elend, das seine Kriegsmethoden dem jüdischen

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Volk angetan haben, dann bleibt es ein Geheimnis der unsterblichen Servilität, wieso daraufhin die deutsche Stadt Aachen diesem Würger nach Deutschlands Zusammenbruch ihren "Karlspreis" zu verleihen wagte, und der Staat Israel unlängst den nunmehr Toten durch die Anlegung eines Ehrenhains bei Nazareth zu verherrlichen geschmacklos genug ist. - Nicht nur geschmacklos, sondern auch im höchsten Grade würdelos und unwahr war es, daß das Deutsche Fernsehen, in einer seiner sonntäglichen "Frühschoppen-Sendungen" dem verstorbenen Churchill bescheinigte, daß er in seiner politischen Wirksamkeit "sich von moralischen Prinzipien habe leiten lassen!" Wer solche Sprüche ernst nimmt oder gar glaubt, muß ein Idiot sein, (Das griechische Wort heißt verdeutscht: der Privatmann. Ich habe mich somit noch sehr milde und rücksichtsvoll ausgedrückt.)

Die Österreicher zum Beispiel haben über Churchill eine ganz andere Meinung als die Herren vom Deutschen Fernsehen. So bringt der "Wiener Montag", eines der größten österreichischen Wochenblätter, in einer Ausgabe vom April 1966 einen Aufsatz unter der Überschrift "Tarnungsmanöver eines schlechten Gewissens". Dort ist unter anderem zu lesen:

"Die Menschenrechtskommission der UNO hat sich kürzlich in einem Appell an alle Länder der Erde gewandt, jede Verjährungsfrist bei der Verfolgung von Kriegsverbrechen aufzuheben. Dieser Schritt entspringt unmittelbar der Absicht, die Rache am deutschen Volk endlos fortzusetzen. Könnte er aber zu einer weltverbindlichen Verpflichtung führen, wäre er zu begrüßen. Denn dann bestünde die Möglichkeit, zu fernen Zeitpunkten - wenn sich Denk- und Machtverhältnisse gewandelt haben - auch nichtdeutsche Kriegsverbrecher hervorzuholen und vielleicht sogar Verstorbene nachträglich und gerichtsmäßig als Kriegsverbrecher zu deklarieren. Da wäre der Grand Old Man, Churchill, einer der ersten."

Daß Churchill für Adolf Hitler während der ersten Jahre des Dritten Reiches große Sympathie, ja sogar starke Bewunderung hegte - Hitlers Gewaltnatur sprach ihn kongenial an - 'ist bekannt, auch wenn die Weltpresse diese Tatsache seit 1945 beflissen auszutilgen sucht. In seinem Buch "Great Contemporariers" (Große Zeitgenossen) wie auch in anderen Schriften und Reden hat er dem Führer der Deutschen ganz offen seine Bewunderung gezollt; er hat ihn telegraphisch zum großen Erfolg der Berliner Olympischen Spiele von 1936 beglückwünscht; ja, noch mehr als zwei Jahre später erklärte Churchill in seiner Schrift "War and Peace" (Krieg und Frieden) im XVIII, Kapitel unterm 11. November 1938 folgendes: "Sollte unser Land besiegt werden, so hoffe ich, daß wir einen Führer finden, der uns

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auf ebenso bewundernswerte Weise neuen Mut gibt und uns unseren Platz unter den anderen Völkern wieder erobert."

Während man bis heute nach den Papst Pius XII., allen Gegenbeweisen zum Trotz, der "Nazifreundlichkeit" beschuldigt, schweigt man über Churchills Lobreden auf Hitler: kein Hochhuth wird ein Schauspiel, kein Friedländer eine geschichtliche Abhandlung schreiben, die den politisch entarteten Nachkommen des Herzogs von Marlborough ins kritische Scheinwerferlicht stellt und die Zerrissenheit seines Naturells enthüllt. Im Gegenteil auf ihn werden Loblieder gesungen, solange die Legende vorhält, er habe seinem Lande den Sieg erkämpft. Wäre Churchill als Deutscher in Deutschland geboren, dann hätte er den Krieg verloren und stünde heute als Wahnsinniger, als Verbrecher da. Umgekehrt: wäre Hitler in England als Engländer geboren und hätte diesem Land den Krieg gewonnen, dann wäre er als einer der größten Staatsmänner von höchsten moralischen Qualitäten gefeiert worden, und die Nachwelt würde ihm prunkvolle Denkmäler errichten. - Die abendländische Menschheit beugt sich demütig nur vor dem Erfolg, also vor einer Äußerlichkeit, kaum jemals aber vor den inneren Werten einer großen Persönlichkeit. Hätte Friedrich der Große den Siebenjährigen Krieg verloren, würde man ihn als einen größenwahnsinnigen Hazardeur dem Spott der Hirnlosen preisgeben . . .

Nach dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges, den die Welt, laut Professor Hoggan, in erster Linie dem englischen Außenminister Lord Halifax verdankt, hatte Churchill, damals wieder einmal Marineminister, für seine Hitler-Begeisterung keine Verwendung mehr; dafür entsann er sich jetzt seiner gelegentlichen Äußerungen, er sei nicht nur zionistenfreundlich, sondern selber ein Zionist! Ob nun David Ben Gurion ihm diese Selbstkennzeichnung geglaubt hat oder nicht - jedenfalls hat er unlängst einem Hörsaal der Technischen Hochschule in Haifa den offiziellen Namen "Winston Churchill" an die Supraporte gesetzt. - Praktisch machte Churchill nun freilich keinen Gebrauch von dieser seiner stupenden Mitgliedschaft; im Gegenteil: als er 1940 Premier geworden war, begann er wiederum an der Balfour-Declaration zu rütteln, schon 1923 mißbrauchte er das britische Mandat über Palästina dahingehend, daß er einen Teil dieses Mandatsgebietes, nämlich den Jordan-Teil, der britischen Verwaltung entzog und als souveränen Staat einem arabischen Herrscher unterstellte: damit hat Churchill höchst eigenmächtig Palästina geteilt und alle späteren Machtkämpfe ums Jordantal angebahnt. Die britische Regierung gab damals jenes Weißbuch heraus, das Churchills Unterschrift trägt, und sie nötigte quasi die Zionistenführer, es anzuer-

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kennen, andernfalls sie von den Briten nicht als politische Autorität anerkannt worden wären. Das verursachte scharfe Debatten in den Reihen des Weltzionismus: es begann die heftige Kontroverse zwischen Jabotinski und Weizmann (ich komme auf sie noch zurück), die dazu führte, daß der erstere die bekannte "Revisionistische Partei" gründete, mit der er sich in Opposition gegen die damalige zionistische Führung im allgemeinen und im besonderen gegen Weizmann setzte, den er der Englandhörigkeit bezichtigte. - Jenes Weißbuch ließ auch keine sinnvolle Einwanderung palästinafreudiger Zionisten zu: denn einer der wichtigsten Punkte des Weißbuches war, daß die Einwanderung Schritt halten müsse mit der Aufnahmefähigkeit des Landes und mit seiner wirtschaftlichen Sicherung. Da aber alles bewegliche wie unbewegliche Gut fast ausschließlich in arabischem Besitz war, blieb zionistischen Pionieren kaum ein Spielraum.

Bevor ich mich mit Winston Churchills weiterer Einstellung zu den Fragen und Nöten des Judentums, namentlich auch der polnischen Juden, des näheren befasse, scheint es mir geboten, die englischen Luftangriffe auf deutsche Städte zu beleuchten, für deren frevelhafte Durchführung bis zum Kriegsende der Premier Churchill die volle Verantwortung trägt; er hat sich dieser Verantwortung auch des öfteren gerühmt mit jener offenen Brutalität, die einen Staatsmann noch immer aufs Niveau eines grobschlächtigen Massenmörders herabgedrückt hat.

Es steht eindeutig fest, daß im Zweiten Weltkrieg die ersten Luftangriffe auf unbefestigte Städte und zivile Wohngebiete von der Royal Air Force (RAF) ausgegangen sind, und daß Hitler, der damals eine Versöhnung mit England anstrebte, mindestens sechs Monate lang nicht zurückschlug, vielmehr das englische Zivilleben bei deutschen Luftangriffen zu schonen befohlen hatte; erst als seine wiederholten Ankündigungen von Gegenmaßnahme überm Kanal drüben auf taube Ohren gestoßen waren, ließ er die deutsche Luftwaffe zu Vergeltungsschlägen ausholen, die so vernichtend ausfielen, daß die Londoner Presse ins bewährte Wutgeheul der gekränkten Unschuld ausbrach und die armen Insulaner zu Märtyrern stempelte - as usual.

Nachdem so die Luftbarbarei beiderseits entfesselt worden war, aber auch weiterhin britischerseits weitaus brutaler betätigt wurde, konnten die scheußlichsten Verbrechen nicht ausbleiben, und namentlich die englischen Luftmorde bewogen den Papst Pius XII., in meiner Rundfunkansprache vom Heiligen Abend 1942 zu erklären: "Dieses Gelöbnis (für die Opfer zu beten und ihren Hinterbliebenen nach besten Kräften zu helfen) schuldet die Menschheit den vielen Tausen-

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den von Nichtkämpfern, Frauen, Kindern, Kranken und Greisen, denen der Luftkrieg . . . Leben, Besitz, Gesundheit, die Stätte der Caritas und des Gebetes geraubt hat."

Was Winston Churchill und sein ihm höriger Luftmarschall Sir Arthur Harris namentlich gegens Kriegsende hin sich an hemmungsloser Brutalität geleistet haben, ist bekannt und soll hier nur kurz rekapituliert werden: Städte wie Breslau, Köln, Stettin, Würzburg (um nur einige zu nennen) waren schließlich bis zu 75 Prozent zerstört; in Hamburg waren 300 000 Wohnungen zerstört worden, und auf die völlig sinnlose, nur von Blutgier diktierte Vernichtung Dresdens, die erfolgte, als der Krieg längst entschieden war, auf diese schauerlich-einmalige Untat - Churchill hatte sie ausdrücklich zwecks Auslöschung von einigen hunderttausend deutschen Ostflüchtlingen befohlen - brauche ich kaum noch hinzuweisen. Im Ganzen sind durch die Luftangriffe der RAF und der amerikanischen Nachtgeschwader 600'000 deutsche Menschen umgekommen; davon waren rund 80 000 Kinder unter vierzehn Jahren. Diese Zahlen stehen fest; die verschiedenen Phasen jener Luftangriffe sind britischerseits genau aufgezeichnet in drei amtlichen Veröffentlichungen: 1) "Die Rechtfertigung der Bombardierung" von Staatssekretär J. M. Spaight, 1944, 2) "Der ungleiche Kampf", eine von der Historischen Abteilung des britischen Luftfahrt-Ministeriums sanktionierte Darstellung aus dem Jahr 1953, und 3) das umfassende zweibändige Werk "Die strategische Luftoffensive gegen Deutschland", herausgegeben von H. M. Stationery Office, London 1961.

Der verbreitete Ruf Sir Winston Churchills, ein großer Militärstratege gewesen zu sein, ist von einem führenden britischen Fachmann in Zweifel gezogen worden. In einem Artikel in der Zeitschrift Encounter etwa Mitte März 1966 gibt der siebzigjährige Militärhistoriker Sir Basil Liddell Hart dem britischen Kriegspremier die Schuld an zahlreichen militärischen Fehlentscheidungen. Liddell Hart wirft Churchill sogar einen allgemeinen Mangel an Einsicht in militärische Notwendigkeiten vor. Nichts habe schließlich Großbritannien mehr vor dem endgültigen Zusammenbruch bewahrt als der Eintritt der USA in den Krieg. Danach, so meint Hart, sei Churchill wenig mehr als ein militärischer "Adjutant" des amerikanischen Präsidenten Roosevelt gewesen.

Wenn die heutige, durchweg konformistische deutsche Tagespresse und ihr großes Zeitschriftengefolge zu diesen unmenschlichen Untaten der Westmächte, vor allem Englands, auch heute noch beharrlich schweigt, anstatt sie nach Gebühr anzuprangern, so erklärt sich das vor allem aus der knechtischen Angst der westdeutschen Publizistik,

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sie könne durch die Brandmarkung jener Schandtaten in den Verdacht geraten, die vergangene Hitler-Regierung auch nur im geringsten zu rechtfertigen, was für sie selber angeblich tödlich wäre; denn der seit Professor Hogganís Vorstoß vielzitierte Satz: "Wer die Alleinschuld Deutschlands am Zweiten Weltkrieg bestreitet, entzieht der Nachkriegspolitik ihr Fundament!" umschließt auch den unausgesprochenen Nachsatz: "Wer die Sünden der Westmächte im Zweiten Weltkrieg sichtbar macht und zur Anklage formuliert, sägt an dem Konjunktur-Ast, auf dem er selber sitzt!"

Ich als Jude und Angehöriger eines Volkes, dem im letzten Krieg die vielleicht schwersten Blutopfer unter allen Völkern auferlegt worden sind, weiß mich von derartigen Ängstlichkeiten frei: ich nenne das Kind beim Namen, weil mein Gerechtigkeitsgefühl dies verlangt, und wenn es auch nicht meine Aufgabe ist, in Fragen der deutschen Rechtfertigung "bonniger als Bonn zu sein" (wozu leider nicht viel gehört), so bin ich um so mehr berechtigt, ja verpflichtet, das Verhalten der Westmächte - hier zunächst: Winston Churchills - gegenüber den jüdischen Belangen zu untersuchen und da anzuprangern, wo seine Menschlichkeit versagt hat.

Als im Jahr 1942 die Leiden der Juden in Polen unter der deutschen Besatzung ein schlimmes Ausmaß annahmen, wurde Churchill durch den damals in London sich aufhaltenden Arbeiterführer Artur Siglbaum auf diese furchtbare Notlage aufmerksam gemacht. Siglbaum vertrat die Belange der ehemaligen jüdischen Arbeiterpartei "Bund" in Polen; auch war er Verbindungsmann zwischen der polnischen Exilregierung in London und den jüdischen Untergrundkämpfern in Warschau. Als er den Eindruck gewinnen mußte, daß die Exilregierung sich für die polnischen Juden nur sehr schwächlich oder gar nicht einsetzte, ließ er über einige britische Labour-Abgeordnete seine schwerwiegenden Informationen mit allen Unterlagen in Churchills Hände gelangen, woraufhin Anthony Eden namens der Alliierten im Unterhaus gegen die deutschen Judenverfolgungen in Polen und anderswo protestierte. Daß diese lahme Geste auf Hitler keinen sonderlichen Eindruck machte, versteht sich; dabei hätten die Alliierten damals bestimmt schon wirksamere Möglichkeiten gehabt, ihrem Protest durch Gegenmaßnahmen den nötigen Nachdruck zu verschaffen. Als Siglbaum später die Katastrophe des jüdischen Widerstandes im Warschauer Getto kommen sah, und als seine Vorstellungen in London weiterhin auf Gleichgültigkeit stießen, gab er sich den Freitod auch er, wie so mancher andere Jude, scheint sich der Illusion hingegeben zu haben, daß sein Sterben das Gewissen

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der lebenden Mitschuldigen aufzurütteln und ihr Schuldbewußtsein in Aktivität zu wandeln vermöchte.

(In diesem Zusammenhang sei vorweggenommen, daß im Februar 1965 eine Gruppe jüdischer Vereinigungen an die Kunstkommission der New Yorker Stadtverwaltung das Ersuchen richtete, zwei Denkmäler zu errichten: eines für die Opfer der Warschauer Gettokämpfe, und eines für den Märtyrer Artur Siglbaum. Beide Ersuchen wurden abgelehnt. Daran, daß ein Denkmal für Siglbaum sinngemäßer in London als in New York zu errichten sei, scheinen die Antragsteller nicht gedacht zu haben, und an die beste Lösung: beide Denkmäler im Staat Israel aufzustellen, wagten sie sich gar nicht erst heran, weil sie das Fiasko ihrer - doch so wohlberechtigten - Planung und Pietät bei den Zionisten voraussahen. Hatte doch der israelische Postminister sich geweigert, zum 20. Jahrestag der Erhebung im Warschauer Getto eine Gedenkbriefmarke herauszubringen! Was fragte man in Tel Aviv nach den jüdischen Märtyrern in Polen?)

Manche jüdische Kreise halten es Winston Churchill zugute, daß er während des Krieges eine jüdische Infanterie-Brigade sowie eine nur aus Juden bestehende Fallschirmjäger-Einheit aufstellen ließ, die - wie man damals kundgab und auch heute noch behauptet - dem bedrängten europäischen Judentum soldatisch zu Hilfe kommen sollten. Praktisch sah die Sache freilich anders aus: von Kriegstaten jener Brigade hörte man nur wenig, und die Fallschirmjäger, die bekanntlich weit hinter den Kampflinien abgesetzt werden müssen, erhielten denn auch Aufträge verschiedenster Art, nur keine solchen, die dem europäischen Judentum zu helfen vermocht hätten; ja, man verpflichtete diese Freiwilligen sogar darauf, jede Berührung mit Vertretern der jüdischen Gemeinden peinlichst zu vermeiden!

Einige Beispiele: der heute in dem bei Haifa gelegenen Kibbuz lebende Jude Pinchas wurde 1943 unweit von Ploesti (Rumänien) abgesetzt, damit er die dortigen Petroleumsonden unterminiere - in einem Gebiet, wo es damals weit und breit keine Juden mehr gab, während es in Transnistrien, dem Verschickungsgebiet für die rumänischen Juden, sowie auch in der Umgegend von Czernowitz oder Bukarest große Judenansammlungen gab, denen Hilfeleistungen bitter not getan hätten! - Weiter: einer der heute leitenden Beamten einer israelischen Transportgesellschaft hatte über Ungarn abzuspringen mit dem strikten Befehl, jede Fühlungnahme mit den Leitern der jüdischen Hilfsvereine in Budapest unbedingt zu vermeiden (als ob sie nicht seine ureigenste Aufgabe gewesen wäre!). - Tragisch ist das Schicksal jener jungen Jüdin, die bei den Tito-Partisanen landete, keine Fühlung mit der dortigen Judenschaft aufnehmen durfte,

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verlassen im Lande herumirrte und sich schließlich nach Ungarn absetzen konnte, wo sie auf mysteriöse Weise umkam. Joel Brand, Eichmanns Gehilfe bei dem groß angelegten Versuch, eine Million ungarischer Juden noch gegen Kriegsende zu retten, erzählt in seinen später erschienenen Erinnerungen von jenem tapferen Mädchen, daß er es - bei seinen guten Verbindungen zu den Ungarn wie zu den Deutschen dort - bestimmt hätte retten können, wenn es nicht befehlsgemäß jeder Fühlungnahme mit ihm und seinen Mitarbeitern ausgewichen wäre.

Selbstverständlich liegt es mir völlig fern, die Heldentaten jener jüdischen Freiwilligen - und es gab viele wahre Helden unter ihnen! - zu schmälern oder gar zu bagatellisieren; wohl aber muß ich der Behauptung widersprechen, sie seien für die Rettung des europäischen Judentums gestorben: gestorben sind sie für angelsächsische Sonderinteressen und für nichts anderes! Wenn daher ein jüdischer Filmproduzent in der BRD sich heute anschickt, die Geschichte jener Fallschirmspringerin zu verfilmen, so wird bestimmt eine Geschichtsfälschung mit zionistischer Propagandaschminke, keinesfalls aber ein wahres Heldenlied dabei herauskommen.

Meine Meinung wird auch bestätigt von einem ehemaligen Führer der Mapai und der Hagana. Elieser Livne brachte jüngst den Mannesmut auf, in Jerusalem öffentlich zu erklären, daß die Zionisten Palästinas nichts unternommen haben, um irgendwelche Rettungsaktionen zugunsten der europäischen Juden während des zweiten Weltkrieges zu organisieren. Darüber hinaus verlieh er der Überzeugung Ausdruck, daß außer den Deutschen die Hauptschuldigen der britische Außenminister Eden und der amerikanische Präsident Roosevelt wären. 1944 hätte man noch etwa eine halbe Million Juden retten können, namentlich jene aus Rumänien. Livne ist auch der Ansicht, daß ab 1933 die zionistische Bewegung ihr Hauptaugenmerk auf die Rettung der europäischen Juden hätte richten müssen; das jedoch hat sie nicht getan. Die Ehrlichkeit dieses Mannes ist um so höher zu schätzen, da er sagt:

Der Bundist (Antizionist) Siglbaum, der in London freiwillig aus dem Leben schied (ich habe darüber bereits berichtet), hatte die Judenfrage in Europa richtiger beurteilt als wir Zionisten.

Spät kommt die Einsicht, doch sie kommt. Es ist begrüßenswert, daß auch im zionistischen Lager sich da und dort eine Stimme zu erheben beginnt, die darauf hinweist, daß zionistische Führer nicht wiedergutzumachende Schuld auf sich geladen haben. Beschämend, ärgerlich und irreparabel wird es sein, wenn heute Zionisten in der weltweiten Anti-Pius-Kampagne federführend sind.

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Hat Churchill mit der Behandlung der jüdischen Freiwilligen-Verbände nur fahrlässig, nämlich selbstsüchtig im britischen Interesse gewirkt, so ist und bleibt seine Einstellung zum Verzweiflungskampf der polnischen Juden im Warschauer Getto schlechthin ungeheuerlich, und Gleiches gilt für seine sogenannte Politik in puncto der damaligen und späteren Versuche von Millionen Juden, nach Palästina durchzustoßen und sich dort anzusiedeln. Das blutigste Fanal aber bleibt die Warschauer Getto-Tragödie: sie hat sich im Rahmen der deutsch-polnisch-russischen Kriegshandlungen abgespielt, und zwar in dem Lande, welchem England im Jahr 1939 jene verhängnisvolle Garantie aufgedrängt hatte, die so fürchterliche Folgen nach sich zog! England war damit für Polens Schicksal verantwortlich geworden - und also such für das Schicksal der polnischen Juden; doch was wurde aus dieser Verantwortung, die englischerseits niemals - bis heute nicht - zur Tat gemacht und erfüllt worden ist??

Über jene verzweifelten Gettokämpfe, die am 18. April 1943 anhuben und etwa vier Wochen später erloschen, ist viel geschrieben worden, doch kaum einer der zahlreichen Berichterstatter hat jene Aufopferung aus menschlich-moralischer Sicht beleuchtet, und die zionistische Geschichtsschreibung geht entweder schweigend oder doch geringschätzig über sie hinweg! Dabei wurde eine kleine Gruppe heldenmütiger Juden, die sich gegen eine erdrückende feindliche Mehrheit erhoben hatte, volle 42 Tage lang ihrem Schicksal überlassen: kein britisches Flugzeug fand während jener heroischen Kämpfe den Weg übers Warschauer Getto, um Lebensmittel und Medikamente, Waffen und Munition für die Aufständischen abzuwerfen, während gleichzeitig viele Dutzende britischer Flugzeuge nach Jugoslawien starteten, wo sie Hunderte von Tonnen an Kriegsmaterial für Titos Partisanen abwarfen.

Später, als der blutige Gettokampf schon fast vergessen war, setzte ein neues Schauspiel in Warschau ein, dessen Ablauf die englische Kriegspolitik nicht weniger stark belastet: die Rote Armee besetzte damals mit ihrer Vorhut die Stadt Praga, Warschaus Brückenkopf auf dem rechten Weichselufer, woraufhin die rechtsgerichtete, antikommunistische polnische Untergrundbewegung unterm Kommando ihres Generals Bor-Komarowski auf Befehl der Londoner Exilregierung und auf Churchills heftiges Betreiben einen Aufstand gegen die deutsche Besatzungsmacht in Warschau inszenierte. In London war man dabei, in Verfolgung eines besonders raffinierten Plans, der festen Überzeugung, daß die Einheiten der Roten Armee, die über der Weichsel drüben standen, unverzüglich helfend eingreifen und die deutschen Truppen aus der polnischen Hauptstadt hinauswerfen wür-

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den. Daß Stalin in diese ihm gestellte Falle nicht hineinging, löste im westlichen Lager ein wütendes Protestgeheul, dazu einen hitzigen Notenwechsel zwischen London, Washington und Moskau aus: man warf Uncle Joe, dem "roten Zaren" vor, er habe mit der Verweigerung seiner Hilfe an die polnischen Aufständischen alle menschlichen und moralischen Pflichten schnöde verletzt! Darüber aber, daß man zuvor die jüdischen Kämpfer im Warschauer Getto ihrem tödlichen Schicksal überlassen hatte, verlor niemand ein Wort, regte sich niemand auf, auch die zionistischen Führer nicht, und ihre Geschichtsschreiber schweigen sich darüber bis heute aus!

Freilich, nicht alle jüdischen Führer schwiegen damals; nicht alle hüllten sich in jenen Mantel stummer Verlegenheit, den getragen zu haben man heute dem toten Papst Pius XII. zu Unrecht vorwirft: es gab - und gibt, zum Glück, auch heute noch aufrechte Juden, in denen das Gefühl für echte Kameradschaft stärker geblieben ist als jede, auch die zionistische Ideologie, selbst wenn sie sich zu ihr bekennen. Zu diesen Juden zählt Dr. Isaak Grünbaum, der eigenwillige Veteran der polnischen Zionisten, der später zum Führer einer bürgerlich-radikal-zionistischen Bewegung in Palästina wurde und als erster Innenminister des Staates Israel amtierte. In einem der Warschauer Archive, in welchem sich Unterlagen der Ereignisse im dortigen Getto gefunden haben, lagerte auch ein Schreiben von Dr. Grünbaums Hand, etwa des Inhalts: Was die Hilfeleistungen für Euch von außen her anlangt, so suchen wir Wege und Möglichkeiten, Euch beizustehen. Bei Denjenigen aber, die es in der Hand haben, Euch zu retten, stoßen wir bedauerlicherweise auf Gleichgültigkeit! - Daß der Schreiber hiermit auf die Maßgebenden in London und Palästina anspielt, ist klar. Wieweit er selber, damals in Jerusalem lebend, von der Mitschuld - wenn auch nicht an jener "Gleichgültigkeit", so doch an der fehlenden Aktivität - freigesprochen werden kann, steht auf einem anderen Blatt und ist heute kaum noch zu klären.

Daß die britische Passivität gegenüber dem Schicksal der Auschwitz-Häftlinge - einem fürchterlichem Schicksal, das in England damals schon genau bekannt war - von ungenannten Aktivisten zugunsten der jüdischen Opfer aufgeputscht worden ist, wurde manches Jahr später im Eichmann-Prozeß zu Jerusalem offenbar: in ihm legte der Generalankläger, Dr. Gideon Hausner, dem Gericht die Beweise dafür vor, daß die englische Luftwaffe einem Ersuchen, sie möge Auschwitz bombardieren, nicht stattgegeben hätte. Sir Arthur Harris, seinerzeit Chef der RAF, hat damals in der Londoner jüdischen Zeitung "Jewish Chronicle" Hausners Behauptung sofort dementiert, während Winston Churchill in derselben Nummer erklärte, er könne

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sich an einen solchen Vorschlag nicht erinnern. - Wie auch immer: daß bei einem derartigen Bombardement nicht nur die deutschen Henker, sondern auch die viel zahlreicheren jüdischen Opfer der leiblichen Vernichtung ausgesetzt worden wären, ist einleuchtend, und somit ist Englands "Unterlassungssünde" in diesem Falle nicht nur verständlich, sondern auch gerechtfertigt. Unentschuldbar aber bleibt es, daß Churchill die Katastrophe in Auschwitz und in den anderen Vernichtungslagern nicht sonstwie - durch Repressalien aller möglichen Arten - zu verhindern oder doch zu mildern versucht hat. Er schwieg einfach dazu, und dieses sein Schweigen erweckt den begründeten Eindruck, daß ihm, der sich einen Zionisten nannte, das Schicksal der Ostjuden genau so gleichgültig-nebensächlich war, wie nach dem Kriegsende ihm, dem früheren Bewunderer Adolf Hitlers, die Tötung und Austreibung von Millionen Sudetendeutscher die gemütvolle Erklärung entlockte: "Wir haben soviele Binnendeutsche getötet, daß diese Auslandsdeutschen leicht Platz in Deutschland finden können!" - Zu solchen Äußerungen einer hemmungslosen Brutalität schweigt die Welt noch heute; dem toten Papst Pius aber wagt man vorzuwerfen, er habe geschwiegen, wo er hätte sprechen müssen!

Der Ankläger Adolf Eichmanns, Dr. Gideon Hausner, schreibt in seinem in den USA erschienenen Buch "Gerechtigkeit in Jerusalem", daß er in dem Nachlaß Professor Weizmanns eine von ihm gemachte Aufzeichnung fand, daß Churchill ihn, Weizmann, während des Zweiten Weltkrieges nicht empfangen wollte, weil, so heißt es, Churchill schlecht schlafen würde, nach einer Unterredung mit dem Führer des Weltzionismus und das wäre für den Krieg nicht gut. Gut wäre aber, wenn man sich die Äußerung Churchills, der doch als Zionist gestempelt wird und sich selber bei passender Gelegenheit so nannte, merken würde.

Hat Churchill an den Juden, die in den deutschen KZ. ihrem Untergang entgegen bangten, durch die Passivität seiner Regierung gesündigt, so sündigte er nicht weniger durch die Aktivität seiner Regierung an denjenigen Juden, die während des Krieges den Nazilagern dank glücklichen Umständen entronnen waren, und dieser zunächst Geretteten waren viele! Churchill wußte genau, daß der Großmufti von Jerusalem mit Deutschland in engem Einvernehmen stand und für die älteren Rechte der Araber in Palästina eintrat - um so eifriger hätte England die Forderungen der Juden unterstützen müssen. Aber das Gegenteil geschah! Denn wie erging es den einwandernden Juden? Ihrer nicht wenige starben als von britischen Häschern Verfolgte in Palästina und in britischen Gefängnissen oder KZs. Andere, denen die Landung verwehrt worden war, ertranken

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auf hoher See. Die Zahl jener Opfer, deren Tod aufs Konto der Churchill- und der auf ihn folgenden Attlee-Bewin-Regierung (1945-1951) zu setzen ist, wird wohl niemals bekannt werden, vielmehr in Hitlers Schuldbuch dazu addiert werden; denn es besteht weder bei der israelischen Regierung, noch bei der zionistischen Führung irgendein Interesse daran, diese Zahl zu ermitteln, da beide nicht an Großbritannien mit Wiedergutmachungs-Forderungen heranzutreten wagen. Dort ist eben kein Geld zu holen, und der Rest ist Schweigen.

Auch das Scheitern der Rettungsaktion Eichmann-Brand, wo es bekanntlich um ein- bis zweieinhalb Millionen Juden ging, geht auf das Schuldkonto des Zionisten Churchill.

Zu einer Zeit der allerdramatischsten Auseinandersetzungen zwischen der britischen Besatzungsmacht und den zionistischen Umstürzlern in Palästina (1946/47) - jener Ereignisse also, die der ganzen Weltpresse ihre dicken Schlagzeilen lieferten -, hatte Winston Churchill das - nun, sagen wir ruhig: das Glück, nicht britischer Premierminister, sondern Führer der Opposition zu sein. In dieser Lage hätte er offen über den britischen Terror in Palästina sprechen können; aber auch jetzt noch schwieg er, der angebliche "Zionist". - Ich komme auf die damaligen Vorgänge am Jordan in einem späteren Kapitel zurück.

Wenn die allermeisten Urteile der Nürnberger "Kriegsverbrecher"-Prozesse nicht von einseitiger Siegerjustiz diktiert worden wären, wenn vielmehr im Dienste himmlischer wie irdischer Gerechtigkeit alle Kriegsverbrecher aus den am Zweiten Weltkrieg beteiligt gewesenen Ländern vor die Schranken eines aufrichtig um Objektivität bemühten Tribunals gezogen worden wären, dann würden Winston Churchill und sein Luftmarschall Harris vor vielen anderen mit- schuldigen Briten die prominentesten Figuren auf der Anklagebank gewesen sein und ihre Anwartschaft auf den Strick des Henkers erhärtet haben. - Das englische Volk, soweit ihm noch ein sauberes Rechtsempfinden innewohnt, mochte sich jener höheren Anstandspflicht unterschwellig bewußt gewesen sein: denn es zwang das "alte Kriegsroß" im Jahr 1945 zum Rücktritt, und erst sechs Jahre später gelangte Churchill nochmals auf den Sitz des Premiers. Im übrigen widmete er sich der Abfassung seiner Memoiren - wie alle relativ berühmten oder auch berüchtigten alten Männer, die das schlechte Gewissen treibt, ihre Vergangenheit vor der Zukunft zu rechtfertigen.

Ich habe mir erzählen lassen, daß Sir Winston seit jeher einen guten Stil geschrieben habe, und daß auch seine dickleibigen Memoiren diesen guten Stil aufweisen. Ich zweifle nicht daran; aber ich

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sage mir: selbst wenn sein Stil noch besser wäre, als er ist, vermöchte er wohl kaum die moralischen Unzulänglichkeiten dieses Als-Ob-Staatsmannes zu vergolden.

Die Kälte der USA unter Dollarherrschaft

In den USA wohnten im Jahr 1939 etwa 5 Millionen Juden, davon fast die Hälfte allein in der Stadt New York; ihre wirtschaftliche Macht, und dieser entsprechend ihr Einfluß auf die Regierung in Washington war sehr stark. Der im Jahr 1933 erstmals zum Präsidenten der USA gewählte Franklin Delano Roosevelt hatte sich alsbald mit einem Stabe von Mitarbeitern und Beratern umgeben, den man im Volk den "Gehirntrust" nannte. In ihm waren - angesichts der Bedrohung des europäischen Judentums durch Adolf Hitler, den gleichseitig zur Macht Gelangten - führende jüdische Köpfe aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft in verhältnismäßig hoher Zahl vertreten. Dabei war Roosevelt ursprünglich gar kein betonter Freund des Judentums, soweit dieses außerhalb der USA lebte, wohl aber ein Benutzer des amerikanischen Judentums, welches aber schon bald den Spieß umdrehte und ihn für die eigenen Zwecke und Ziele so meisterhaft zu benutzen lernte, daß man in den letzten Jahren seines - (freilich durch frühe "Polio" stark beeinträchtigten) Lebens den Eindruck gewinnen mußte, er sei nicht so sehr der Präsident des amerikanischen Volkes, als vielmehr der des USA-Judentums. Machte ihn dieses doch, von Rachedurst gegen Hitler gestachelt, vor dem und im Zweiten Weltkrieg zum Werkzeug einer fast nur noch Scheuklappen-Politik und damit blind gegenüber den künftigen Gefahren, die den USA vom vorerst mit ihnen verbündeten Stalin drohten: weltfremder und ahnungsloser als er ist selbst sein Vorgänger von 1918, Präsident Wilson, nicht in den gefährlichen Bereich der Weltpolitik hineingestoßen worden.

Daß Franklin D. Roosevelt nicht immer so blind gewesen ist, zeigt die Unterredung, die er während seiner vierten Präsidentschaftsperiode mit Ibn Saud, dem mächtigen Begründer des Königreichs Saudi-Arabien, geführt hat. Es ging dabei um Palästina, Judenfragen und Ölinteressen; Roosevelt soll damals geäußert haben: "Ich würde Eurer Majestät nur allzu gerne fünf Millionen amerikanische Juden schenken!" - Si non è vero, è ben trovato.

Am 17. Oktober 1933 hielt der bekannte Rabbiner Dr. Stephan Wise in einer amerikanischen Methodistenkirche seinen Vortrag über "Hitlerismus in Deutschland und anderswo". Darin führte er auch

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aus: "Ich bitte Amerika, uns zu helfen. Wäre es nicht etwas Großes, wenn Amerika 5000 oder 10 000 Flüch[t]linge aufnehmen und ihnen eine Heimstätte geben würde? Wenn es seine Grenzen ein ganz klein wenig öffnen würde??" - Aus des Rabbiners "Flucht in die Öffentlichkeit" darf geschlossen werden, daß seine vorangegangenen Bemühungen hinter den Kulissen erfolglos geblieben waren, und er in einer christlichen Kirche zu Worte kommen mußte. Warum, so frage ich, haben damals die jüdischen Finanzmänner und Presse-Gewaltigen, warum haben alle sonstigen Juden, deren Stimme in der amerikanischen Öffentlichkeit einen vernehmbaren Klang hatte - warum haben sie alle sauer reagiert? Wises Appell verhallte wirkungslos.

Zweieinhalb Jahre später hatte der Rabbiner seine Ansicht radikal geändert. Warum er plötzlich die Forderung auf jüdische Einwanderung in die USA fallen ließ, ist unbekannt; jedenfalls schrieb seine Zeitung, das offizielle Blatt des "American Jewish Congress", in einem Leitartikel: "Warum planten die russischen Juden in den Jahren 1916/17 unter ähnlichen Umständen (ergänze: wie die der deutschen Juden um 1936) keineswegs eine Massenauswanderung (a whole-sale-get-away)? Warum hatten jene den Mut, sich mit den revolutionären Elementen des zaristischen Rußlands gegen ihre Verfolger zu vereinen?" ("The Congress Bulletin"/New York, vom 26. März 1936).

Wise's öffentlicher Appell von 1933 hatte immerhin die Folge gezeitigt, daß Präsident Roosevelt damals den Juden Samuel Dickstein zum Einwanderungskommissar für die USA ernannte: dieser wurde mit Vollmachten ausgestattet, wie sie kein Kommissar vor ihm und nach ihm jemals besessen hat. Warum aber wurden trotzdem die Grenzen der USA gegen die Einwanderung euroäpischer [sic] Juden hermetisch verschlossen? Warum schickte Dickstein, wie schon früher erwähnt, das deutsche Auswandererschiff "St. Louis", das schon unter der Freiheitsstatue geankert hatte, mit allen Juden an Bord nach Europa zurück? Wie erklärt sich die Grausamkeit dieses Juden gegen seine Artgenossen? Dickstein war nicht nur im Besitz außerordentlicher Vollmachten; er arbeitete auch eng mit der HIAS (Hebrew Immigrant Aid Society) zusammen, und trotzdem diese seine unverständliche Härte!? Sollte er im Auftrag zionistischer Führer gehandelt haben, die bestrebt waren, Auswanderungen nur nach Palästina zu lenken?? - Wie auch immer, Samuel Dickstein kann vor dem Tribunal der Geschichte nicht von der Schuld freigesprochen werden, Hunderttausenden von europäischen Juden den Weg in die rettende Freiheit verlegt zu haben.

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Da Präsident Roosevelt nicht den Vorwurf auf sich sitzen lassen wollte, er tue nichts für die bedrängten deutschen Juden, veranlaßte und förderte er das Zustandekommen der schon erwähnten Konferenz, die im Juni/Juli 1938 in Evian (Schweiz) zusammentrat; sein dortiger Bevollmächtigter war jener Mr. Rublee, der ein halbes Jahr später an den Besprechungen teilnahm, die Dr. Hjalmar Schacht in London mit den Bankiers führte. In Evian trafen sich die Vertreter verschiedener Staaten und jüdischer Organisationen, um gemeinsam die Möglichkeiten zu untersuchen, wie man eine breite Auswanderungsbasis für die europäischen Juden schaffen könne. Daß dies von grundsätzlicher Wichtigkeit sei, darüber waren sich alle Teilnehmer einig; aber keiner der beteiligten Staaten konnte oder wollte Juden aufnehmen, und jeder fand, der andere könne es tun! So endete die Konferenz ergebnislos - zum Leidwesen der deutschen Regierung und zur Genugtuung der zionistischen Führung. Wer im besonderen diese an sich so vielversprechende Begegnung damals torpediert hat, ist nicht bekannt geworden, und die israelischen Historiker haben, meines Wissens, bis heute keinen Versuch gemacht, es klarzustellen. Auch von dem tragischen Schicksal des jüdischen Studenten S. Wolf aus Lausanne spricht heute niemand mehr. Wolf nahm an der Konferenz teil, und als er merkte, daß sie im Sande zu verlaufen drohte, beschloß er, das Gewissen der Teilnehmer durch eine, wie er wähnte, erschütternde Tat wachzurütteln: er erschoß sich auf dem Wege zur Tagung. - Wer zählt, ja, wer kennt sie heute überhaupt noch, diese Reihe der Freitode, mit denen idealistisch gesinnte, zumeist noch sehr junge Juden "den Widerstand der stumpfen Welt zu besiegen" hofften, mit Goethes Wort über Schiller zu sprechen? Es ging um den Widerstand in den Reihen ihrer eigenen Rasse, für dessen Brechung sie ihr Leben opferten, nachdem sie es im Kampf gegen den Antisemitismus der übrigen Welt sich hatten erhalten können . . .

Ein besonderes Kapitel in der Welttragödie jener Jahre bildet der Kriegsbriefwechsel zwischen Präsident Roosevelt und Papst Pius XII., der im Dezember 1948 in Rom veröffentlicht wurde. Schon bevor er einsetzte, hatte Roosevelt einen Sonderbotschafter, M. Myron Taylor, nach Italien entsandt, und am 27. Februar 1940 traf dieser im Vatikan ein, zu dem er von früher her gute Beziehungen unterhielt. Darüber hinaus hatte er bereits im Herbst 1936 den damaligen Kardinal Pacelli in den USA kennen gelernt und die damals mit ihm angeknüpfte Freundschaft seitdem weiter gepflegt. Obendrein war Taylor der persönliche Vertreter Roosevelts im "Intergovernmental Commitee on Political Refugees" (Zwischenstaatliches Komitee für politische Flüchtlinge) und stand somit auch in Fühlung mit dem Va-

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tikan, der diesem Komitee angehörte. Schon damit ist bewiesen, daß der Papst im Jahr 1940 zu den jüdischen Nöten keineswegs "geschwiegen" hat wie seine Verleumder ihm vorwerfen - oder wagt jemand zu behaupten, daß in jenem Komitee die Schicksale der Juden, die im Jahr 1940 zweifellos den größten Flüchtlingsstrom in Europa bildeten, etwa ausgeklammert worden seien??

Aus dem Briefwechsel Roosevelt/Pius möchte ich besonders auf den Brief des Präsidenten vom 3. September 1941 hinweisen: ein wahrhaft überlanges Schreiben, in welchem Roosevelt dem Papst begreiflich zu machen sucht, daß man der von Deutschland angegriffenen Sowjetunion unbedingt zu Hilfe kommen müsse. Von der Not der polnisch-russischen Juden, die doch wirklich "mit im Spiele waren", schreibt Roosevelt kein Wort, obgleich es ihn nichts gekostet hätte, wenn er in diesem Zusammenhang den Papst gebeten hätte, sich bei der deutschen Reichsregierung für jene Juden zu verwenden. Er selber hat daran offenbar überhaupt nicht gedacht, und sein jüdischer Gehirntrust, der ihm dies zur Pflicht hätte machen müssen, hat wohl noch weniger daran gedacht; er hatte vermutlich andere Sorgen und einträglichere Geschäfte im Kopf. - Pius XII. ging übrigens in seiner ausführlichen Antwort an den Präsidenten auf das Thema "Rußland" überhaupt nicht ein: mit vollem Recht ließ er sich in eine rein politische Angelegenheit nicht hineinziehen. - Eine Parallele zu dieser seiner selbstverständlichen Haltung gab der Papst damit, daß er auch Hitler. Diplomaten, die ihn zur gleichen Zeit dafür zu gewinnen suchten, daß er den deutschen Angriff auf die UdSSR gutheißen möge, ablehnend antwortete. Er hat diese seine Stellungnahme später, in der Ansprache vom 25. Februar 1946 an die beim Heiligen Stuhl akkreditierten Diplomaten, ausführlich begründet. (Ich habe diese denkwürdige Ansprache bereits in einem früheren Kapitel auszugsweise wiedergegeben.)

Noch eine weitere Mitteilung Roosevelts an Pius sei hier gebracht:

sein Telegramm vom 10. Juli 1943; es lautet: "Wenn Eure Heiligkeit diese Botschaft erreicht, sind unsere Truppen bereits auf italienischem Boden gelandet. Die Kirche und ihre Besitzungen werden von unserer Seite in den Grenzen des Menschenmöglichen von den Verwüstungen des Krieges verschont bleiben." Jedoch schon neun Tage später bombardierten amerikanische Flugzeuge die Stadt Rom und zerstörten dabei die Basilika von San Lorenzo.

Zu diesem krassen Wortbruch scheint der Papst, seiner Ohnmacht sich bitter bewußt, damals geschwiegen zu haben: doch als anfangs März 1944 alliierte Flugzeuge abermals Rom und andere italienische Städte mit Bomben belegten, erklärte Pius XII. am 12. März 1944

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vor einer Versammlung von Fliegergeschädigten auf dem Petersplatz in Rom:

"Jede der getroffenen Städte in einem Luftkrieg, der weder Gesetze, noch Hemmungen kennt, ist bereits eine schreckliche Anklage gegen die Grausamkeit solcher Kriegsmethoden. Wie konnten Wir glauben, daß jemals jemand es wagen würde, Rom anzugreifen!?" (A. A. S. XXXIV. Bd., S. 249 f.)

Gegenüber diesem Wortbruch des mächtigsten Präsidenten der Welt und seiner "frommen Soldaten Christi" in Italien erscheint das Verhalten Hitlers - des "Antichristen und Kriegsteufels" der angelsächsischen Presse - und seiner Armee in Italien als wahrhaft anständig, ja: ritterlich. Als die Alliierten die berühmte Benediktiner-Abtei auf dem Monte Cassino unter ihrem Bombenhagel in Schutt und Trümmer gelegt hatten, erklärten sie, der Angriff sei gegen die deutsche Besatzung und somit unumgänglich gewesen! Tatsächlich hat sich kein einziger deutscher Soldat im Umkreis des Klosters befunden; wohl aber hatten die Deutschen vorher die wertvollen Kunstschätze der Abtei vorsorglich geborgen und in Sicherheit gebracht. Auch hat die deutsche Heeresleitung, als ihre Armeen sich aus Italien schließlich nach Norden absetzen mußten, nicht im geringsten daran gedacht, der Stadt Rom ihren Abschiedssegen in Form eines Bombardements zu erteilen; es ist das Vorrecht der westlichen Demokratien geblieben, ihre "Kreuzzügler"-Scharen zu derartigen Infamien anzuhalten.

Für die gleichgültige Kälte, mit der man nicht nur in England, sondern planmäßig noch in den USA den Notschreien der polnischen Juden aus Auschwitz und anderen Vernichtungslagern gegenüberstand, sollen hier zwei Berichte zeugen:

Am 7. April 1942 war zwei slowakischen Juden die Flucht aus dem KZ Auschwitz geglückt, und in der Freiheit verfaßten sie ein Memorandum, worin die Zustände in diesem KZ mit sämtlichen Einzelheiten genauestens geschildert wurden; hieraus wurde auch erstmals bekannt, daß in dem Filiallager Birkenau bei Auschwitz regelmäßig Juden vergast wurden. Dieser ungewöhnlich aufschlußreiche Bericht gelangte in Roosevelts Hände. Was tat der Präsident der USA? Er schwieg dazu. - Eine Abschrift des Berichtes wurde Winston Churchill zur Kenntnisnahme auf den Schreibtisch gelegt. Was tat der englische Premier? Er schwieg dazu. - Über einen Geheimsender, der mit dem Sekretariat des Komintern arbeitet, erfuhr dessen Generalsekretär Dimitroff von obigem Bericht und namentlich auch von den Vergasungen in Birkenau. Dimitroff war Stalin unmittelbar unterstellt und hat ihn damals zweifellos informiert. Doch was taten diese beiden mächtigen Männer? Sie schwiegen dazu.

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Genau zwei Jahre später, als die Nöte und das Massensterben der Juden in den Lagern bereits ihren grausigen Höhepunkt erreicht hatten, und in der sogenannten freien Welt diese Greuel schon allgemein bekannt geworden waren, spielte ein zweiter Fall dieser Art, und zwar handelt es sich dabei um Dr. Rosenberg-Wrba, einen tschechischen Juden, der unlängst das Buch "Ich kann nicht verzeihen!" erscheinen ließ. Darin schildert er Vorgänge aus jener grausamen Zeit, unter anderm auch, wie aus dem sog. Familienlager in Auschwitz die ersten 4000 Juden, die aus der Tschechoslowakei eingeliefert worden waren, am 7. März 1944 "liquidiert" wurden. Bald danach gelang es dem Dr. Wrba, aus dem Todeslager zu entfliehen, und er verfaßte sogleich ein bis ins einzelne gehendes Memorandum über seine Erlebnisse in Auschwitz. Auch dieses schwerwiegende Schriftstück wurde unmittelbar in die Hände von Winston Churchill und Franklin D. Roosevelt übergeben; doch beide Männer schwiegen dazu und veranlaßten nichts.

Der schon früher erwähnte Dr. Isaak Grünbaum, der langjährige Führer der polnischen Zionisten, kam im Jahr 1947 nach Breslau - etwa ein Jahr nach dem Abschluß der Nürnberger Prozesse, und ein Jahr bevor er selber der erste Innenminister des soeben gegründeten Staates Israel wurde. Dieser eigensinnige, moralisch aber ganz unbestechliche Jude hat damals in einer Rede in Breslau die Quintessenz der großen Schuldfrage in einen einzigen markanten Satz zusammengefaßt, als er erklärte:

"Die Hauptschuldigen an der jüdischen Tragödie waren in erster Linie die reichen jüdischen Amerikaner, die das Schicksal ihrer bedrohten jüdischen Brüder kalt ließ, und die viel zu wenig halfen; in zweiter Linie alle englischen Regierungen, einschließlich der sozialistischen, die mit Gewalt die Einwanderung nach Palästina verhinderten; und erst in dritter Linie die Nazis."

Es versteht sich, daß diese schneidend klare Rede, die von der Charakterfestigkeit, von der Wahrheitsliebe und vom Wagemut des Sprechers zeugt, niemals offiziell veröffentlicht worden ist; doch so "unerhört" auch ihre Aussage ist: - hunderte haben sie damals gehört und weiter bekannt gemacht. Sie zu kommentieren, hieße sie verwässern.

Nach dem Kriegsende 1945 erhob sich und walzte sich eine wahre Sintflut von Veröffentlichungen über die deutschen Judenmorde in Auschwitz-Birkenau, Bergen-Belsen und anderswo durch die Spalten der "Weltpresse" und man scheute auch nicht davor zurück, Vergasungen in die KZs Maidanek, Buchenwald und Dachau hineinzuphanta-

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sieren, wo es solche niemals gegeben hatte - um den schon bald herbeiströmenden Besucherscharen etwas Handgreifliches zu bieten, sentimentales Kapital daraus zu schlagen, Rachegefühle aufzustacheln und sich selber in ihrer Befreierrolle bengalisch zu beleuchten. Aus dem Dschungel der verschiedenen Berichte über die KZ einen asphaltierten Weg, der herausführen würde, zu finden, ist nicht leicht. Das mögen die zwei folgenden Stellungnahmen beweisen, beide von katholischen Würdenträgern, die als Häftlinge in Dachau waren. Ich habe mit Absicht die Berichte zweier Menschen gleichen Berufes und gleicher Konfessionszugehörigkeit gewählt.

Eindrucksvoll und in allen Einzelheiten schildert der katholische Geistliche Hans Carl in seiner Broschüre "Dachau - Erinnerungen eines katholischen Geistlichen", in Köln erschienen, die Vergasungen.

Der Münchener Weihbischof Neuhäusler schreibt in seiner Aufklärungsschrift "Nur die Wahrheit wird uns freimachen":

"Nur Tote kamen ins Krematorium zum 'Verbrennen', kein Lebender zum 'Vergasen'."

Bei alledem aber ging es den Siegern keineswegs darum, nunmehr den Angehörigen und Hinterbliebenen der jüdischen Opfer tatkräftig zu helfen: man hatte zunächst Wichtigeres zu tun: zu verhaften, zu bestrafen, zu verdächtigen, zu enteignen, zu demontieren, zu rauben und zu stehlen, vor allem aber: erst einmal alles auf den Kopf zu stellen. In den letztgeannnten [sic] "Künsten" zeichneten sich - ich klammere hierbei die Siegermethoden in der sowjetischen Besatzungszone ganz bewußt aus! - besonders die Amerikaner aus, wie ich früher schon andeutete, und dieser Mißpraxis blieben sie auch später treu, als sie in großem Stil daran gingen, die Früchte des Sieges einzuheimsen: da war von den zahllosen jüdischen Märtyrern kaum noch die Rede. Man überließ sie den jüdischen, also privaten, Hilfsorganisationen, bedachte sie mit gelegentlichen Krokodilstränen und schob sie später auf die Staatskassen der inzwischen etablierten Länderregierungen (Bayern usw.) ab, anstatt ihre Notlage offiziell anzuerkennen und ihr mit den eigenen, gewaltigen Geldmitteln zu steuern.

Zwei ungeheuerliche Rechtsverfälschungen und damit weltweite Vertrauenserschütterungen - hat die größenwahnsinnige Siegerwillkür nach 1945 auf ihrem schlechten Gewissen: einmal die "Recht"-sprechung des Internationalen Militärtribunals von Nürnberg, welches sich für seine vorgeplanten Urteilssprüche ein Eigenbedarfsrecht ausgeklügelt hatte, wie es vorher nie und nirgends bestanden hatte und somit auch nicht auf zurückliegende Fälle hätte angewandt werden dürfen, nach dem alten Rechtsgrundsatz Nulla poena sine lege, - zweitens aber die späteren Entschädigungs-Ansprüche des erst 1948

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geschaffenen Staates Israel an die BRD für die Verbrechen des Dritten Reiches, die nicht an diesem damals noch ungeborenen Staat, sondern an mehreren Millionen Juden begangen worden waren, die gar nichts mit Israel zu tun hatten, - dadurch, daß dieser raffgierige Staat nach 1948 Milliarden über Milliarden deutscher Mark an sich riß, die nicht ihm, wohl aber den hinterbliebenen Individuen der ermordeten Juden hätten zufließen müssen, für diesen wohlbegründeten Zweck aber nicht mehr verfügbar waren - durch diese Manipulationen riesigsten Ausmaßes hat sich der Staat Israel den ingrimmigen Zorn aller europäischen Juden zugezogen, die noch heute auf ihre wohlerlittene Schadloshaltung warten müssen! Darüber hinaus aber hat die israelische Regierung sich das Vertrauen, die Hochachtung und den moralischen Kredit bei allen anständigen Menschen in der Welt verscherzt - oder sage ich: verschachert: man scheut es, mit einem Hochstapler zu verkehren, der sich zwar im - reichlich kurzen! - Mäntelchen zionistischer Frömmigkeit gefällt, dabei aber die Weistümer seiner auf Gerechtigkeit bedachten altjüdischen Vorfahren, die er in der Thora finden könnte, offenbar vergessen hat. Schalom Asch's bitteres Wort von 1933, daß aus dem zionistischen Palästina noch keine fruchtbare Idee, noch keine neue Offenbarung nach Europa gelangt sei, ist bis heute nicht Lügen gestraft worden.

Die "moralfreie" Einstellung der heutigen israelischen Führung dürfte auch einer der Gründe dafür sein, daß das amerikanische Judentum nicht viel Verständnis für die Wünsche und Forderungen hat, die ihm heute aus Tel Aviv und aus Jerusalem ins Ohr geblasen werden. Tatsache ist jedenfalls, daß die 6 Millionen amerikanischer Juden für den Staat Israel, aber auch für den Weltzionismus im Ganzen, zu einer peinlichen Enttäuschung geworden sind, was nämlich die finanzielle und moralische Unterstützung betrifft, die man sich von dieser größten und wirtschaftlich stärksten aller Judengemeinschaften auf der Welt versprochen hat.

Im "Commentary", einer seriösen Monatsschrift des "American Jewish Commitee", erschien im Juni 1960 unter dem Titel "Middle-Class Judaism: A Case-Study" ein Aufsatz, in dem von einer in einem jüdischen Stadtviertel New Yorks durchgeführten Befragung berichtet wird, die als für das ganze amerikanische Judentum repräsentativ gilt. Über ihre Einstellung zu Israel befragt, bezeichneten viele Juden dieses Land als "die nunmehrige jüdische Heimstätte"; doch keiner der Befragten zeigte Lust, dorthin zu ziehen. Das durchschnittliche Einkommen der jüdischen Familie in jenem Stadtviertel schwankte zwischen 5000 und 7000 Dollars im Jahr: die Spenden für

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Israel dagegen beliefen sich auf nur einen Dollar pro Kopf und Jahr (!).

Eine drei Jahre später angestellte, sehr sorgfältig durchgeführte Untersuchung ergab, daß im Jahr 1963 die insgesamt 6 Millionen Juden in den USA ganze 90 Millionen deutsche Mark = 22,5 Millionen Dollars, also pro Kopf 3 Dollars und 70 Cents für Israel gespendet hatten; in diesem Betrag sind auch die Spenden der reichen und reichsten amerikanischen Juden mit enthalten. Und seit dem Jahr 1963 ist diese "Spendefreudigkeit" von Jahr zu Jahr weiter abgesunken. Auch zu dieser Tatsache erübrigt sich ein Kommentar.

Jüdische Diadochen-Rivalitäten

Als das riesige Weltreich, das Alexander der Große in einem zehnjährigen Eroberungskrieg sich erkämpft hatte, nach seinem frühen Tode politisch wieder auseinanderbrach, das heißt: von seinen Feldherren und jetzigen Nachfolgern (Diadochen) unter sich aufgeteilt wurde, kam es zwischen diesen sehr bald zu blutigen Machtkämpfen, die etwa sechzig Jahr währten und später schließlich dazu führten, daß die Römer nach und nach Alexanders ganzes Weltreich sich unterwarfen. - Wenn ich nun hier von jüdischen Diadochen spreche, so versteht sich, daß ich unter ihnen keine landbeherrschenden Feldherren, sondern geistige Kräfte begreife, deren uralte Ideen sich durch Jahrhunderte hin leidenschaftlich bekämpft haben und heute noch, meistens freilich zu Ideologien entartet, mit einander rivalisieren.

Was der große Alexander als Eroberer dem Altertum bedeutete, hat unserm Zeitalter - ich ziehe den kühnen Vergleich ganz bewußt - der Mythos vom Weltjudentum als der größten Wirtschaftsmacht bedeutet. Ich sage: er hat es bedeutet, und das durch anderthalb Jahrhunderte. Dieser Mythos entstand mit der Emanzipation des Judentums nach der großen französischen Revolution; er wuchs mit der Erstarkung der wirtschaftlichen, politischen, wissenschaftlichen und überhaupt kulturellen Macht der Juden in aller Welt und erreichte schließlich ums Jahr 1900 einen gewissen Höhepunkt in den "Protokollen der Weisen von Zion", die dem abendländischen Antisemitismus, namentlich in Österreich und Deutschland, einen starken Auftrieb gaben. Dieser Auftrieb wirkt noch heute weiter, weil jene Protokolle von weiten, ahnungslosen Volkskreisen immer noch für "echt" gehalten werden: tatsächlich aber sind sie ein geschicktes Machwerk der russischen Ochrana (der Geheimpolizei seit 1881), die mit ihm die Mißstimmung des Volkes von der zaristischen Regierung ablenken und in

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Progromfreudigkeit [sic] umwandeln wollte, was ihr auch weitgehend gelungen ist.

Heute ist jener Mythos von der globalen Oberherrschaft des Weltjudentums so ziemlich verblaßt: die Völker haben inzwischen erkannt, daß es ein zusammengeballtes, einheitlich waltendes Weltjudentum überhaupt nicht gibt, ja, niemals gegeben hat; aber der Nimbus - auch hier wie überall der Nachfolger des Mythos - ist geblieben und hat, neben anderen Erscheinungen, im Lauf des letzten Menschenalters jenen grausamen Vernichtungs-Feldzug gegen das europäische Judentum ausgelöst, dessen erschütterte Zeugen wir alle geworden sind.

Wenn es nun aber seit dem Jahr 1800 unserer Zeitrechnung jenes einheitliche Weltjudentum überhaupt nicht gegeben hat, dann wird der Leser mit gutem Recht fragen: ja, was hat es denn seitdem gegeben?! Nun, es gab und gibt weiterhin eine über die ganze Welt zerstreute, d. h. Diaspora-Masse jüdischer Menschen, die von manchen Forschern als "Volk" bezeichnet wird, während andere Forscher sie als "Völkergruppe" kennzeichnen, indem sie auf ihre uneinheitliche Zusammensetzung verweisen. Wir Juden selber sind uns der sehr spürbaren Unterschiede in unserem Volkstum durchaus bewußt; trotzdem müssen und dürfen wir uns als ein stark verbundenes Volk empfinden, schon weil viele Juden auch heute noch eines Glaubens sind, wenn dieser in mancherlei Fazettenlichtern leuchtet oder glitzert.

Es gibt Völker - und es hat sie namentlich in der Vergangenheit gegeben -, die nach außen hin, je stärker sie bedrängt wurden, um so fester zusammengehalten haben und obendrein auch in ihrem Innern ohne größere Gegensätze und Parteikämpfe ihr völkisches Leben gemeistert haben, bezw. heute noch meistern. Daneben aber gibt es andere Völker, in denen die Zwietracht vorherrscht: sie zersplittern sich und kommen nur selten einmal, unter außergewöhnlichen Führern, zu geschlossener Durchsetzung und Behauptung ihres Weltwillens. Zu dieser Art von Völkern gehört das deutsche - und das jüdische Volk. Es ist von weltgeschichtlicher Tragik, daß diese beiden, sich darin so ähnlichen Völker bisher nicht den Weg gefunden haben, sich aufrichtig zu versöhnen und damit zu ergänzen.

Die jüdischen Diadochen-Bereiche, die sich während des 19. Jahrhunderts herausgebildet haben, sind folgende:

1) das liberal-internationale, auf Assimilation bedachte Weltjudentum, das die Sitze seines Schwergewichts schon vor 1900 von Europa nach Nordamerika zu verlagern begann,

2) das rechtgläubig-orthodoxe Altjudentum, das seine kulturellen Zentren in der alten wie in der neuen Welt hatte und noch hat, und

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3) der Weltzionismus, der heute in zwei Gruppen zerfallen ist:

4) Neben und zwischen diesen drei großen Bereichen, die früher wie heute leidenschaftlich um ihre Weltgeltung rivalisieren, gibt es noch eine Anzahl kleiner und kleinster jüdischer Gruppen, die man auch als Sekten bezeichnen könnte; doch versage ich es mir bewußt, sie näher zu charakterisieren, weil sie für die Entwicklung des jüdischen Gesamtschicksals unwichtig sind - vorerst wenigstens, solange sich nicht ein neuer Messias aus ihren Schattenbereichen hervorhebt.

Im Brennpunkt des heutigen Weltinteresses steht der Zionismus, dessen Entstehung somit eine genauere Betrachtung verlangt. Seine Anfänge zeigen sich um die vorige Jahrhundertmitte: damals wurde vielen gläubigen Juden klar, daß die jüdische Diaspora und die in ihr spürbare Nur-Geld-Gesinnung (die im Anwachsen begriffen war) die Kinder Israel in neue Austreibungen, ja, ins Verderben führen mußte. Diese gläubigen Juden schlossen sich zusammen zum Kampf um die Rückgewinnung der alten Heimat im Gelobten Land, und um 1870 herum hatten sich bereits in vielen Ländern die sehr aktiven "Vereine der Freunde Zions" (Chowewe Zion) gebildet, die nur auf einen überragenden Führer warteten. Dieser erwuchs ihnen in der starken Persönlichkeit des Wiener Publizisten Theodor Herzl (1860-1904), der in den letzten Jahrzehnten vor 1900 den großen Heimstättenkampf seines Volkes in allen Möglichkeiten erforschte, strategisch festlegte, taktisch ausbaute und in seinem epochalen Werk "Der Judenstaat" (1896) programmatisch bekannt gab. Damit als Führer der großen Bewegung anerkannt, berief er fürs nächste Jahr den I.. Zionistischen Kongreß nach Basel ein, wo das Heimstätten-Programm fixiert wurde. Da Herzl die praktische Siedlungsarbeit in Palästina solange zurückgestellt sehen wollte, bis er einen verbindlichen Freibrief der türkischen Regierung in Händen hätte, und da er bis dahin die illegale Einwanderung ("Infiltration") der Juden in Palästina ablehnte, so erwuchsen ihm ungeduldige Gegner in der Bewegung, die in ihr zur macht gelangten, als Herzls Bemühungen um die Hilfe der jüdischen Hochfinanz ebenso wie seine Verhandlungen mit der Osmanischen Pforte gescheitert waren.

Nach Herzls Tod führten die inneren Machtkämpfe auf dem VIII. Zionistischen Kongreß in Den Haag 1907 zum Sieg des "praktischen

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Zionismus" über den "politischen Zionismus", und also ging man ans praktische Werk: im Jahr 1908 wurde die erste zionistische Kolonie am Jordan errichtet, und ein Jahr später wurde Tel Aviv als erste reinjüdische Stadt in Palästina gegründet. Seitdem schwoll der Strom der ins Gelobte Land einwandernden Zionisten von Jahr zu Jahr höher an, besonders stark nach der Balfour-Declaration von 1917, und erst nach dem Ende des Ersten Weltkriegs machte England, nunmehr vom Völkerbund als Mandantarmacht [sic] über Palästina gesetzt, den andrängenden Juden gelegentliche Schwierigkeiten, war aber gleichseitig darauf bedacht, den dort ansässigen Arabern zuliebe die Lösung des leidigen Palästina-Problems den tragkräftigen Schultern des gesamten Weltjudentums aufzubürden: im Jahr 1929 setzte London durch, daß sich der Zionismus mit der nichtzionistischen Judenheit in der "Jewish Agency" zusammenschloß, die jetzt als Gesamtvertretung des Judentums auftrat; ihr erster Präsident wurde Chaim Weizmann, der allerdings schon ein Jahr später im Zuge der besagten Rivalitäten zurücktrat: sein Nachfolger wurde Nahum Sokolow, der Führer des französischen Zionismus. Das war im Jahr 1931.

Zur Ergänzung noch einige Zahlen: im Jahr 1933 gab es etwa 825 000 organisierte Zionisten, zusammengeschlossen in Landesverbänden überall in der Welt - außer in Rußland und in der Türkei, wo die Bewegung verboten war. Die Zahl der Juden in Palästina stieg von 60 000 im Jahr 1919 auf 390 000 im Jahr 1937. Im gleichen Jahr lebten etwa 890 000 Araber in Palästina.

Für meine Behauptung, daß nicht nur die beiden Großmächte England und die USA, sondern auch die jüdischen Diadochen-Bereiche um New York und Jerusalem zu den großen Mitschuldigen an der europäischen Judentragödie zu zählen sind, konnte ich Dr. Isaak Grünbaum mit seiner Breslauer Rede von 1947 als unbestechlichen Kronzeugen anführen; weitere Beweise für jene beschämende Rivalität und ihre üblen Auswirkungen habe ich schon früher in diesem Buch gebracht und werde sie im Folgenden erst recht erbringen, wenn ich auf die Schuld-Diktatur des Zionismus zu sprechen komme. Gleich hier aber möchte ich einige Fälle von jüdischer Zwietracht und ihren schlimmen Folgen anführen: Fälle, die sich völlig außerhalb des Hitlerischen Machtbereichs abgespielt haben und die frühzeitige Auswanderung, d. h. aus späterer Sicht betrachtet, die Rettung von hunderttausenden europäischer Juden ermöglicht hätten, wenn - ja wenn das Judentum sich damals einig gewesen wäre.

Im Frühjahr 1934 verhandelten zwei jüdische Beauftragte, die Herren Hermann Klein und Dr. L. Schoenberg, mit dem Innenminister von Paraguay über die Ansiedlung von 100 000 Juden; doch ver-

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sandeten diese Verhandlungen, und man hörte später nichts mehr davon. (Asunción, Paraguay, aus der Zeitung "Tribuna" vom 4. April 1934.) Wer hat die Fortsetzung dieser bedeutsamen Gespräche verhindert??

Laut "New York Herold" von Ende Juni 1934; "Kürzlich wurden am Verwaltungsrat der "Kommission für jüdische Flüchtlinge" Pläne bezüglich der Gründung einer Kolonie für jüdische Deutschland-Flüchtlinge in Südkalifornien besprochen." Wie das Blatt weiter ergänzend mitteilte, habe jedoch der Leiter des Komitees, der Amerikaner James MacDonald, festgestellt, "daß augenblicklich nicht genügend Geldmittel für die Durchführung dieses Planes vorhanden seien, und daß das Problem der Niederlassung jüdischer Flüchtlinge in anderen Lindern außer Palästina noch sehr ernst(!) sei." - Es ist anzunehmen, daß die vorstehenden Bemühungen auf den Hilferuf des Rabbiners Dr. Wise vom Jahr 1933 zurückgreifen. Noch sicherer aber ist anzunehmen, daß führende Zionisten die löbliche Planung zum Scheitern gebracht haben - aus den mehrfach genannten Gründen, die immer wieder zu nennen ich bereits müde geworden wäre, wenn es nicht nottäte, immer wieder auf diesen fatalen Nagel zu hämmern.

Im Dezember 1934 berichtete die "Chicago Daily Tribune" aus New York: "Der Direktor des Büros zur Ansiedlung deutscher Juden in Palästina. Georg Landauer in Jerusalem, hatte eine Erklärung abgegeben, wonach Palästina die gesamte jüdische Bevölkerung aus Deutschland binnen 15 Jahren aufzunehmen in der Lage sei: es sollten jedes Jahr 35 000 Personen einwandern. Diese Erklärung, so heißt es weiter, werde bestätigt durch den Leiter des Landauer-Büros, Martin Rosenblum, der mit Landauer nach Amerika gereist sei, um unter den amerikanischen Juden für seine Pläne zu werben. Es wird behauptet, daß alle in Deutschland lebenden Juden in Palästina Platz finden würden, wenn genügend Geldmittel verfügbar seien." - Vorstehende Meldung beweist, daß die beiden Werber mit völliger Blindheit geschlagen waren. Und was noch schlimmer ist: sie fuhren nach Amerika, um die Erfüllung der Bitte des Rabbi Wise: die USA möchten ihre Grenzen für die jüdischen Einwanderer öffnen!, fahrlässig oder sogar absichtlich zu hintertreiben. Dabei hätten die USA damals vermocht, was Palästina in keinem Fall vermochte!

Unterm 30. Januar 1936 meldete die "Youngstown Jewish Times":

"William King, der Vertreter der Mormonen im Staate Utah, gehört dem amerikanischen Bundesparlament seit 40 Jahren an: er schlug jetzt vor, in Anbetracht der schweren Lage der europäischen Juden diese in die USA aufzunehmen, da 'Amerika nicht dem Volk des Genius seinen Rücken zeigen sollte!' King, Mitglied der Kirche Christi

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der Heiligen der letzten Tage (Mormonen) schlug Alaska als Flüchtlingsland vor." - Dieser Vorschlag, der für die jüdische Führung insofern besonders beschämend sein mußte, als er von einer christlichen Kirche ausging und somit nicht hoch genug anerkannt werden sollte, blieb ebenfalls ohne praktische Folgen. Warum haben die Morgenthaus, die Dicksteine, die Wises und Goldmänner die Anregung aus Utah nicht aufgegriffen und in die Tat umgesetzt? Dadurch wären Hunderttausende deutscher Juden gerettet worden, und auch sonstige europäische Juden. Von jenen Männern aber setzte sich keiner für den Plan ein, wohl weil sie wähnten, dem Deutschen Reich damit Schwierigkeiten bereiten zu können, und sicherlich auch darum, weil sie die - freilich nur sehr langsam anlaufende - Einwanderung der jüdischen Arbeiterjugend in Palästina nicht zu gefährden wünschten.

Ein besonders dunkles, in seinen späteren Auswirkungen wahrhaft verheerendes Kapitel in der Geschichte des Zionismus - und wahrscheinlich auch seiner Rivalen - bildet der Fall eines ungarischen Multimillionärs jüdischer Herkunft. Über ihn berichtete das Londoner Wochenblatt "World Jewry" in seiner Ausgabe vom 3. November 1934 auf Seite 732 in einem ausführlichen Aufsatz unter anderem: "In jüdischen Zeitungen sind neuerdings eine Anzahl von Artikeln erschienen über das Schicksal enormer Geldsummen, welche der verstorbene Baron Maurice de Hirsch und seine Gattin hinterließen mit der Verfügung, daß sie zur Aussiedlung von Juden in agrarische und industrielle Kolonien zu verwenden seien. (Hirsch, geb. 1831 in München, gest. 1896 in Ungarn.) Zu diesem Zwecke gründet Baron Hirsch im Jahr 1891 die 'Jewish Colonisation Association' mit einem Kapital von 2 Millionen Pfund Sterling, dem die Baronin weitere 8 Millionen Pfund Sterling hinzufügte. Da diese enormen Summen ausschließlich für Aussiedlung und Unterstützung von Juden bestimmt waren, ist der Verbleib dieser Kapitalien von größtem Interesse für alle Länder, in denen jetzt eine bedeutende Anzahl deutscher Juden Zuflucht sucht. Nachdem scharfe Anklagen gegen die leitenden Direktoren dieses Kolonisierungsfonds erhoben waren, heißt es: 'Die schwerste Anklage ist die, daß nach dem Tode des Barons die JCA mit der Aussiedlungsarbeit ganz aufhörte, obwohl der Versuch in Argentinien gute Resultate erbracht hat' . . . usw." - Soweit der Bericht von 1934. Es fragt sich, in welchen schmutzigen Händen und räuberischen Taschen jene 10 Millionen Pfund Sterling verschwunden sind?? Es handelt sich dabei um immerhin 200 Millionen Goldmark: eine für die damaligen Verhältnisse wirklich enorme Summe! Unsere jüdischen, namentlich zionistischen Historiker, die auf die angebliche Schweigsamkeit eines toten Papstes einhacken, verschweigen selber

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planmäßig, daß hier ein gewaltiges Kapital testamentwidrig zweckentfremdet und irgendwie geraubt worden ist, wodurch die jüdische Auswanderung schon während der letzten zwei Menschenalter sabotiert wurde. Ist es doch klar, daß für Gold - namentlich für so viel Gold - mancher südamerikanische Staat nur allzu gerne bereit gewesen wäre, große Scharen von Juden einwandern zu lassen.

Die vorstehenden fünf Stichproben dürften genügen. Ich möchte hier nur wiederholen, was ich in meinem Buch "Schuld und Schicksal" (S. 32) geschrieben habe: "Nicht umsonst haben Weizmann, Goldmann, Shertok (der sich heute Scharett nennt) und andere versichert: 'Sollte es zu einem Zusammenstoß zwischen den Interessen des jüdischen Staates und jenen der Juden im Galuth (in der Verbannung) kommen, so müßten die letzteren aufgeopfert werden!'-"

Hier darf man wohl von großen Mitschuldigen sprechen.

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ARTIKEL 19 der Menschenrechte: <Jederman hat das Recht auf Freiheit der Meinung und der Meinungsäußerung; dieses Recht umfaßt die unbehinderte Meinungsfreiheit und die Freiheit, ohne Rücksicht auf Staatsgrenzen Informationen und Gedankengut durch Mittel jeder Art sich zu beschaffen, zu empfangen und weiterzugeben.>Vereinigten Nationen, 10 Dezember 1948.

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