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Paul Rassinier

Operation "Stellvertreter"
Huldigung eines Ungläubigen

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Anhang I

Allgemeine Auffassungen über Pius XII. bis zu Rolf Hochhuth

 

I. Le Populaire (3. 3. 1939)

"Schlappe für Mussolini"

"Kardinal Pacelli, dessen Exklusion
Graf Ciano verlangt hatte, ist
bereits am ersten Tag des Konklaves
gewählt worden."

"Um die Kontinuität seiner Politik
des Friedens und des Widerstandes
gegen den Rassenwahn zu unter-
streichen, nimmt er den Namen
Pius XII. an."

Unter diesem Titel und diesen beiden Untertiteln, die eine festgefügte Meinung und eine unverhohlene Befriedigung zum Ausdruck bringen, konnte man in Le Populaire vom 3. März 1939 auf der Titelseite einen dreispaltigen Artikel von Pierre Brossolette lesen, in dem dieser sich glücklich schätzt, daß das Konklave in dem Augenblick, in dem der Frieden so schwer gefährdet war, durch die Wahl Kardinal Pacellis, des künftigen Pius' XII., "zur Wahrung des Friedens einen nahezu unbezahlbaren Beitrag geleistet" habe:

"Wenn das einzige Drama, das sich in diesem Augenblick abspielt, nicht das des Friedens wäre, hätten wir der Papstwahl gleichgültig zusehen können. Wir wissen, daß die Kirche, ob freiheitlich oder autoritär, stets die Kirche ist, daß ihr Glaube sie zu der Freiheit des Geistes in Gegensatz bringt, daß die Fälle, in denen die Glaubenspraxis sie nicht zur Freiheit der Menschen in Gegensatz gebracht hat, selten sind. Wer weiß, ob nicht morgen der Sozialismus diese Erfahrung machen wird, wie sie die Republik so lange und so bitter gemacht hat?

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Doch die Ernennung des Nachfolgers Pius' XI. reihte sich nicht in diesen Streit ein. 'Pace! Pace!' hatte der verstorbene Papst sterbend gemurmelt. Das war kein frommer und nichtiger Wunsch. Die schwere Bedrohung, die die Diktaturen für die Welt bedeuteten, hatte seine letzten Jahre mit Angst und Unruhe erfüllt. Zweifellos hatten die Übergriffe der totalitären Staaten gegenüber den geistigen und materiellen Interessen der Kirche bei ihm diese klare Erkenntnis der Gefahr beschleunigt, doch was hat das zu sagen? Was bleibt, ist die Tatsache, daß er, als er noch kaum die Gefahr geahnt hatte, auch schon von seiner leidenschaftlichen Frömmigkeit dazu getrieben wurde, sich mit seiner ganzen Persönlichkeit dagegen zu wenden, und daß im Verlauf dieser letzten Monate die Beharrlichkeit, mit der das Papsttum handelte, ebenso wie seine feierliche Verdammung des Fanatismus und der Gewalt zur Wahrung des Friedens einen nahezu unschätzbaren Beitrag geleistet haben."

Pierre Brossolette hatte große Angst gehabt:

"Doch würde sich die Kirche den Scharfblick ihres letzten Hirten zu eigen machen? Würde sie unter den möglichen Nachfolgern Pius' XI. denjenigen erwählen, der die größte Eignung zu besitzen schien, seine Politik fortzusetzen, nachdem er zuvor das tatkräftigste und erlauchteste Werkzeug dieser Politik gewesen war? Genügten nicht die Intrigen, die Art der Behandlung, der Druck, den die faschistische Regierung auf ein überwiegend aus Italienern bestehendes Kardinalskollegium ausübte, eine gewissermaßen plebiszitäre Entscheidung zugunsten der festen Haltung, die Pius XI. eingenommen hatte, an der Person Kardinal Pacellis zu verhindern? Die ganze Einstellung des Konklaves mußte sich in der Antwort auf diese Fragen zeigen.

Man weiß indessen, daß Kardinal Pacelli sich gerade dadurch, daß er Staatssekretär des verstorbenen Papstes war, in einer schlechten Position befand. Die Kirche liebt keine Dynastien. Ein tiefwurzelndes Vorurteil hält sie für gewöhnlich davon ab, den engsten Mitarbeiter eines Papstes zu dessen Nachfolger zu machen. Seit der Wahl Leos XIII. war es weder Kardinal Rampolla noch Kardinal Merry del Val noch Kardinal Gasparri gelungen, dieses Hindernis zu überwinden. Der Staatssekretär Pius' XI. ist erfolgreicher gewe-

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sen: Angesichts der Notwendigkeit, durch eine aufsehenerregende Geste die Kontinuität einer Politik zu bekräftigen, die sich weder dazu versteht, der Gewalt das Recht einzuräumen, den Frieden zu stören, noch das, ihn zu diktieren, ist man zu seinen Gunsten von dieser Tradition abgewichen."

Trotz dieser Gründe, die gegen Kardinal Pacelli sprachen, "dessen leidenschaftliche Frömmigkeit ihn dazu getrieben hatte, sich gegen die Gefahr, die durch die totalitären Regime repräsentiert wird, zu erheben", trotz "der Intrigen und des Druckes" war die Antwort des Konklaves . . .

" . . . aufsehenerregend. Trotz des durch den Telegrafo eingelegten Vetos (oder vielleicht gerade wegen dieses Vetos), trotz der in den faschistischen Kreisen betriebenen beharrlichen Kampagne gegen die Wahl eines 'politischen' Papstes ist Kardinal Pacelli auf den Thron Petri gewählt worden. Die Wahl wurde nach Beratungen, die weniger als einen Tag dauerten, bei nur drei Wahlgängen erreicht - ein in den Annalen der Kirche fast einmaliges Ereignis.

Etwas betreten über diesen Mißerfolg gaben die faschistischen Kreise bereits gestern abend zu verstehen, daß sie letzten Endes gegenüber Kardinal Pacelli eine wohlwollende Neutralität gewahrt hätten, und man brauchte sie nicht sehr zu drängen, um sie zu der Aussage zu veranlassen, daß sie sehr auf den neuen Papst rechneten, da es ja schließlich leichter sei, sich mit einem 'Politiker' als mit einem 'Heiligen' zu verständigen. Es ist nicht unsere Aufgabe, sie eines Besseren zu belehren, obgleich wir davon überzeugt sind, daß, wenn auch das Handeln der 'Politiker' zuweilen weniger eindrucksvoll ist als das der 'Heiligen', das erstere dem letzteren gegenüber doch zumindest den Vorteil besitzt, sich nützlicher - weil früher - auszuwirken. Es ist für uns nicht notwendig, daß man die Diktaturen an dem Tag, an dem sie den Krieg erklären, blitzartig niederschmettert. Was wir hingegen dringend fordern, ist, daß man uns hilft, sie daran zu hindern, den Krieg zu entfesseln.

Nun ist man aber in der ganzen Welt der Überzeugung, daß der Nachfolger Pius' XI. mit ebenso brennendem Eifer dazu beitragen wird wie Pius XI. selbst. Der neue Papst hat diese Überzeugung im übrigen dadurch bestärkt, daß er den gleichen Namen wie sein Vorgänger wählte.

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Möge Mussolini dies doch nur verstehen! Möge Hitler dies doch auch verstehen! Möchten sie doch verstehen, daß die katholische Welt sich in der Person ihres neuen Oberhauptes wie in der ihrer Kardinäle soeben unwiderruflich gegen die Diktaturen und gegen die Politik der Drohung, der Gewalt und des Krieges ausgesprochen hat. Und möchten sie dieser Politik doch rechtzeitig Einhalt gebieten und daran denken, daß niemand auf der Welt, und hieße er selbst Hitler oder Mussolini, eine Partie gewinnen kann, in der er die Völker und den Papst zugleich gegen sich hat!"

Pierre Brossolette
(Le Populaire, 3. März 1939, S. 1)

II. L'Humanité (3. 3. 1939)

"Rasche Wahl Kardinal Pacellis -
Pius XII. Nachfolger Pius' XI."

"Die anmaßende Exklusionsforderung,
die durch die faschistischen
Regierungen von Berlin und Rom
gegen ihn erhoben wurde, hat ihre
Antwort erhalten."

Dieser dreispaltige Titel und der Untertitel auf der ersten Seite von L'Humanité vom 3. März 1939 sind nicht weniger bezeichnend und zeugen von nicht weniger großer Befriedigung als die des Populaire vom gleichen Tag. Der Verfasser des Artikels, Pierre-Laurent Darnar, ist noch entschiedener als Pierre Brossolette. Er zeigt uns in der Person des Kardinals Pacelli und nunmehrigen Pius' XII. "einen Papst, der ein Gegner des Rassenstandpunktes und ein Freund der Gewissensfreiheit ist und der die Menschenwürde achtet.

Beabsichtigt er nicht, mit der Wahl des Namens die Politik desjenigen fortzusetzen, dessen engster Mitarbeiter und Staatssekretär er in all den letzten Jahren war?

Denn man konnte Kardinal Pacelli und den Papst nicht trennen, wenn es darum ging, die Unsinnigkeit des Rassenstandpunktes, die

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Verfolgungen im Dritten Reich, die Anschläge des Faschismus gegen die Gewissensfreiheit und die Menschenwürde zu verurteilen.

Der frühere Staatssekretär - und jetzige Papst -, der von der sozialistischen Volksfrontregierung im Jahre 1937 mit großen Ehren empfangen wurde, neigt zur Verständigung mit den Demokratien für die gemeinsame Verteidigung der höchsten Güter der freien Menschen, die bedroht oder verfolgt sind.

Wie hätten die französischen Kommunisten, deren Führer Maurice Thorez seine offene Hand darbot, die von April 1936 an das Symbol einer Politik des Zusammenschlusses wurde, nicht eine Mithilfe schätzen sollen, die nach den ehrerbietigen Worten Präsident Herriots der Sache des Friedens und der Freiheit gewidmet sei?

Die Tatsache, daß die Wahl bereits am ersten Tag des Konklaves erfolgte und die Entscheidung sogleich auf Kardinal Pacelli fiel, gewinnt noch größere Bedeutung, wenn man weiß, welche unverschämten Exklusionsforderungen Hitler und Mussolini gegen seine Person und gegen das, was diese für sie bedeutete, erhoben.

Als einen 'zu großen Freund Frankreichs' bezeichnete ihn voller Haß der Telegrafo des Grafen Ciano zwei Tage nach dem Tode Pius' XI. . . . "

Die faschistischen Regierungen standen der Wahl Kardinal Pacellis nicht weniger feindlich gegenüber als der letztere ihnen:

" . . . Die faschistischen Regierungen hätten gerne mit der politischen Linie des Vatikans kurzen Prozeß gemacht, das Papsttum in ihre Gewalt gebracht und es ihren Anordnungen unterworfen. Da aber eine ihnen völlig hörige Kreatur fehlte, hatten sie gehofft, zumindest einen schwachen, furchtsamen und gefügigen Menschen auf den päpstlichen Stuhl zu bringen.

Sie haben ihre Antwort erhalten.

Sie stellt eine um so schärfere Entgegnung dar, als die Kardinäle in der Mehrheit Italiener sind und ein großer Teil von ihnen sofort für den von Mussolini abgelehnten Papst gestimmt haben muß.

Schon lassen Berlin und Rom ihre Wut durchblicken. Ganz sicher werden Beleidigungen auf diesen 'Juden und Marxisten' herabregnen! Als ob ein heimliches Einverständnis zwischen Doktrinen vor-

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läge, wenn sich lediglich die Menschen zu ihrem Schutz zusammenschließen und wenn die Gewissensfreiheit ganz einfach bei der Freiheit Zuflucht sucht.

Doch für die Gestapo war bereits Pius XI. 'der Papst Moskaus'! Die Wahl Pius' XII. wird zweifellos 'eine bolschewistische Machenschaft' sein!

Bedauernswerte Leute! Das Ereignis ist weit tiefgründiger und bedeutsamer!"

P.-L. Darnar
(L'Humanité, 3. März 1939, S. 1)

Wie wenn der Artikel P.-L. Darnars nicht schon genügend für sich spräche, ging Gabriel Péri auf der dritten Seite derselben Nummer von L'Humanité unter der Überschrift "Die Reaktion Hitlers" noch weiter.

"Berlin, 2. März. - Die Wahl Kardinal Pacellis hat in den politischen Kreisen Deutschlands sehr große Erregung ausgelöst. Es wird die Ansicht vertreten, die Kardinäle 'hätten durch die Einsetzung eines õBerufspolitikersã in das höchste Amt der katholischen Welt einen ungewöhnlichen Schritt getan'.

Bekanntlich ist der neue Papst von den Nationalsozialisten stets sehr angegriffen worden.

Tatsächlich spielte er in den ausländischen diplomatischen Kreisen Berlins in der Nachkriegszeit eine sehr bedeutende Rolle. Er war es, der nach der Revolution von 1918 das neue Konkordat zwischen dem Heiligen Stuhl und Deutschland aushandelte und unterzeichnete . . . "

"Den Faschismus oder den Frieden retten . . . "

" . . . Es steht weiter fest, daß das Konklave soeben den früheren engsten Mitarbeiter Pius' XI. gewählt hat, und zwar trotz der Ratschläge von Bergens und der Exklusionsforderungen des Telegrafo."

Gabriel Péri.
(L'Humanité, 3. März 1939, S. 3 )

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Anhang II

Selbstzeugnis Pius' XII.

Schreiben Pius' XII. an den
Berliner Bischof Graf von Preysing

Am 30. April 1943 richtete Pius XII. an den Berliner Bischof von Preysing folgendes Schreiben:

"Zunächst sprechen Wir dir, ehrwürdiger Bruder, innigsten Dank aus für die guten Wünsche, die du persönlich wie im Namen deines Klerus und deiner Diözesanen Uns bei verschiedenen Gelegenheiten, noch im Dezember zu den heiligen Festen um die Jahreswende und zuletzt zum Jahrestag Unserer Wahl zum Obersten Hirten der Kirche, ausgesprochen hast. Wir wissen, aus welch treuem und von Glaubensgeist erfülltem Herzen sie kommen. Wir danken dir und deiner Herde besonders für euer frommes Gebet. In deinem Schreiben vom 27. Februar d. J. versicherst du Uns eurer inständigen Fürbitte aus dem Bewußtsein heraus, 'daß wohl selten im Anfang eines Pontifikats einem Papste eine so schwere Last von Gott aufgebürdet worden ist' wie Uns 'durch den furchtbaren Weltkrieg und all das, was er an Schmerzlichem und Sündhaftem im Gefolge hat'. Es ist gewiß immer Vorsicht geboten, wenn man die Gegenwart mit der Vergangenheit vergleichen will, und es liegt Uns fern, die Sorgen und Nöte, die auf die Schultern Unserer Vorgänger gedrückt haben, zu unterschätzen. Aber sicher ist der ehrliche Wille der Päpste, in weittragenden und erschütternden Auseinandersetzungen unter den Mächten dieser Erde allen mit voller Unparteilichkeit zu begegnen, gleichzeitig aber auch die Belange der heiligen Kirche sorgsam zu wahren, selten einer Belastungsprobe ausgesetzt gewesen, wie der Heilige Stuhl sie gegenwärtig zu bestehen hat. Was indes noch mehr bedrückt, ist, wie du richtig sagst, 'all das, was der Krieg an Schmerzlichem und Sündhaftem im Gefolge hat'. Die hemmungslos steigende sachliche Grausamkeit der Kriegstechnik macht den Gedanken an eine noch lange Dauer des gegenseitigen Mordens unerträglich; was Uns seit Jahr und Tag an Unmenschlichkeiten zu Ohren kommt, die ganz und gar außer-

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halb der ernsthaften Kriegsnotwendigkeiten liegen, wirkt nachgerade lähmend und schaudererregend. Die Flucht in das Gebet zum allwissenden Gott und zu dem Erlöser im Tabernakel gibt allein die sittliche Kraft, dem Eindruck solchen Geschehens seelisch zu widerstehen."

Die Einstellung des Nationalsozialismus zu den Bemühungen
des Papstes, die Unmenschlichkeit des Krieges zu mildern

"Auch ihr habt die Schrecken des Krieges in der unsagbar schweren Form der Luftangriffe erfahren müssen. Wir sprechen dir und deinen Diözesanen nochmals Unser teilnehmendes tiefes Bedauern zum Einsturz der Hedwigskathedrale infolge des letzten Angriffs auf Berlin aus. Die Gläubigen sollen wissen, daß Wir täglich im besonderen für die beten und denen Unseren Segen spenden, die an diesem Tage auf der einen oder anderen Seite von Luftangriffen heimgesucht werden. Wir tun zur Minderung der Kriegsleiden, was in Unseren Kräften steht, und haben, ohne Uns von der geringen Aussicht auf Erfolg abhalten zu lassen, Uns immer wieder für möglichste Schonung der Zivilbevölkerung eingesetzt. Es ist nicht Unsere Schuld, daß eine nach allen Seiten gleichmäßige Behandlung der Kriegsfragen Uns nötigt, jetzt, wo Deutschland der unter den Luftangriffen am stärksten leidende Teil geworden ist, bei Vermittlungen umsichtig zu Werke zu gehen - ganz abgesehen davon, daß deutsche amtliche Stellen anläßlich der Anwesenheit des Erzbischofs von New York in Rom, oder besser anläßlich der Gerüchte, die um seinen Rombesuch gingen, die Öffentlichkeit haben wissen lassen, Deutschland sei an Bemühungen des Papstes um eine Humanisierung des Krieges nicht interessiert. Unsere Schritte für Menschlichkeit im Kriege gelten in gleicher Sorge allen Kriegsopfern, allen materiell oder seelisch unter der Kriegsnot Leidenden - und diese hoffen in Deutschland ebenso auf Unsere Hilfe wie in der übrigen Welt.

Auch Unseren Nachrichtendienst für Kriegsgefangene hätten Wir sehr gerne Deutschland ebenso zugute kommen lassen wie anderen Ländern. Der Nachrichtendienst hat sich aus den an den Heiligen Stuhl herantretenden Anfragen und Bitten um Vermittlung, de-

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nen vielfach von anderen Stellen gar nicht hätte entsprochen werden können, ganz von selbst zu dem entwickelt, was er jetzt ist. Zusammen mit Unserer übrigen Kriegshilfe hat er - Wir sagen das mit tiefem Dank gegen Gott - viel und umfassend Gutes schaffen können. Es ist Uns unerfindlich, welche sachlichen Gründe die deutschen Behörden veranlaßt haben könnten, dem Päpstlichen Hilfswerk den Eingang nach Deutschland zu sperren. Die deutsche Sperre für Gefangenennachrichten von hier hat sich u. a. fühlbar gemacht, als es sich darum handelte, einige Tausend Meldungen von deutschen Kriegsgefangenen, die Unserem Nachrichtendienst zugegangen waren, an die Angehörigen in Deutschland weiterzuleiten. Es ist schließlich gelungen, aber nur auf Umwegen und mit größten Schwierigkeiten. Seit Herbst 1942 kommen aus Deutschland, und zwar in immer steigender Zahl, Anfragen über Vermißte oder Gefangene, deren letzter Standort an der russischen Front, meistens bei Stalingrad, war. Es spricht eine erschütternde Not aus diesen Anfragen. Von Unserer Seite wird jeder nur mögliche Versuch gemacht, um Mitteilungen über die in Rußland lebenden Kriegsgefangenen zu erhalten, bis jetzt leider ohne Erfolg."

Die Hirtenbriefe der deutschen Bischöfe

"Wir sind dir, ehrwürdiger Bruder, dankbar für die klaren und offenen Worte, die du bei verschiedenen Gelegenheiten an deine Gläubigen und damit an die Öffentlichkeit gerichtet hast; Wir denken u. a. an deine Ausführungen vom 28. Juni 1942 über die christliche Rechtsauffassung; vom Totensonntag im vergangenen November über das Recht auf Leben und Liebe, das jedem Menschen zusteht; Wir denken besonders an deinen Adventshirtenbrief, der ja auch für die westdeutschen Kirchenprovinzen bestimmt war, über die Herrschaftsrechte Gottes, die Rechte des einzelnen und der Familie.

Man wende nicht ein, daß bischöfliche Kundgebungen, die mutvoll der eigenen Regierung gegenüber für die Rechte der Religion, der Kirche, der menschlichen Persönlichkeit, für Schutzlose, von der öffentlichen Macht Vergewaltigte eintreten, gleichviel ob die Betroffenen Kinder der Kirche oder Außenstehende sind - daß

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solche Kundgebungen eurem Vaterland in der Weltöffentlichkeit schaden. Jenes mutvolle Eintreten für Recht und Menschlichkeit stellt euer Vaterland nicht bloß, wird euch und ihm vielmehr in der Weltöffentlichkeit Achtung schaffen und kann sich in Zukunft sehr zu seinem Besten auswirken.

Als Oberster Hirt der Gläubigen sorgen Wir Uns auch darum, daß eure Katholiken ihre Überzeugungen und deren Bekenntnis rein halten von einem Sichabfinden mit Grundsätzen und Taten, die dem Gesetz Gottes und dem Geiste Christi widerstreiten, ja ihnen mehr als einmal hohnsprechen. Es hat Uns, um ein naheliegendes Beispiel zu nehmen, getröstet, zu hören, daß die Katholiken, gerade auch die Berliner Katholiken, den sogenannten Nichtariern in ihrer Bedrängnis viel Liebe entgegengebracht haben, und Wir sagen in diesem Zusammenhang ein besonderes Wort väterlicher Anerkennung wie innigen Mitgefühls dem in Gefangenschaft befindlichen Prälaten Lichtenberg.

Aber schon der Gedanke, es könnten allmählich, vielleicht fast unvermerkt, jene Auffassungen durch die Macht der Gewöhnung und unter der Wirkung ihrer unaufhörlichen Verbreitung Eingang auch in die Gedankenwelt der Katholiken, besonders ihrer jungen Generation, finden, schon dieser Gedanke schmerzt Uns. Du weißt, daß der Heilige Stuhl die Vorgänge bei euch auf liturgischem Gebiet für wichtig genug gehalten hat, um sich mit ihnen zu befassen. Wir gestehen aber, daß Uns die Reinerhaltung der christlichen Überzeugung von aller ihr drohenden Vergiftung noch ungleich mehr am Herzen liegt als jene liturgischen Fragen. Was würde ein noch so schöner Gottesdienst im Kirchenraum bedeuten, wenn draußen im Leben Denken und Tun der Gläubigen dem Gesetz und der Liebe Christi entfremdet wären!"

Die Gründe für die Zurückhaltung des Papstes

"Den an Ort und Stelle tätigen Oberhirten überlassen Wir es, abzuwägen, ob und bis zu welchem Grade die Gefahr von Vergeltungsmaßnahmen und Druckmitteln im Falle bischöflicher Kundgebungen sowie andere vielleicht durch die Länge und Psychologie des Krieges verursachten Umstände es ratsam erschei-

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nen lassen, trotz der angeführten Beweggründe, ad maiora mala vitanda Zurückhaltung zu üben. Hier liegt einer der Gründe, warum Wir selber Uns in Unseren Kundgebungen Beschränkung auferlegen; die Erfahrung, die Wir im Jahre 1942 mit päpstlichen, von Uns aus für die Weitergabe an die Gläubigen freigestellten Schriftstücken gemacht haben, rechtfertigt, soweit Wir sehen, Unsere Haltung.

Wir haben diese Fragen ausführlicher mit dir besprochen, nicht als ob du Unserer Ermunterung zum Handeln bedürftest, sondern, im Gegenteil, weil Wir einerseits dein starkes Empfinden für die Ehre der heiligen Kirche und deinen Mut kennen, andererseits wissen, daß du die Gesamtlage mit umsichtiger Nüchternheit beurteilst. Für den Stellvertreter Christi wird der Pfad, den er gehen muß, um zwischen den sich widerstreitenden Forderungen seines Hirtenamtes den richtigen Ausgleich zu finden, immer verschlungener und dornenvoller.

Wir haben die gegen die Kirche gerichteten Maßnahmen vor Augen, von denen deine Schreiben Uns Mitteilung machten: Einziehung von Kirchengut, Wegnahme deines Bischöflichen Seminars Hedwigshöhe, Einschränkung oder Unterbindung der Seelsorge an den nach Deutschland verbrachten Polen, auch des Religionsunterrichtes für polnische Kinder, Eheverbot für die Polen usw., alles immer wieder nur Teilstücke aus dem größeren Rahmen und umfassenderen Plan einer Drosselung der kirchlichen Lebenskraft im deutschen Machtraum. Am härtesten getroffen ist, wie du weißt, die katholische Kirche im Warthegau. Wir leiden schwer unter der namenlosen Not der Gläubigen dortselbst, um so mehr, als jeder Versuch, für sie bei den Regierungsstellen zu vermitteln, auf schroffste Ablehnung gestoßen ist. Die Rücksichtnahmen, von denen weiter oben die Rede war, im Sonderfall des Warthegaues vor allem die Befürchtung, den Rest von Seelsorge, der dort noch besteht, auch zu gefährden, haben Uns bis jetzt davon zurückgehalten, die dortigen kirchlichen Zustände offen zur Sprache zu bringen.

Über die Lage und das Schicksal der in Konzentrationslager verbrachten Priester, unter denen die Polen weitaus an erster Stelle stehen, sind Wir verhältnismäßig gut unterrichtet. Wenn

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sich irgendwie Gelegenheit bietet, möge man jene Priester wie ihre Mitgefangenen immer wissen lassen, daß ihnen Unser innigstes Mitgefühl gehört, daß in dieser von Leid und Grauen erfüllten Zeit Uns wenige Schicksale so nahegehen wie das ihre und daß Wir viel und täglich für sie beten.

Der Wortlaut der Denkschrift, die der deutsche Episkopat an die höchsten Stellen des Reiches gelangen ließ, liegt Uns vor. Nun wißt ihr ja selbst, wie geringe Aussicht auf Erfolg ein Schriftstück hat, das als vertrauliche Eingabe an die Regierung gerichtet ist; doch wird die Denkschrift auf alle Fälle den Wert einer Rechtfertigung des Episkopates vor der Nachwelt haben."

Hilfeleistungen des Heiligen Stuhls für die Juden

"Für die katholischen Nichtarier wie auch für die Glaubensjuden hat der Heilige Stuhl caritativ getan, was nur in seinen Kräften stand, in seinen wirtschaftlichen und moralischen. Es hat von Seiten der ausführenden Organe Unseres Hilfswerkes eines Höchstmaßes von Geduld und Selbstentäußerung bedurft, um den Erwartungen, man muß schon sagen den Anforderungen der Hilfesuchenden zu entsprechen, wie auch der auftauchenden diplomatischen Schwierigkeiten Herr zu werden. Von den sehr hohen Summen, die Wir in amerikanischer Währung für Übersee-Reisen von Emigranten ausgeworfen haben, wollen Wir nicht sprechen; Wir haben sie gerne gegeben, denn die Menschen waren in Not; Wir haben um Gotteslohn geholfen, und haben gut daran getan, irdischen Dank nicht in Rechnung zu stellen. Immerhin ist dem Heiligen Stuhl auch von jüdischen Zentralen wärmste Anerkennung für sein Rettungswerk ausgesprochen worden.

Zu dem, was im deutschen Machtraum zurzeit gegen die Nichtarier vor sich geht, haben Wir in Unserer Weihnachtsbotschaft ein Wort gesagt. Es war kurz, wurde aber gut verstanden. Daß den nichtarischen oder halbarischen Katholiken, die Kinder der Kirche sind wie alle anderen, jetzt, im Zusammenbruch ihrer äußeren Existenz und in ihrer seelischen Not, Unsere Vaterliebe und Vatersorge in erhöhtem Maße gilt, brauchen Wir nicht erst zu versi-

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chern. So wie die augenblickliche Lage ist, können Wir ihnen leider keine andere wirksame Hilfe zukommen lassen als Unser Gebet. Wir sind aber entschlossen, je nach dem, was die Umstände heischen oder erlauben, von neuem Unsere Stimme für sie zu erheben."

Die nationalsozialistische Erziehung

"Über die beharrliche Treue der deutschen Katholiken zu ihrem Glauben und ihrer Kirche haben Wir gerade in diesen Tagen wieder sehr Trostvolles gehört. Hinter allem Bedrückenden und Erhebenden der Gegenwart steht für Uns jedoch die eine schwere Zukunftsfrage: Wie soll die katholische Jugend, wie die kommenden Generationen, einmal ganz erfaßt von dem geschlossenen System christentumsfremder Beeinflussung und Erziehung, das durch die Parteiorganisationen . . . und die schon bekannten Bestimmungen des zu erwartenden Volksgesetzbuches gebildet wird, wie sollen sie ihren katholischen Glauben unverfälscht bewahren und weitergeben? Wir können Uns vorerst nur trösten mit der Verheißung der Heiligen Schrift: 'Gott ist treu. Er wird euch nicht über eure Kräfte versuchen lassen, sondern mit der Versuchung auch den guten Ausgang schaffen, daß ihr bestehen könnt' (1. Kor. 10, 13).

Als Unterpfand dieses 'guten Ausgangs' erteilen Wir - . . . 'im Zeichen des Kreuzes', wie du es in deinem Hirtenwort zum letzten Papstsonntag sagst - dir selbst, ehrwürdiger Bruder, deinen Mitarbeitern im Apostolat und allen deinen Diözesanen in väterlicher Liebe und aus der Fülle des Herzens den erbetenen Apostolischen Segen [304]."

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Anhang III

Die Hauptargumente der Verteidiger Pius' XII.

Maïmonide (Bulletin de l'Athénée israélite, Brüssel, Nr. 2, Juni 1963):

Die Ereignisse waren so, daß bereits 1937 die deutschen Zeitungen schreiben konnten: "Pius XI. war zur Hälfte Jude, Kardinal Pacelli (Pius XII.) ist es ganz."

Édith Mutz

Dr. Safran, Großrabbiner von Rumänien:

Die Vermittlung des Papstes "rettete die Juden vor dem Unheil zu einem Zeitpunkt, an dem die Deportation der Rumänen bereits beschlossen war".

Maïmonide, a. a. O.

Am 26. Mai 1955 geleitete Paul Kletzki 94 aus 14 Ländern stammende jüdische Musiker nach Rom, um dort die 9. Symphonie von Beethoven aufzuführen.

"Aus Dankbarkeit für das von seiner Heiligkeit vollbrachte großartige humanitäre Werk zur Rettung einer großen Anzahl von Juden während des Zweiten Weltkrieges."

Pinhas Lapide, israelischer Konsul in Mailand (zur Zeit Pius' XII.):

"Der Papst persönlich, der Heilige Stuhl, die Nuntien und die gesamte katholische Kirche haben 150 000 bis 400 000 Juden vor dem sicheren Tode gerettet. Als ich in Venedig von Msgr. Roncalli, dem späteren Johannes XXIII., empfangen wurde und ihm die Dankbarkeit meines Landes für sein Handeln zugunsten der Juden in der Zeit, als er noch Nuntius in Istanbul war, zum Ausdruck brachte, unterbrach er mich mehrfach, um mich daran zu erinnern, daß er jedesmal auf ausdrückliche Weisung Pius' XII. gehandelt habe. Mir ist im übrigen schwer begreiflich, daß man Pius XII. jetzt angreift, während man hier in Israel viele Jahre lang Gefallen

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daran fand, ihm zu huldigen. Nach der Befreiung Roms gehörte ich einer Abordnung von Soldaten der palästinensischen Brigade an, die vom Papst empfangen wurde und ihm die Dankbarkeit der Jewish Agency, der Spitzenorganisation der Weltbewegung des Zionismus, für das, was er für die Juden getan hatte, übermittelte."

Pinhas Lapide hebt hervor, daß Frau Golda Meïr, der israelische Außenminister, am Todestag Pius' XII. dem Papst herzlich gedankt habe, "weil er seine Stimme für die Juden erhoben hatte". "Mit dem Wort 'Stimme' ", fährt Pinhas Lapide fort, "meinte Frau Meïr sicherlich die zahlreichen Demarchen des Papstes zugunsten der Juden, und sie sah diese Stimme als weitaus wertvoller als einen öffentlichen Protest an. Eins ist sicher: Zahlreiche Staatsoberhäupter und Kirchenfürsten - selbst von anderen christlichen Kirchen -, die in der Lage waren, dem Judentum mit Wort und Tat zu helfen, haben gegen die 'Kreuzigung unzähliger Brüder des Herrn' weit weniger getan als Pius XII."

Le Monde, 3. Januar 1964

"Man beklagt sich, daß der Papst nicht spricht. Er kann nicht sprechen; wenn er es täte, würde es noch mehr Unheil bedeuten." Unter Anführung dieser Worte, die Pius XII. im Verlauf einer Unterredung mit Pater Paolo Dezza, dem ehemaligen Rektor der Università Gregoriana, äußerte, weist dieser darauf hin, daß der Erzbischof von Krakau, Kardinal Adam Sapieha, und andere polnische Bischöfe den Heiligen Vater wissen ließen, daß es besser sei, die Schreiben die er an sie gerichtet hatte, um die nazistischen Grausamkeiten aufzuzeigen, nicht zu veröffentlichen, und zwar, wie sie sagten, um das Los der Betroffenen nicht zu verschlimmern. Sodann erinnert der Ordensgeistliche daran, daß der Großrabbiner von Rom, Zoll, sich nach der Befreiung der ewigen Stadt aus Dankbarkeit für das, was der Papst für seine Glaubensgenossen getan hatte, taufen ließ. Er hebt hervor, daß Zoll es war, der, nachdem er die Taufe empfangen hatte, Pius XII. ersuchte, den Ausdruck "Verräter", mit dem die Juden in der Liturgie der Karwoche bezeichnet wurden, zu beseitigen.

Die Zeitungen vom 2. bis 5. Januar 1964

[S. 228]

Nach der Befreiung sucht Großrabbiner Ullmann Kardinal Van Roey auf, um ihm für seine persönliche Rettung vor der Deportation und für das zu danken, was er für die holländischen Juden getan hat.

In der Slowakei erreicht der von 1941 an durch den Heiligen Stuhl ausgeübte Druck, "daß die Deportationen der Juden im Sommer 1943 eingestellt werden und damit ein Viertel von ihnen überlebt".

Der Großrabbiner von Rom, Israel Zoll, ist konvertiert und hat sich aus Dankbarkeit gegenüber Pius XII. nach dessen Vornamen, Eugenio, taufen lassen. "Am 29. September 1945 sah man eine Gruppe von Juden, deren Antlitz von Leid gezeichnet war, den Vatikan betreten: 70 vor den Krematorien Gerettete wollten Pius XII. für sein Verhalten während des Krieges danken."

Maïmonide, Juni 1963

Robert M. W. Kempner, deutscher Jude und früherer amerikanischer Hauptankläger im Nürnberger Prozeß, gab zu Rolf Hochhuths Drama Der Stellvertreter die nachstehenden Erklärungen ab. Er stützt sich dabei sowohl auf amtliche Schriftstücke als auch auf private Unterredungen.

"1. Nur ein schneller militärischer Zusammenbruch des Hitler-Regimes, nicht aber ein durch keine Bataillone gestützter Protest von Pius XII. hätte seinerzeit den noch nicht ermordeten Teil der europäischen Juden vor der Endlösung retten können. Dies wußte der Papst ebensogut wie Franklin D. Roosevelt und Winston Churchill. Pius XII. mußte zu dieser Überzeugung auf Grund ausgezeichneter Informationen und durch Erfahrungen kommen, von denen nur einige hier mitgeteilt seien:

2. Die bereits 1942 und 1943 von Roosevelt, den Exilregierungen und der Moskauer Erklärung öffentlich angedroht Bestrafung von Judenmördern und anderen Verbrechern blieb völlig ergebnislos. Das Nazi-Regime ließ sich nicht einschüchtern, und seine Funktionäre schrieben, wie wir aus Nürnberg wissen, an den Rand der Bekanntmachung: (1) Fühle mich geehrt; (2) Zu den Akten.

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3. Der Papst hatte leider nur entmutigende Erfahrungen mit seinen zahlreichen Protesten wegen der Verfolgung von katholischen Priestern und bestimmten Juden gesammelt. Sie blieben erfolglos, und das Reichssicherheitshauptamt sowie Organe der 'Justiz' ermordeten in Deutschland, Österreich, Polen, Frankreich und anderen besetzten Ländern über 3000 katholische Priester, wie eine jetzt von Frau B. M. Kempner vorbereitete 'Chronik der Märtyrer-Priester' nachweist.

4. Als Hitlers Außenminister Ribbentrop nach Erteilung von zahlreichen verlogenen Antworten auf Interventionen und Proteste des Papstes von einer möglichen öffentlichen Stellungnahme des Vatikans erfuhr, sandte er dem Botschafter beim Vatikan, Ernst von Weizsäcker, die folgende erpresserische Instruktion (Telegramm Nr. 181 vom 24. Januar 1943): ' . . . Sollte der Vatikan politisch oder propagandistisch gegen Deutschland Stellung nehmen, so würde es unmißverständlich zum Bewußtsein zu bringen sein, daß sich eine Verschärfung der Beziehungen (zwischen Deutschland und dem Heiligen Stuhl) nicht etwa einseitig zum Nachteil Deutschlands auswirken würde, daß es der Reichsregierung vielmehr weder an wirksamem Propagandamaterial noch auch an der Möglichkeit tatsächlicher Maßnahmen fehlt, um jeden vom Vatikan gegen Deutschland versuchten Schlag entsprechend wirksam zu erwidern . . . '

5. Zu den spätestens nach dem Siege Hitlers geplanten Maßnahmen gehörte u. a.: 'Jeder katholische Staat muß sich seinen eigenen Papst wählen'; 'Der Bischof von Münster wird einmal vor die Gewehre kommen [305]'; 'Die christlich-jüdische Pest geht ja wohl jetzt ihrem Ende entgegen'. Diese und ähnliche Erklärungen Hitlers sind einem Aufsatz von sonst unveröffentlichten Teilen des Alfred Rosenbergschen Tagebuches entnommen (Der Monat, 1949, Heft 10). Rosenberg selbst machte 1943 darauf aufmerksam: 'Der Vatikan wühlt eifrig weiter.'

6. Bei dieser Sachlage und dem Vordringen der Alliierten . . . konnte Pius XII. keinen öffentlichen Protest . . . erheben. Es war vielmehr weise, auf dem Weg über die Erzbischöfe durch geeignete

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regionale Interventionen einzugreifen, wie z. B. in der Slowakei, Ungarn und anderwärts. Er selbst mußte nach außen schweigen und nach innen helfen - wie dies laufend geschah - und auf ein schnelles Vordringen der Alliierten warten. Jedes propagandistische Auftreten wäre nicht nur 'provozierter Selbstmord' gewesen - wie Rosenberg erklärt hatte -, sondern hätte die Ermordung von noch mehr Juden und katholischen Priestern beschleunigt."

Katholische Nachrichten-Agentur,
Informationsdienst Nr. 22, 30. Mai 1963

Maurice Edelmann, Präsident der Englisch-Jüdischen Vereinigung und Abgeordneter der Labour Party:

"London, 21. Januar. - Der Labour-Abgeordnete und Präsident der Englisch-Jüdischen Vereinigung, Maurice Edelmann, erklärte heute in einer Rede im Londoner Rat dieser Vereinigung, die Intervention Pius' XII. habe die Rettung von Zehntausenden von Juden während des Krieges ermöglicht. Er gab bekannt, daß der Papst ihn bei Kriegsende empfangen und ihn darauf hingewiesen habe, daß er dem katholischen Klerus insgeheim Weisungen zum Schutz der Juden vor der nationalsozialistischen Verfolgung erteilt habe."

Gazette de Liège, 23. Januar 1964

Armand Baruch gab in den Vereinigten Staaten eine Broschüre zur Verteidigung des Andenkens Pius' XII. heraus, die ganz besonders durch die große jüdische Vereinigung B'nai B'rith verbreitet wurde.

"Ich breche das Schweigen, weil ich in jenen Monaten, von denen das Stück 'Der Stellvertreter' handelt, Mitglied der Deutschen Botschaft beim Heiligen Stuhl war und weil ich aus meinen Erfahrungen in der zwölfjährigen nationalsozialistischen Periode des Schreckens glaube, etwas zur Beurteilung der römischen Ereignisse beitragen zu können . . .

Die Rolle unserer Vatikanbotschaft war nicht einfach. Hitler in seiner Hysterie war zu jedem Verbrechen fähig. Erwägungen, den Papst gefangenzunehmen, ihm einen Zwangsaufenthalt im 'Großdeutschen Reich' anzuweisen, haben bei ihm vom September 1943 bis zum Juni 1944, also bis zum Einzug der Alliierten in

[S. 231]

Rom, immer wieder eine Rolle gespielt. Hätte sich der Papst dieser Aktion widersetzt, so war sogar mit der Möglichkeit zu rechnen, daß er 'auf der Flucht erschossen' würde.

Wir waren der Ansicht, es sei unsere oberste Pflicht, wenigstens dies Verbrechen (die Ermordung des Papstes), das im Namen unseres Volkes begangen worden wäre, zu verhindern. Herr von Weizsäcker mußte an zwei Fronten kämpfen: Er mußte dem Heiligen Stuhl, das heißt dem Papst, den Rat geben, keine unbedachten Aktionen zu unternehmen, das heißt Aktionen, deren letzte und katastrophale Folgen er vielleicht nicht klar erkannte . . .

Und ebensosehr mußte Weizsäcker die Nazis durch diplomatisch formulierte Berichte davon überzeugen, der Vatikan sei 'guten' Willens. Die zahllosen Einzelaktionen des Vatikans zugunsten der Juden seien so bedeutungslos, daß man sie nicht ernst zu nehmen habe.

Schließlich waren wir, das heißt sämtliche Mitglieder der Deutschen Botschaft beim Vatikan, trotz aller sonstigen Differenzen in der Beurteilung der Lage ohne Ausnahme in einem Punkt einig: Ein flammender Protest Pius' XII. gegen die Judenverfolgungen hätte vermutlich ihn selbst und damit die Kurie in höchste Gefahr gebracht, bestimmt aber zum damaligen Zeitpunkt, nämlich im Herbst 1943, keinem einzigen Juden das Leben gerettet. Hitler, einmal aufgebracht, würde um so schrecklicher reagieren, je mehr Widerstand er spürte . . . [306]"

Albrecht von Kessel,
Mitarbeiter von Weizsäckers
(Osservatore della Domenica, 28. Juni 1964)

Es wäre unbillig, nicht noch die beiden Bücher: Pour ou contre "Le Vicaire" von Dom Claude Jean-Nesmy (Desclée de Brouwer) und Pie XII, le Pape outragé von Alexis Curvers (Robert Laffont) anzuführen, die zwar an dem eigentlichen geschichtlichen Problem vorbeigegangen sind, aber trotzdem zwei beachtliche philosophische Verteidigungsschriften darstellen. Wir weisen hiermit den Leser darauf hin.

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Anhang IV

Kardinal Merry del Val und der Erste Weltkrieg

Am 27. Juli 1914 erkundigt sich der österreichische Botschaftsrat beim Vatikan, Graf Palffy, bei dem Staatssekretär Pius' X. nach seinen Eindrücken hinsichtlich des Ultimatums an Serbien vom 23. Juli. Bereits am folgenden Tage, dem 28. Juli, gehen Gerüchte um, nach denen der Kardinal "der Hoffnung Ausdruck gegeben (habe), daß die Doppelmonarchie bis zum Letzten gehen würde", das heißt, bis zum Kriege. Sogleich hielt er in einem Tagebuch die mit Graf Palffy geführte Unterredung für sich selbst und für die Geschichte schriftlich fest.

"(Graf Palffy) zu mir gekommen, um meine Eindrücke über das Ultimatum an Serbien zu erfahren. Ich sagte, es schiene sehr hart. 'Glauben Eure Eminenz, daß Serbien es annehmen wird?' fragte mich der Graf. 'Ich zweifle sehr daran', antwortete ich, 'vor allem hinsichtlich einiger Punkte [307]'. 'Alles oder nichts!' rief der Graf aus. 'Doch das bedeutet den Krieg', sagte ich. 'Ja', erwiderte der Graf, 'und ich persönlich hoffe, daß Serbien es nicht annehmen wird.' 'Doch dann besteht die Gefahr eines allgemeinen Weitenbrandes', bemerkte ich. 'Soll die Katastrophe nur kommen, das wird besser sein als in der gegenwärtigen Situation zu verharren', sagte der Graf. Ich entgegnete lediglich, daß das mir äußerst schwerwiegend schiene. Es ist wahr, daß ich nach dem furchtbaren Verbrechen von Sarajewo dem Grafen Palffy sagte, daß Österreich hart bleiben müsse und daß es Anspruch auf feierlichste Genugtu-

[S. 233]

ung [308] sowie auf die Wahrung seiner Existenz habe, aber ich habe niemals die Hoffnung oder die Meinung geäußert, Österreich möge zu den Waffen greifen. Nichts anderes wurde gesagt. Dies sei um der Wahrheit willen festgestellt [309]."

Nachstehend der Text des Berichtes, den Graf Palffy am 29. Juli an den österreichisch-ungarischen Außenminister, den Grafen Berchtold, sandte:

"Als ich vor zwei Tagen den Kardinal-Staats-Sekretär besuchte, lenkte er natürlich das Gespräch sofort auf die großen Fragen und Probleme, die heute Europa beschäftigen. Von einer besonderen Milde und Versöhnlichkeit war aber in den Bemerkungen Seiner Eminenz nichts zu fühlen. Die an Serbien gerichtete Note, die er als äußerst scharf bezeichnete, billigte er trotzdem rückhaltlos und gab gleichzeitig indirekt der Hoffnung Ausdruck, daß die Monarchie auch durchhalten werde. Freilich, meinte der Kardinal, sei es schade, daß Serbien nicht schon viel früher 'klein gemacht' worden sei, denn damals wäre dies vielleicht ohne einen so großen Einsatz an unübersehbaren Möglichkeiten durchführbar gewesen wie heute. Diese Äußerung entspricht auch der Denkungsart des Papstes, denn im Verlauf der letzten Jahre hat Seine Heiligkeit mehrmals das Bedauern geäußert, daß Oesterreich-Ungarn es unterlassen habe, seinen gefährlichen Nachbar an der Donau zu 'züchtigen' [310]."

Der Vergleich dieser beiden Texte zeigt deutlich, welchen Glauben man den Mitteilungen beimessen kann, durch die die Botschafter ihren Regierungen über die Gespräche berichten, die sie mit den berufenen Persönlichkeiten derjenigen führen, bei denen sie akkre-

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ditiert sind - Mitteilungen, die im Falle der gegen Pius XII. erhobenen Anklage das ganze Argument Friedländers ausmachen.

In seinen 1923 veröffentlichten Mémoires zitiert Graf Sforza, der vor dem Faschismus italienischer Botschafter in Paris und 1945 italienischer Außenminister war, den Bericht des Grafen Palffy zum Beweis dafür, daß "der Vatikan zumindest zu Anfang mit Befriedigung auf ein Unternehmen [den Krieg] blickte, in dem die Vernichtung Serbiens eine Verminderung des Einflusses Rußlands zur Folge gehabt hätte", weil nämlich der Vatikan in Rußland "das Haupthindernis für eine Aussöhnung der Ostkirche mit dem Heiligen Stuhl" sah. Er führt jedoch nicht die Richtigstellung Kardinal Merry del Vals an, die er im übrigen nicht kannte, da sie erst am 23. Mai 1936 veröffentlicht worden war. Dagegen zitiert er ein Telegramm vom 24. Juli 1914, das von dem bayerischen Gesandten beim Vatikan, Baron von Ritter, abgefaßt ist und den Bericht des Grafen Palffy mit folgenden Worten bekräftigt: "Papst billigt scharfes Vorgehen Österreichs gegen Serbien und schätzt im Kriegsfalle mit Rußland die russische und französische Armee nicht hoch ein. Kardinalsekretär hofft ebenfalls, daß Österreich diesmal durchhält, und wußte nicht, wann es sonst noch Krieg führen wollte, wenn es nicht einmal eine ausländische Agitation, die zum Morde Thronfolgers geführt hat und außerdem bei jetziger Konstellation Österreichs Existenz gefährdet, entschlossen ist, mit den Waffen zurückzuweisen. Daraus spricht auch die große Angst der Kurie vor dem Panslavismus [311]."

Kardinal Merry del Val lebte noch. Seine Entgegnung lautete: "Die beklemmenden Tage zwischen dem 29. Juni und dem 20. August 1914 haben sich meinem Gedächtnis so eingeprägt, daß ich mich an alles, was ich in meinen Gesprächen, sei es mit Baron von Ritter, sei es mit anderen Diplomaten, sagte, erinnere und auch daran, mit welcher Sorgfalt ich meine Worte abwog. Es ist sehr richtig, daß ich nach dem entsetzlichen Verbrechen von Sarajevo wiederholt erklärte, daß Österreich hart bleiben müsse, daß es vol-

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len Anspruch auf feierlichste Genugtuung und auf wirksame Wahrung seiner Existenz habe. Aber ich habe mich keineswegs der Ausdrücke bedient, die mir in dem Telegramm des Barons von Ritter zugeschrieben werden, noch jemals die Hoffnung geäußert, daß Österreich zu den Waffen greifen würde. Dies stellt eine Deutung und Interpretation dar, der ich in keiner Weise zustimme [312]."

Pierre Dominique [313] und Jacques Nobécourt [314], denen im Jahre 1964 alle diese Texte bekannt sind, zitieren sie, und beide geben zu, daß sowohl der Bericht des Grafen Palffy als auch das Telegramm des Barons von Ritter verdächtig sind, die Version von Kardinal Merry del Val dagegen nicht, doch bringt sie das nicht in Verlegenheit: Beide legen den Akzent auf den Ausdruck "hart bleiben" (tener forte im Original), wie wenn er am 27. Juli 1914 gesprochen worden wäre und nicht, wie der Kardinal sagt, "nach dem entsetzlichen Verbrechen von Sarajewo".

Um den Schluß zu ziehen, daß der Vatikan für den Ersten Weltkrieg mitverantwortlich ist.

Doch es ist klar, daß dieser Ausdruck, unter seinem wirklichen Datum eingeordnet, nicht den Sinn hat, den sie ihm geben, und den Vatikan in keiner Weise mitverantwortlich macht.

Wann wird man einmal mit dieser Art von Geschichtsschreibung aufhören?

[S. 236]

Anhang V

Das Problem der deutschen Reparationsschulden

So wie die Dinge zur Zeit liegen, ist die Regelung sämtlicher etwaigen Forderungen aller der Länder, die sich durch Deutschland auf Grund des Krieges für geschädigt halten, durch ein am 27. Februar 1953 in London zwischen den ehemaligen Alliierten und Deutschland unterzeichnetes Abkommen bis zum Zeitpunkt der Unterzeichnung des Friedensvertrages mit dem wiedervereinigten Deutschland zurückgestellt worden. Als Gegenleistung dafür hat Westdeutschland sich bereit erklärt, schon jetzt alle aus rassischen, religiösen oder politischen Gründen verfolgten oder materiell geschädigten Personen zu entschädigen. Dies fand seinen Ausdruck in dem sog. Entschädigungsgesetz sowie dem Rückerstattungsgesetz, die beide verschiedentlich durch Ergänzungsgesetze (Bundesergänzungsgesetze) präzisiert wurden, insbesondere am 1. Oktober 1953, 29. Juni 1956 und 19. Juli 1957 sowie erst kürzlich am 24. Juni 1964. Man hätte erwarten können, daß Ostdeutschland sich diesen Maßnahmen anschließen würde. Aber nein, durchaus nicht. So macht man von allen Seiten Rechnungen fertig: Die einen, die im Namen geschädigter Staaten aufgestellt werden, sollen, zumindest theoretisch, bei Abschluß des Friedensvertrages vorgelegt werden, von dem man die endgültige Sanktionierung der gegenwärtigen Teilung Deutschlands erhofft, was bedeutet, daß Westdeutschland diese Rechnungen wird allein bezahlen müssen. Die anderen, im Namen der einzelnen Opfer des Nationalsozialismus ausgestellten Rechnungen können schon jetzt Westdeutschland allein vorgelegt werden.

Unter den erstgenannten Rechnungen wurden bisher lediglich die von Jugoslawien (70 Milliarden Dollar, wie es in L'Express vom 20. Februar 1964 heißt) und die von Griechenland (20 Milliarden Dollar) bekanntgegeben. Man darf sicher sein, daß die Rechnung, die Deutschland, ob wiedervereinigt oder nicht, präsentiert werden wird, wenn erst Rußland und seine Satelliten die ihren aufgestellt haben werden, besonders gepfeffert sein wird.

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Unter den zweitgenannten Rechnungen erscheinen die Abfindungen für Personenschäden (Tote, Entschädigungsberechtigte, Invalidität usw.) sowie Betrug an Sachwerten (Diebstahl von Vermögenswerten), die den Opfern des Nationalsozialismus zugefügt wurden. Im Anschluß an Verträge, die am 10. September 1952 in Luxemburg zwischen Westdeutschland einerseits und der Conference on Jewish Material Claims against Germany und dem Staat Israel andererseits abgeschlossen und die dann durch alle die obergenannten aufeinanderfolgenden Gesetze genauer bestimmt wurden, setzte Westdeutschland schließlich die jedem Opfer des Nationalsozialismus zustehende Entschädigung für Personenschäden auf 5000 DM (1250 Dollar) oder im Todesfall auf 3000 DM (750 Dollar) für jeden seiner Berechtigten fest. Im Laufe des Jahres 1964 sind sämtliche Opfer des Nationalsozialismus, ob Juden oder nicht, auf dieser Grundlage entschädigt worden.

Mit den in den zehn Jahresraten zahlbaren 3 Milliarden DM, die dem Staat Israel durch die Luxemburger Verträge zugestanden wurden und die in der Folge durch verschiedene Verhandlungen (insbesondere jene, die der Eichmann-Prozeß im Jahre 1960/61 unvermeidlich machte) auf 4 Milliarden, zahlbar in fünfzehn Jahresraten, erhöht wurden, hält sich der Staat Israel, der sich zum Erben der 6 Millionen Juden, die von den Nationalsozialisten vernichtet worden sein sollen, einsetzte, für geschädigt: Bei 750 Dollar für jeden von ihnen kommt er selbstverständlich nicht auf seine Rechnung. Daher seine fortwährenden Reklamationen im Sinne einer Erhöhung der ihm zugebilligten Entschädigung. Wenn man seinen Forderungen entspricht . . .

Die Conference on Jewish Material Claims against Germany ihrerseits verliert das Problem der Rückerstattung jener Vermögen

[S. 238]

nicht aus den Augen, die man Deutschland als Diebstahl an den Juden der ganzen Welt zur Last legt. Bei ihrer Tagung in Brüssel am 8., 9. und 10. März 1964 hat sie eine Aufstellung der Summen vorgenommen, die Deutschland in dieser Hinsicht den Juden der ganzen Welt rückerstatten soll. La Terre retrouvée (1. April 1964) gibt diese Aufstellungen im einzelnen wieder:

Deutsche Juden 2000 Millionen Dollar
Slowakische Juden 140 Millionen Dollar
Polnische Juden 3000 Millionen Dollar
Belgische Juden 618 Millionen Dollar
Rumänische Juden 1000 Millionen Dollar
Tschechoslowakische Juden 650 Millionen Dollar
Ungarische Juden 570 Millionen Dollar
Französische Juden 950 Millionen Dollar
Holländische Juden 450 Millionen Dollar
Griechische Juden 120 Millionen Dollar
Gesamtbetrag 9498 Millionen Dollar

Rund: 10 Milliarden Dollar [315].

Die allgemeine Endsumme, die man auf Grund dieser bekannten und sehr unvollständigen Angaben erhält, erreicht bereits astronomische Ausmaße: über 100 Milliarden Dollar! Man erschauert bei dem Gedanken, wie diese Summe aussehen wird, wenn einmal jeder seine Rechnung präsentiert hat.

Im Vergleich dazu war, wie ich bereits gesagt habe, das, was durch den Versailler Vertrag von Deutschland gefordert wurde, nur eine Bagatelle. Der Beweis dafür ist erbracht.


Fußnoten:

[304] Der Text dieses Schreibens wurde veröffentlicht in Documentation catholique vom 2. Februar 1964. Friedländer hat ihn ebenfalls angeführt. (Zitiert nach Adolph, Verfälschte Geschichte, S. 39-47. - Anm. d. Übers.)

[305] Msgr. von Galen, der für seine Opposition gegen das Hitlerregime bekannt war.

[306] Ausnahmsweise wurde hier wegen zu starker Abweichungen vom Original nicht die vorliegende deutsche Fassung (in Fritz J. Raddatz, Summa iniuria oder Durfte der Papst schweigen) verwendet, sondern die franz. Fassung übersetzt. (Anm. d. Übers.)

[307] Um über die Bedeutung der voraufgehenden Frage und dieser Antwort keinerlei Zweifel bestehen zu lassen, muß hervorgehoben werden, daß das Gespräch am 27. Juli stattfand, daß das Ultimatum an Serbien vom 23. Juli stammt, daß Serbien das Ultimatum mit Ausnahme eines Punktes annahm, der eine Unmenge von Einzelpunkten umfaßte, daß die diplomatischen Gespräche zwischen der Doppelmonarchie und Serbien am 27. Juli seitens der ersteren zum Ziel hatten, Serbien zu einem Nachgeben auf der ganzen Linie zu veranlassen, und daß Graf Palffy über den Ausgang eben dieser diplomatischen Gespräche den Kardinal um seine Meinung ersuchte. Bekanntlich führten sie zu keinem Ergebnis: Am folgenden Tag, dem 28. Juli, griff Österreich-Ungarn Serbien an.

[308] Von uns kursiv, um hervorzuheben, daß es nicht am 27. Juli war, als der Kardinal Österreich riet, "hart zu bleiben", was seine Zustimmung zum Krieg bedeutet hätte, sondern am 28. Juni. Am 27. Juli fordern seine Worte klar zur Versöhnung auf, der Leser ersieht aus dem Text selbst deutlich, daß daran kein Zweifel besteht.

[309] Zitiert nach Osservatore Romano v. 23. Mai 1936.

[310] Graf Sforza, Mémoires. (Bericht des Gesandten Grafen Moriz Palffy aus Rom-Vatikan, 29. Juli 1914 Nr. 33. Zitiert nach Österreich-Ungarns Außenpolitik von der bosnischen Krise 1908 bis zum Kriegsausbruch 1914, Diplomatische Aktenstücke des österreichisch-ungarischen Ministeriums des Äußern, 8. Bd., ausgew. u. bearb. v. L. Bittner u. a., Wien und Leipzig 1930, S. 894. - Anm. d. Übers.)

[311] Graf Sforza, Mémoires. (Telegramm Ritters Nr. 216 vom 24. Juli 1914. Zitiert nach Bayerische Dokumente zum Kriegsausbruch und zum Versailler Schuldspruch, hg. v. P. Dirr, 3. erw. Aufl., München und Berlin 1925, S. 206. - Anm. d. Übers.)

[312] Osservatore Romano v. 22. Oktober 1923.

[313] Dominique, Le Crapouillot, April 1964, S. 61.

[314] Nobécourt, Le Vicaire, S. 120 ff.

[315] Diesbezüglich klärte uns eine Kontroverse zwischen jüdischen Organisationen, die sich über mehrere Nummern der Zeitung Le Monde (11., 19. und 29. März 1964) erstreckte, darüber auf, daß die bis jetzt von Deutschland geleisteten Jahresraten an die Conference on Jewish Material Claims against Germany nicht unter die Opfer des Nationalsozialismus aufgeteilt wurden, sondern der Reihe nach unter die jüdischen Mitgliedsorganisationen dieser Stelle (in diesem Jahr sind die jüdischen Organisationen Frankreichs an der Reihe), und zwar, um "zum Wiederaufbau des jüdischen Lebens beizutragen" (Bau von Synagogen, Einrichtung von Bibliotheken, Subventionierung von Jugendorganisationen usw.). Auf diese Weise hat nach Aussage des Präsidenten der jüdischen Organisationen Frankreichs (Le Monde v. 19. März 1964) Dr. Nahum Goldmann der Präsident der jüdischen Organisation in Amerika, hundert Millionen Dollar (!) für seine Organisation erhalten, von der nicht ein einziges Mitglied auch nur den geringsten Schaden seitens Deutschlands erlitten hat. Von Zeit zu Zeit erfährt man auch, daß ein Jude, ohne den geringsten Schaden erlitten zu haben, sich für einen angeblichen Diebstahl entschädigen läßt, der gestützt wird durch . . . eine falsche Zeugenaussage: Auerbach-Skandal, Deutsch-Skandal usw. Ein ungezügeltes Gangstertum. Die Herrschaft der Sittenlosigkeit in ihrer schönsten Blüte. Doch was macht das schon: Deutschland zahlt ja - Westdeutschland allein!


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