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Paul Rassinier

Operation "Stellvertreter"


Huldigung eines Ungläubigen

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[S. 4]

Französische Originalausgabe: Opération "Vicaire"
Le rÙle de Pie XII devant l'Histoire
La Table Ronde, Paris, 1965
Autorisierte Übersetzung von Jutta Groll

© 1966 by Damm Verlag GmbH, München
Printed in Germany
Umschlagentwurf: Karl Heinz Schneider, Mariabrunn
Druck: Buchdruckerei Hans Braun, Hausham/Oberbayern
Bindearbeiten: Dr. F. P. Datterer u. Cie., Inh. Sellier, Freising/Oberbayern

[S. 5]

"Ich nenne Pöbel alles das,
was niedrig und gemein denkt:
Der Hof ist voll davon."

Marquise de Lambert
(Brief einer Dame an ihren Sohn
über den wahren Ruhm, 1726.)

[S. 7]

Inhalt
Vorbemerkung des Verlags 9
Vorwort des Verfassers zur deutschen Ausgabe 11
Kapitel I : Falsche Fragestellungen 19
I. Die Anklageschrift 21
II. Das Recht auf dichterische Freiheit 40
III. Portrait des SS-Offiziers Kurt Gerstein 43
IV. Die Kronzeugen 51
V. Saul Friedländer und die deutschen Archive 63
VI. Die Verteidigung 80
Kapitel II: Das eigentliche Problem 95
I. Die Päpste und der Frieden 97
II. Die Bemühungen Pius' XII. um eine Verhinderung des Krieges 112
III. Die Bemühungen Pius' XI. um die Beendigung des Krieges 136
IV. Die diplomatischen Bemühungen des Vatikans 146
Kapitel III: Die politischen Hintergründe des Unternehmens 165
I. Der Versailler Vertrag als Ursache 167
II. Die Motive der Protestanten 173
III. Die Einheitsfront gegen den Papst 194
IV. Für den Frieden 199
Nachwort 205
Anhang I: Allgemeine Auffassung über Pius XII. bis zu Rolf Hochhuth 211
I. Le Populaire (3. 3. 1939) 211
II. L'Humanité (3. 3. 1939) 215
Anhang II: Selbstzeugnis Pius' XII. 219
Anhang III: Die Hauptargumente der Verteidiger Pius' XII. 226
Anhang IV: Kardinal Merry del Val und der Erste Weltkrieg 232
Anhang V: Das Problem der deutschen Reparationsschulden 236
Personenverzeichnis 239
Literaturverzeichnis 242
Bemerkungen zur elektronischen Fassung (Mai 2001) 245

[S. 9]

Vorbemerkung des Verlags

Bei der Wiedergabe von Zitaten aus fremdsprachlichen Originalen standen Übersetzer und Verlag vor der schwierigen Entscheidung, ob eine Neuübersetzung vorgenommen werden oder bereits vorliegende deutsche Übersetzungen verwendet werden sollten. Wir haben uns zu dem zweiten Verfahren entschlossen, obwohl dadurch Verzerrungen unsichtbar bleiben, wie sie leider im zeitgeschichtlichen Bereich anscheinend absichtlich vorgenommen werden. Die Aufdeckung derartiger Manipulationen wäre eine Doktorarbeit wert.

Der Verfasser hat selbstverständlich bei Dokumenten mit den offiziellen französischen Versionen gearbeitet, die häufig stark von den deutschen abweichen. Von der Möglichkeit, in den Anmerkungen diese Differenzen aufzuzeigen, glaubten wir absehen zu dürfen. Bestimmend war hierfür der Wunsch, ein populär wissenschaftliches Werk nicht mit einem zu umfangreichen fachwissenschaftlichen Apparat zu belasten.

Zitate aus Texten deutschen Ursprungs sind in der Regel im Originalwortlaut wiedergegeben. In den wenigen Fällen, in denen die Originaltexte nicht beschafft werden konnten und die Zitate aus dem Französischen rückübersetzt werden mußten, ist dies ausdrücklich vermerkt.

Um einem möglichen Mißverständnis vorzubeugen, sei darauf hingewiesen, daß man in Frankreich als "protestantisch" alles bezeichnet, was gegen die katholische Kirche oder gegen den Papst protestiert. Der deutsche Leser wird ohne Schwierigkeit unterscheiden, ob jeweils ein Glied der evangelischen Kirche gemeint ist oder nicht, wenn er sich nur dieser Gegebenheit erinnert.

Wer Paul Rassinier aus seinen früheren in Deutschland erschienenen Werken als Atheisten und unbeugsamen Freidenker kennt, mag sich verwundert fragen, was gerade ihn bewogen hat, sich mit dem "Stellvertreter" zu beschäftigen. Ihm sei die Antwort gegeben, die der französische Verleger gefunden hat: "Weil er die Lüge verabscheut und weil er Pazifist ist."

[S. 11]

Vorwort des Verfassers zur deutschen Ausgabe

Als das Manuskript dieses Werkes am 20. Februar 1965 dem französischen Verleger übergeben wurde, war ein ganzer Komplex von Dokumenten, die gegenwärtig herausgegeben werden, der Öffentlichkeit noch völlig unbekannt. Die wichtigsten darunter sind die Actes et documents du Saint-Siège relatifs à la seconde guerre mondiale.

Der Verfasser hat es Rolf Hochhuth heftig zum Vorwurf gemacht, daß er sein Theaterstück in einer Weise schrieb, die keinen Widerspruch duldete, ohne diese Dokumente überhaupt zu kennen, und daß er dabei noch die Stirn hatte, dies sogar zuzugeben. Das gleiche gilt für Saul Friedländer, den einzigen qualifizierten Historiker - zumindest seinem Titel nach [1] -, der sich anmaßte, eine endgültige Meinung über das Verhalten Pius' XII. angesichts und während des Zweiten Weltkrieges äußern zu können, für Jacques Nobécourt, der sich unter dem trügerischen Vorwand, an einer kleinen französischen Universität ein wenig Geschichte studiert zu haben, gern den Anstrich eines Historikers gibt, obwohl er sein Geschichtsstudium mittendrin aufgab, um sich der Politik zuzuwenden, sowie für alle anderen Gegner Pius' XII. Es ist ganz offensichtlich, daß eine solche Verfahrensweise, ohne Rücksicht auf die goldene Regel des Historikers, die Objektivität, zwangsläufig zu einer einseitigen Darstellung der Dinge führte.

Als erstes könnte nun dem Leser der Gedanke kommen, daß der Verfasser selbst in den Fehler verfallen ist, den er den anderen vorwirft, da ja diese Dokumente zu der Zeit, als er sein Buch schrieb, noch unveröffentlicht waren, und daß er ebenfalls eine einseitige Darstellung der Dinge, nur aus der entgegengesetzten Sicht, gegeben hat. Dies trifft jedoch nicht zu.

Zunächst einmal hat der Verfasser, der auf Grund seines Gesundheitszustandes im Anschluß an einen neunzehnmonatigen

[S. 12]

Aufenthalt in den deutschen Konzentrationslagern nicht in der Lage war, seinen Lehrstuhl wieder einzunehmen, seine ganze Zeit damit verbracht, die Dokumente der 13 Nürnberger Prozesse (allein 67 Bände), und des 14., der in Jerusalem stattfand, eingehend zu untersuchen sowie alle diejenigen, die amtlich von der britischen und der amerikanischen Regierung veröffentlicht worden sind. Und diese Dokumentation genügte für sich allein schon, um sich über das Verhalten Pius' XII. eine Meinung zu bilden.

Zur größeren Sicherheit jedoch, um nicht leichtfertig in diese Auseinandersetzung einzutreten und um sich - im Gegensatz zu all denen, die gegen Pius XII. geschrieben haben - bei dieser Materie den Geboten der Geschichtsforschung zu unterwerfen, wollte er auch die einzigen noch unbekannten Quellen heranziehen: Er begab sich im Juni 1964 nach Rom, wo er etwa einen Monat mit ihrem Studium zubrachte. Dabei konnte er dank der äußersten Zuvorkommenheit und durch die Vermittlung von Pater Robert Leiber SJ, der 34 Jahre lang Privatsekretär Pius' XII. war, seine eigene, den obenerwähnten Quellen entnommene Dokumentation mit der des Vatikans vergleichen. Damit soll gesagt werden, daß dem Verfasser zu dem Zeitpunkt, als er sein Buch schrieb, von der Dokumentation des Vatikans nichts unbekannt war. Der Leser, der über die Mittel verfügt, sich diese Dokumentation anzuschaffen [2], wird sich bei der Lektüre der bereits erschienenen ersten beiden Bände leicht davon überzeugen: Sämtliche darin enthaltenen Schriftstücke, die in irgendeinem Zusammenhang mit der hier verfochtenen These stehen, sind in dem vorliegenden Werk inhaltlich und in ihrer genauen Bedeutung angeführt.

Zu Inhalt und Bedeutung soll daher in diesem Vorwort nur noch ein Wort gesagt werden, und auch nur, weil es in einer Arbeit, die den Anspruch erhebt, keinen der Aspekte des gestellten Problems außer acht gelassen zu haben, nicht möglich ist, darüber stillschweigend hinwegzugehen. Der erste Band, der sich auf den Zeitraum vom März 1939 bis August 1940 erstreckt, bringt auf 552 Seiten 379 Dokumente. Er beweist in überreichem Maße, daß Pius XII. in dieser Zeit das einzige Staatsoberhaupt, wenn auch

[S. 13]

eines der kleinsten Staaten der Welt, war, das die Überzeugung hatte, es sei noch möglich, den Krieg durch eine internationale Konferenz zu vermeiden. Durch eine Konferenz nämlich, die sich zum Ziel gesetzt hätte, den Versailler Vertrag einer korrekten Revision zu unterziehen und ein Werk daraus zu machen, das allen Völkern, einschließlich des deutschen, Gerechtigkeit widerfahren ließe, und damit - auch wenn Hitler in Deutschland herrschte - Europa Garantien für einen dauerhaften Frieden zu geben. Man lächelt mitleidig bei dem Gedanken, daß Churchill zehn Jahre nach dem Krieg in seinen Mémoires [3] schrieb: "Kein Krieg war jemals leichter zu vermeiden als dieser." Pius XII. hatte das vorher gesehen, nicht hinterher. Man muß ihm daher wohl die Huldigung darbringen, daß er die größte und vornehmste Gestalt des Pazifismus in unserer Zeit war.

Der zweite Band enthält 124 Schreiben aus der Kriegszeit an die katholischen Bischöfe Deutschlands: Alle 124 sind Ermutigungen zum Widerstand gegen die Unternehmungen des Nationalsozialismus. Man kann dies bedauern oder begrüßen. Aber das ist nicht die Frage, die sich dem Historiker stellt: Der Historiker muß lediglich aufzeichnen, daß diese Briefe existieren und daß sie diesen Inhalt haben. Das übrige ist nicht Sache der Geschichte, sondern der Geschichtsphilosophie. Jeder Historiker aber hat seine eigene Auffassung von der Geschichte und untersteht nur einem einzigen Gebot, das gemeinhin so definiert wird: "Die Tatsachen sind heilig, der Kommentar ist frei." Es stimmt, daß diese Briefe von Ratschlägen zur Vorsicht durchzogen sind - die Umstände geboten es. Doch sind sie deswegen nicht weniger bedeutsam: Pius XII. war bis ins Innerste ein Gegner des Nationalsozialismus. Daneben zeigen sie ihn voller Angst und Spannung, unaufhörlich auf Ausschau nach der Gelegenheit, das Ende der Heimsuchung, dieses unerträglichen "gegenseitigen Mordens [4]", sowie "die Rückkehr zu den Grundsätzen der Gerechtigkeit und des wahrhaften Friedens [5]" herbeizuführen. Sie zeigen ihn, wie er gegen all die Grausamkeiten

[S. 14]

dieses unmenschlichen Krieges protestiert, "in gleicher Sorge (gegenüber) allen Kriegsopfern, allen materiell oder seelisch unter der Kriegsnot Leidenden . . . in Deutschland . . . wie in der übrigen Welt . . . auf der einen oder anderen Seite . . . gleichviel, ob die Betroffenen Kinder der Kirche oder Außenstehende sind [6]", gegenüber jenen "Hunderttausenden, die . . . nur um ihrer . . . Abstammung (oder Religion) willen dem Tode geweiht oder einer fortschreitenden Verelendung preisgegeben sind [7]" usw.

Alle diese Texte sind in diesem Werk angeführt, obgleich sie zu dem Zeitpunkt, an dem das Buch geschrieben wurde, noch in keiner Weise offiziell verbürgt waren. Wir sagen das hier noch einmal, um sie hervorzuheben und deutlich zu zeigen, daß entgegen der Behauptung Hochhuths in seinem Drama die Juden nicht "um ihrer . . . Abstammung willen", wie es oben hieß, von der Fürsorge Pius' XII. ausgeschlossen waren. Wir haben festgestellt, daß Pius XII. in seinen öffentlichen Erklärungen und in seinen Schreiben 115mal diese oder ähnliche Formulierungen verwendet hat.

Es soll hier auch noch einmal jene andere Formel hervorgehoben werden: " . . . allen materiell oder seelisch unter der Kriegsnot Leidenden . . . in Deutschland . . . wie in der übrigen Welt . . . auf der einen oder anderen Seite . . . " Sie schließt ganz offensichtlich die Bombenangriffe der Engländer und Amerikaner gegen die deutsche Zivilbevölkerung ein, die ebenso ein Kriegsverbrechen waren wie die Greueltaten in den Konzentrationslagern. Man hat ihm einen Vorwurf daraus gemacht [8]. Doch mit welchem Recht, mit Verlaub, waren die Kriegsverbrechen, die von seiten der Alliierten begangen wurden, geheiligter als die von den Deutschen begangenen?

Kurz, diese beide Bände mit diplomatischen Dokumenten des Vatikans zum Zweiten Weltkrieg beweisen für sich allein schon, daß der Pius XII. Hochhuths, der durch die Herren Friedländer, Nobécourt und wie sie alle heißen, verbürgt wird, mit der wahren historischen Gestalt nichts gemein hat, und wenn Hochhuth ihn uns trotzdem als einen pronazistischen oder gegenüber dem Schick-

[S. 15]

sal der Juden gleichgültigen Papst zeigt, so ist das nichts anderes als eine Infamie. Dies ist die These, die in dem vorliegenden Werk verfochten wird, und sie erhält durch die neu veröffentlichten Dokumente ihre offizielle Bestätigung.

Auch möchte der Verfasser sein Werk den deutschen Lesern nicht präsentieren, ohne noch ein Wort zu einem Buch zu sagen, das er nur am Rande erwähnt hat: The Catholic Church and Nazi Germany von Guenter Lewy [9].

Am 20. Februar 1965, dem Tag, an dem unser Manuskript dem französischen Verleger übergeben wurde, war lediglich die amerikanische Fassung des Buches von Lewy veröffentlicht.

In einem populärwissenschaftlichen Geschichtswerk, das sich an die breite Öffentlichkeit wendet, ist es nicht tunlich, sich auf Texte zu beziehen, die der Leser nicht nachprüfen kann. Auf jeden Fall ist dies nicht die Methode des Verfassers. Obgleich er den Inhalt des Buches kannte, hat er sich daher darauf beschränkt, in einer Fußnote zu sagen, daß Friedländer seine Anregungen weitgehend daraus bezog.

Inzwischen ist die Abhandlung von Lewy in Europa veröffentlicht worden. Jedermann kann auf sie verweisen, und die kurze Notiz, die in dem vorliegenden Werk dazu gemacht ist, genügt nicht mehr. Es muß ein Wort zu der Abhandlung selbst gesagt werden.

Worin besteht sie?

Im wesentlichen in einer Erklärung, wie der Nationalsozialismus in Deutschland mit der von Pius XII. verbürgten Hilfe der katholischen Kirche Deutschlands an die Macht gelangte. Ein nicht zu überbietender Schwindel!

Zunächst einmal ist zu sagen, daß das religiöse Moment bei der Machtergreifung Hitlers in Deutschland nur eine sekundäre Rolle spielte: Wenn die Deutschen, ob Protestanten oder Katholiken, unabhängig von ihrer religiösen Überzeugung in Massen ihre Stimmen für Hitler abgaben, so nicht, weil sie Protestanten oder Katholiken waren, sondern weil sie 1932/33 glaubten, Hitler sei der einzige Politiker, der sie aus den Fesseln des Versailler Vertrages be-

[S. 16]

freien könne, jenes Vertrages, den sie, im übrigen mit vollem Recht, für ihr gesamtes Unglück, insbesondere die miserablen wirtschaftlichen Verhältnisse, in denen sie lebten, verantwortlich machten. Wenn das religiöse Moment in dieser Angelegenheit eine Rolle gespielt hat, so nur auf Grund der Stellungnahme der Geistlichkeit einer jeden der beiden wichtigsten Kirchen Deutschlands gegenüber dem Versailler Vertrag einerseits und gegenüber Hitler andererseits.

Gegenüber dem Versailler Vertrag: In dem Deutschland des Jahres 1932/33 waren die Geistlichkeit sämtlicher Kirchen, die Führer aller politischen und philosophischen Richtungen, aller Parteien sowie die öffentliche Meinung einmütig gegen den Vertrag und forderten seine Revision (in Übereinstimmung übrigens mit Artikel 19 der Völkerbundsakte, der diese Revision vorsah).

Gegenüber Hitler: Die protestantische Geistlichkeit war in ihrer Mehrheit für, der katholische Klerus gegen ihn. Während bis zum 23. März 1933 der zur Konferenz in Fulda zusammengetretene katholische Episkopat Deutschlands am Vorabend jeder Wahl einmütig die Mitglieder der NSDAP exkommunizierte und der Wählerschaft empfahl, nicht für ihre Kandidaten zu stimmen, umfaßte die protestantische Geistlichkeit, wie uns William L. Shirer sagt, 17 000 Pastoren, von denen 3000 aktive Kämpfer der NSDAP waren (der bekannteste von ihnen war Pastor Martin Niemöller, der heutige Kryptokommunist) und der Rest bis auf sehr wenige Ausnahmen aus Überzeugung auf Hitlers Seite stand.

Es wäre gar nicht einmal nötig, diese Tatsache, die durch unwiderlegbare Texte fest untermauert wird, anzuführen, um mit einem einzigen Schlag die These Guenter Lewys über die Verantwortlichkeit der katholischen Kirche Deutschlands und Pius' XII. an der Machtergreifung Hitlers zunichte zu machen: Der einfache gesunde Menschenverstand sagt, daß, wenn sich in dem Deutschland von 1932/33, dessen Bevölkerung zu ungefähr zwei Dritteln protestantisch und nur zu etwa einem Drittel katholisch war (5-6% gehörten keiner der beiden Kirchen an), die Deutschen auf Grund ihrer religiösen Überzeugung für Hitler ausgesprochen hätten, die protestantische Kirche die größere Verantwortung trüge, da sie in Deutschland zahlenmäßig überwog.

[S. 17]

Lewy fühlt im übrigen selbst sehr wohl, daß seine These unhaltbar ist, denn er empfindet das Bedürfnis, dem Leser jenen trügerischen Grund anzugeben, weshalb er über das Verhalten und Schicksal (er sagt nicht Rolle) der protestantischen Kirche schwieg:

"Ich habe der Versuchung widerstanden, das Verhalten und das Schicksal der katholischen und der protestantischen Kirche unter Hitler miteinander zu vergleichen. Eine solche komplexe Frage müßte in einem gesonderten Buch behandelt werden; kurze Andeutungen zu diesem Problemkreis wären eher irreführend als informativ [10]."

Vermutlich hat er dieser "Versuchung" sehr freudig "widerstanden". Diese Methode ermöglichte es ihm, die Verantwortlichkeiten zu verlagern, imaginäre Verantwortlichkeiten für die katholische Kirche Deutschlands zu schaffen und über die sehr realen der protestantischen Kirche zu schweigen. Auf diese Weise hat er nicht nur den Leser lediglich über seine eigenen gedanklichen Konstruktionen informiert, sondern vielmehr ihn irregeführt!

Der deutsche Leser wird es vielleicht sonderbar finden, daß der Verfasser ein 1963 in Deutschland bei der Basilius Presse in der Reihe Theater unserer Zeit erschienenes Buch: Der Streit um Hochhuths "Stellvertreter" völlig mit Stillschweigen übergangen hat. In diesem Werk sind von verschiedenen Verfassern, von denen nur ein einziger Zeuge der Ereignisse ist, nämlich Pater Robert Leiber SJ, verschiedene Standpunkte zum Ausdruck gebracht. Bei den übrigen Verfassern handelt es sich um Schriftsteller, nicht um Historiker. Keiner von ihnen leistet zur Diskussion einen Beitrag, der als positiv oder neu angesehen werden könnte. Alle diejenigen, die sich nicht entschieden gegen Pius XII. aussprechen, sind sehr zurückhaltend und gehen am eigentlichen Problem vorbei. Selbst der Beitrag Pater Leibers steht weit unter dem, was er bei anderen Gelegenheiten geäußert hat. Deshalb sei die Schrift hier lediglich erwähnt, damit der deutsche Leser nicht denkt, der Verfasser habe sie nicht gekannt.

10. April 1966
Paul Rassinier


Fußnoten:

[1] Doktor der politischen Wissenschaften der Universität Genf, Lehrbeauftragter für Zeitgeschichte am Institut universitaire des Hautes Études internationales in Genf. Sein Buch zeigt, auf welch mittelmäßiges Niveau die engagierten Intellektuellen unserer Zeit gesunken sind.

[2] Jeder Band kostet zwischen 40 und 50 DM, und es sind zehn solcher Bände geplant.

[3] Bd. I, S. 68 der französischen Ausgabe.

[4] Schreiben an den Berliner Bischof Graf von Preysing vom 30. April 1943. (Siehe Anhang)

[5] Weihnachtsbotschaft 1939. (Rückübers. - Anm. d. Übers.)

[6] Schreiben an Bischof von Preysing, a. a. O.

[7] Weihnachtsbotschaft 1942. (S. Text, Anm. 19 - Anm. d. Übers.)

[8] Vgl. unten S. 34

[9] Deutsche Ausgabe: Die katholische Kirche und das Dritte Reich, (Anm. d. Übers.)

[10] S. 12 der französischen Ausgabe. (Zitiert nach der deutschen Ausgabe S. 10 - Anm. d. Übers.)


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