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HENRI ROQUES

DIE "GESTÄNDNISSE" DES

KURT GERSTEIN

Zur Problematik eines Schlüsseldokuments

 

Teil 1 I Teil 2 I Teil 3 I Teil 4 I Teil 5

 

 

-- 5 --

Die Forscher, die (an) das Wesentliche glauben

Die Zahl der Forscher, die die Unwahrscheinlichkeiten und Ungereimtheiten quer durch den "Bericht" des ehemaligen SS-Offiziers nicht festgestellt haben, ist sehr gering. Sie haben sich nicht entschließen können, dieses unerwartete und in seiner Art einmalige Zeugnis abzulehnen. Ein Zeugnis, das deshalb einmalig in seiner Art ist, weil es aus der SS kommt, weil es aus eigenem Antrieb abgegeben wird, ohne daß man körperliche oder seelische Folterungen unterstellen muß.

Was wir als nicht erklärbar ansehen, wird von dieser Gruppe wie folgt erklärt:

Gerstein hat in seinem Alltagsleben ein ungewöhnliches Verhalten an den Tag gelegt. Seine von P. Joffroy und S. Friedländer befragten Freunde haben dafür manche Beispiele geliefert. Ist es unter solchen Umständen nicht natürlich, daß ein "Heiliger", der in diesem Jahrhundert herumgeirrt ist, die gewöhnlichen einfachen Leute aus der Fassung bringt? In seinem Bericht findet man daher einfach die Widerspiegelung seines eigenartigen Wesens.

Gerstein ist durch das, was er im August 1942 in Belzec gesehen hat, völlig durcheinandergebracht worden. Seit diesem Zeitpunkt, so hat es den Anschein, hat sich seine körperliche wie seelische Verfassung schnell verschlechtert. Im April-Mai 1945 hat er eine schwärmerische Krise durchgemacht, welche durch [148] die Niederlage noch gesteigert worden ist. Ist es dann unter solchen Umständen erstaunlich, daß Gerstein unglaubwürdige Zahlenangaben und Einzelheiten gemacht hat? Aber wie will man dann die Genauigkeit der Zeitmessung beim Vergasungsvorgang oder die Anzahl der Peitschenhiebe durch den einen oder anderen SS-Mann erklären?

Gerstein hat "in Sachen Zahlen keinen vorherrschenden Hang zur Genauigkeit" gehabt. So lautet die Erklärung von L. Poliakov und P. Vidal-Naquet ( Le Monde vom 8. Marz 1979, S. 30). Einige Zeilen weiter erwahnen die beiden Autoren sinnigerweiße, daß Gerstein Ingenieur ist.

Einige aus der Gruppe derer, die davon ausgehen, daß das Dokument des ehemaligen SS-Offiziers "unstrittig im wesentlichen" ist, scheinen keine Gewissensbisse zu haben, das, was ihnen unwesentlich erscheint, stark zu verändern. Die Abanderungen sowie das Herumbasteln an den Texten durch L. Poliakov wurden im Laufe dieser Untersuchung schon mehrmals aufgezeigt. Sehr viele Forscher, die sich in dieser Frage auf L. Poliakov verlassen haben, haben dessen entstellende Textfassungen übernommen. Dies ist vor allem bei S. Friedländer und François Delpech der Fall.

In Westdeutschland haben Robert Neumann sowie Heydecker und Leeb ebenfalls unglaubwürdige durch glaubwürdige Zahlenangaben ersetzt. In der vergleichenden Untersuchung wurde auf diese Abänderungen, die sich von denen des L. Poliakov unterscheiden, schon hingewiesen.

Oft haben sich Forscher, die durch die Unwahrscheinlichkeiten und die untereinander verschiedenen Wiedergaben verwirrt wären, damit zufriedengegeben, die eine oder andere Stelle der "Geständnisse" mehr oder weniger genau zusammenzufassen. Zu dieser Gruppe zahlen Raul Hilberg, Lucy S. Davidowicz, Gideon Hausner, Gerald Reitlinger, John Toland u. a. mehr; die Aufzahlung ist nicht vollständig. All diese Forscher, die oft ihren Historikertitel sehr stark herauskehren, haben die Behauptung aufgestellt, daß der [149] "Bericht" Gersteins in den wesentlichen Punkten zutreffend ist. Sie haben ihren kritischen Geist zum Schweigen gebracht und bestenfalls das, was ihren Glauben beeinträchtigte, übergangen.

Seit kurzem erlebt man nun eine andere erstaunliche Methode in der Verwendung der "Geständnisse". Im nachfolgenden zwei Beispiele aus Werken, die 1982 und 1983 erschienen sind.

1. Francois de Fontette "Histoire de l'antisemitisme " (Geschichte des Antisemitismus). Auf diese Veröffentlichung wurde schon hingewiesen. Der Verfasser ist Ehrendekan der juristischen und wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät von Orleans und z. Z. Professor an der juristischen Fakultät der Universität Rene Descartes (Paris V). In Kapitel 5, Unterkapitel 5, L'extermination, "solution finale" (Vernichtung ",Endlösung"), Unterabschnitt 3, Les exterminations rationalisees (die rationalisierten Vernichtungen) führt de Fontette als einzigen Beweiß Kurt Gerstein an, der "als Christ allein in der SS mit dem Ziel war, der Nachwelt davon Kenntnis zu geben" (op. cit., S. 120). F. de Fontette trifft so die gleiche Auswahl wie die 34 Historiker, die am 21. Februar 1979 in Le Monde, S. 23, eine Erklärung zur Hitlerschen Vernichtungspolitik mit ihrem Namen abgesegnet hatten. De Fontette gibt seine Quelle nicht an. Es ist jedoch ein leichtes, in dem von ihm auszugsweiße veröffentlichten Text die französische Übersetzung der deutschen Fassung vom 4. Mai 1945 zu erkennen, und zwar in der Form, wie sie von L. Poliakov und J. Wulf in ihrem Buch "Das 3. Reich und die Juden" dargeboten wird. F. de Fontette hat 26,5 Zeilen von der Seite 114 des zuvor erwähnten Buches übernommen.

Dieser Auszug beschreibt den Marsch der Deportierten in die Gaskammern. Dann läßt de Fontette 35 Zeilen, welche den Vergasungsvorgang beschreiben, einfach weg. Danach schreibt de Fontette folgenden Satz: "Und so sieht das Ergebnis am Ende aus." Es folgen dann 17 Zeilen der Seite 115 des [150] Buches von Poliakov und Wulf. Diese 17 Zeilen beschreiben die Behandlung der Leichen nach der Vergasung.

Es muß festgestellt werden, daß es unmöglich ist, in den von de Fontette wiedergegebenen Auszugen, die 43,5 Zeilen ausmachen, die geringste Unwahrscheinlichkeit zu entdecken; einige Ungereimtheiten bleiben bestehen. Die Unwahrscheinlichkeiten, die in den fehlenden Zeilen aufgedeckt wurden, fehlen einfach.

Es ist davon auszugehen, daß diese Auslassungen des Textes in der Fassung T3 kein Zufall sind oder sich nicht aus drucktechnischen Gründen erklären.

2. Eugen Kogon, Hermann Langbein, Adalbert Rückerl: Nationalsozialistische Massentötungen durch Giftgas.

Das Kapitel VI dieses im Jahre 1983 in Westdeutschland erschienenen Buches wurde vom Israeli Yitzhak Arad verfaßt. Ein Unterkapitel lautet: "Der Gerstein-Bericht". Es umfaßt die Seiten 171-174. Es werden Auszüge aus der deutschen Fassung vom 4. Mai 1945 wiedergegeben. Der Wiedergabe gehen vier Zeilen voraus, in denen man schon drei Irrtumer feststellen kann:

a) 1942 war Gerstein Unter- und nicht Obersturmführer; b) im Lager Belzec hat er sich am 18. und 19. August 1942 aufgehalten; das Lager Treblinka hat er am 20. August gesehen. "Im Juni 1942" war Gerstein nicht dort.

c) Die sehr auszugsweiße Wiedergabe stammt nicht vom 26. Mai, sondern vom 4. Mai 1945.

Diese Irrtümer werden aus grundsätzlichen Überlegungen erwähnt. Im wesentlichen geht es um etwas anderes. -- Der von Y. Arad dargebotene Text entspricht jenem, den L. Poliakov und J. Wulf in ihrem Buch "Das 3. Reich und die Juden" veröffentlicht haben. Die Wiedergabe des "Berichts" beginnt mit eineinhalb Zeilen, die man auf S. 115 des fraglichen Buches findet. Diesem kurzen Auszug folgen Auslassungspunkte, die 51 Zeilen umfassen.

Die Wiedergabe wird mit viereinhalb Zeilen fortgesetzt. Es [151] finden sich dann erneut Auslassungspunkte, welche die Weglassung von 14 Zeilen kennzeichnen.

Das " Geständnis" fahrt mit elfeinhalb Zeilen fort. Der Text hört dann mitten im Satz auf. Die weggelassene Halfte bezieht sich auf den Schuhhaufen von etwa 25 m Hohe (d. h. sieben bis acht Stockwerken), auf dessen oberstes Ende jeder Deportierte seine eigenen Schuhe ablegen mußte.

Nach Umgehen dieses Hindernisses wird mit weiteren siebeneinhalb Zeilen im Text fortgefahren. Diesmal bedeuten die Auslassungspunkte das Weglassen von zwei Wörtern, nämlich "ohne Prothesen".

Der Bericht geht weiter und endet mit 22 fortlaufenden Zeilen. Nach dieser Stelle kommt die Beschreibung des wesentlichen Teils des Vergasungsvorgangs, d. h. der Kern des Berichtes; ihn hat man weggelassen.

In diesem Werk, für das die drei nicht-revisionistischen Päpste in Westdeutschland und Österreich verantwortlich zeichnen, ist die Erzählung, die sie weiterhin als "Gerstein-Bericht" bezeichnen, sorgfältig von allen unglaubwürdigen Aussagen gereinigt worden. Nur in den beiden ersten Zeilen des wiedergegebenen Auszugs befinden sich Zahlen, die schwer anzuerkennen sind. Es handelt sich um den Zug mit den 45 Wagen und den 6500 Menschen, von denen bei der Ankunft schon 1450 tot sind. Das ergibt je Wagen etwa 149 Menschen, darunter mehr als 30 Tote!

In den beiden dargelegten Fallen wird eine Tendenz sichtbar, die noch gefährlicher scheint als das, was man bislang mit den Gerstein-Texten gemacht hat. Es handelt sich nicht mehr um Eingriffe und Abänderungen oder gar um ein Herumbasteln. Man arbeitet mit langen Auslassungen und Kürzungen: "fromme Auslassungen und Kürzungen" könnte man in Anlehnung an die "frommen Lügen" sagen.

[152]

Schlußfolgerung(en)

Welchen Beitrag kann die vorliegende Arbeit zum Problem des Menschen Gerstein oder zumindest zum Problem der "Geständnisse" Gersteins leisten? Die vorliegende Arbeit ist die erste umfassende Darstellung, die bislang Texten gewidmet wurde, die von Historikern und Gerichten seit rund 30 Jahren benützt werden, um gewisse Thesen in Sachen Deportation zu untermauern. In dieser Frage Neuland zu betreten, war in gewisser Hinsicht schwierig, in anderer Hinsicht leicht.

Schwierig, denn es mußten Materialien zusammengetragen werden, deren Zahl und Herkunft unbekannt wären. Einige wurden in Westdeutschland in den Archiven des Landeskirchlichen Amtes (LKA) in Bielefeld, Westfalen, gefunden, andere in den "National Archives" in Washington, USA, und weitere in den Akten der französischen Militärjustiz.

Leicht, weil man in einem Neulandbereich noch nicht veröffentlichte Dokumente finden kann.

Die Bilanz dieser Nachforschungen und Untersuchungen laßt sich wie folgt darstellen.

 

-- 1 --

Entdeckung einer sechsten Fassung der "Geständnisse"

 

Wir haben den fünf Fassungen, deren Kenntnis einige Forscher bestatigt haben, eine sechste handschriftliche Fassung hinzufugen können. Diese Fassung ist auf französisch abgefaßt; sie stammt vom 4. Mai 1945, ist sehr kurz und beschreibt keine Vergasung. Diese sechste Fassung hat einen [153] Anhang. Das Haupt- "Geständnis" dieser Fassung einschließlich des Anhangs wurde zuvor noch von niemand veröffentlicht.

--2--

Erstellung des Ursprungstextes jedes einzelnen "Geständnisses" (einschließlich der Zusätze)

 

Die Texte der sechs Fassungen einschließlich der Zusätze, die mit dem Haupt- "Geständnis" nichts zu tun haben, wurden erstellt.

--3--

Untersuchung der Herkunft und des Grades der Echtheit jedes Textes

Herkunft wie Echtheit jedes Textes wurden untersucht. Bei einigen Texten ist die Sachlage klar, bei den anderen werden Mutmatungen vorgetragen, die auf sicheren Voraussetzungen beruhen.

Dem Historiker Alain Decaux, der im März 1983 unter dem Titel "Spion Gottes" eine Fernsehsendung über Gerstein machte, wurde durch uns eine Abhandlung zum Fall Gerstein zugänglich gemacht. In seinem Buch "Histoire en question " (In Frage gestellte Geschichte), 2, vertritt Decaux die Auffassung, daß die ihm zugegangene Abhandlung überzeugend ist (op. cit., S. 309-310). [154]

- 4--

Untersuchung des Wahrheitsgehaltes der Texteund Auflistung

der Unwahrscheinlichkeiten und Ungereimtheiten

Die Auflistung erfolgte im Kapitel "Wahrheitsgehalt der Texte". Obwohl diese Auflistung nicht vollständig ist, reicht sie aus, um an der Seriosität eines Dokumentes, das immer als Dokument mit geschichtlichem Wert betrachtet wird, ernsthaft zu zweifeln. Darüber hinaus haben die vergleichenden Untersuchungen der einzelnen Fassungen Unterschiede und unerklärbare Widerspruche aufgezeigt.

-- 5 --

Aufklärung einiger unklarer Punkte mit Hilfe wiedergefundener Unterlagen der Militärjustiz

Die Einsicht in die Gerstein-Akten der französischen Militärjustiz hat es ermöglicht, einige Unklarheiten aufzuklären und neue Hinweiße zum seltsamen Verschwinden der Texte beizutragen, die nach dem Tode des ehemaligen SS-Offiziers in dessen Zelle gefunden worden wären. Es war uns als erstem möglich, Unterlagen zu entdecken und auszuwerten, die 1971 nach mehr als 25 Jahren des Verschwindens wieder in den Besitz der französischen Militärjustiz gelangt sind.

Soweit zur Habenseite. Es bleibt jedoch noch viel zu tun. Im Laufe dieser Untersuchung hätte die Person Gerstein ihre Rätselhaftigkeit verlieren müssen. Doch dies ist nicht der Fall. Es sind weitere Nachforschungen notwendig, im biographischen wie im geschichtlichen Bereich. Insbesondere sind die Zeugenaussagen zu untersuchen. Vor allem auch die Zeugenaussagen, die nach dem Krieg von Leuten gemacht wurden, die in der Zeit vom August 1942 bis April 1945 das Vertrauen des Obersturmführers genossen haben.[Anmerkung 3: In einer geplanten Veröffentlichung sollen die Fälle der Diplomaten von Otter und Hochstrasser, von Prof. Pfannenstiel, dem Reisegefährten Gersteins nach Belzec, und von Pfarrern der Bekenntnis-Kirche, die 1949 Aussagen gemacht haben. sowie von weiteren Personen untersucht werden. [155]

Die Arbeit beschäftigt sich nicht vorrangig mit der Person des Kurt Gerstein. Sie beschäftigt sich mit den Erzählungen, deren Verfasser Gerstein ist oder die ihm zugeschrieben werden. Wie kann man diese Erzählungen nach aufmerksamem Lesen beurteilen? Die Nachsichtigsten neigen zur Annahme, daß Gerstein schreckliche Szenen erlebt hat, daß er Transporte mit Deportierten, unter den sich eine gewisse Anzahl Toter und Sterbender befanden, ankommen sah, daß er mitbekam, wie sich die Unglücklichen auf Befehl der ukrainischen Hilfswilligen völlig entkleiden mußten, daß er das Abschneiden der Haare bei den Frauen sah, daß er das Jammern der bedauernswerten Leute horte, die sich um ihr Schicksal sorgten, als man sie in die Dusch- oder Desinfizierungsräume drangte. Dies ist der Auftakt zur Erzählung.

Das Wesentliche bezieht sich auf die Vergasungen und ihre Folgen. Selbst der nachsichtigste Leser kann das Wesentliche nur schwer glauben, denn die technischen Unmöglichkeiten sind allzu zahlreich. Er nimmt wohl an, Gerstein sei seelisch völlig durcheinander gewesen. Wer wäre dies an Gersteins Stelle nicht gewesen? Gersteins körperliches wie seelisches Gleichgewicht sei zudem nicht stabil gewesen. Die Zuckerkrankheit habe bei Gerstein manchmal "Zustände von Bewußtlosigkeit hervorgerufen, welche die Geistesabwesenheit und gewisse eigenartige Reaktionen erklären wurden" ( Kurt Gerstein ou l'ambiguite du Bien, S. 152: Brief des Dr. Nissen vom 30. September 1957 an Gersteins Witwe).

Die strengsten Leser könnten annehmen, daß schon der Beginn des "Berichts", wo Gerstein von Ausschreitungen gegen die Zivilbevölkerung spricht, die leider in vielen Kriegen vorkommen, voller Unwahrscheinlichkeiten ist. Aber wenn der Naturwissenschaftler Gerstein zur Schilderung des Wesentlichen kommt, d. h. der außergewöhnlich verbrecherischen Erfindung der Gaskammern zwecks Massenvernichtung von [156] Menschen, nehmen die von ihm wiederholt geschilderten technischen Vorgange seinem "Geständnis" schließlich jeden Beweiswert.

Unter den aufmerksamen Lesern, den nachsichtigsten wie den sehr strengen, kann auf keinen Fall irgend jemand behaupten, das "Gerstein-Dokument" sei derart einwandfrei und klar, daß es insofern den Hauptbeweis für das Vorhandensein von Gaskammern in einigen Lagern im besetzten Polen darstellen kann.

Und dennoch werden diese Berichte als ein solcher Beweiß angeboten. Seit 30 Jahren werden sie häufig benützt. Es hat sogar den Anschein, daß sie nunmehr häufiger benützt werden. Liegt der Grund darin, daß diese "Geständnisse", die zum Schlusseldokument des Gedankengebaudes geworden sind, das das Vorhandensein von Gaskammern beweißen will, von einem SS-Offizier aus eigenem Antrieb geschrieben worden sind? Man kann feststellen, daß man sich auf sie wie auf eine Art "Heiliger Schrift" beruft. Um sie als solche anzuerkennen, mußte man sicher sein, daß sich die nicht-revisionistischen Forscher zuvor über die Genauigkeit der Texte Sicherheit verschafft hätten. Haben sie das getan? Unsere Untersuchung beweißt das Gegenteil.

Im vorhergehenden Kapitel wurde das Verhalten verschiedener Leser der "Geständnisse" untersucht. Das unterschiedliche Verhalten läßt sich teilweiße dadurch erklären, daß die fraglichen Leser nicht den gleichen Text gelesen haben. Viele kennen wahrscheinlich nur einen Text, der jedoch selten der gleiche Text ist. Andere haben nach und nach verschiedene Texte kennengelernt und haben, sofern sie Abweichungen oder gar Widerspruche festgestellt haben, diese abgeschwacht oder ausgemerzt.

Die Verpflichtung, erst einen Text zu erstellen, ehe man über ihn spricht, scheint nicht für jeden ersichtlich.

Zu Beginn der Untersuchung bestand die Absicht, Gersteins [157] Erzählungen nach der für klassische Texte üblichen Methode der Reihe "Belles Lettres", oft auch "Collection Budé" benannt, durchzuführen. Diese Methode besteht darin, einen Bezugstext zu wahlen, der den Großteil der Seite einnimmt, und in Fußnoten die verschiedenen Textsorten zu erwähnen. Auf diese Methode mußte verzichtet werden, da sie sich im Falle der Gerstein-"Geständnisse" nicht anwenden läßt. Auch das sollte schon zu denken geben.

Hätte man obige Methode angewandt, dann wäre als Bezugstext das Dokument PS-1553 (in dieser Untersuchung T2 genannt) gewählt worden, da es dank L. Poliakov, S. Friedländer und P. Joffroy die in Frankreich bekannteste Fassung ist. In Westdeutschland geben Hans Rothfels und Helmut Franz der deutschen Fassung vom 4. Mai (hier T3 genannt) den Vorzug. Da sich T2 und T3 stark voneinander unterscheiden, wären wir verpflichtet gewesen, diese Unterschiede aufzuzeigen und die von den anderen Texten gelieferten Abweichungen hinzuzufügen.

Hätte man T2 als einzigen Bezugstext gewahlt, dann hätten die kritischen Anmerkungen in den Fußnoten auf der Drückseite überdurchschnittlich viel Platz eingenommen. Eine einzige T2-Zeile hätte möglicherweise eine ganze Seite Anmerkungen und Textabweichungen erfordert. Der Leser wäre sich dabei verloren vorgekommen. Er hätte nur schwerlich und mit viel Mühe die ganze Fassung dieses oder jenes Schriftstückes zusammenhangend vor sich gehabt.

Aus diesen Überlegungen heraus wurde das nachfolgend beschriebene Verfahren gewahlt:

maschinenschriftliche Erstellung der Texte in französischer Sprache in ihrer Gesamtheit; sofern erforderlich, Übersetzung aus dem Deutschen und für gewisse Zusätze auch aus dem Englischen;

vergleichende Gegenüberstellung der Hauptunterschiede einschließlich einer Spalte für besondere Beobachtungen und Feststellungen [158]

1911 hatte Louis Havet im Manuel de critique verbale (Handbuch zur Wortkritik) den Ausdrück "pathologie des textes" (Krankheitsbild der Texte) geprägt. Texte sind wie lebende Körper und haben wie diese auch Krankheiten. Die Krankheiten der Texte sind die Entstellungen, die sie im Laufe der Zeit erfahren. Man muß daher versuchen, die Ausgangsform der Texte wiederherzustellen. Louis Havet zeigt, daß die meisten Entstellungen oder Verzerrungen zeitbedingt sind und auf die Vielzahl der Wissenschaftler zurückgehen. Andere Entstellungen und Verzerrungen erklären sich auch durch die politische Geisteshaltung oder persönliche Wesensart der Bearbeiter. So haben z. B. christliche Wissenschaftler manchmal absichtlich oder unabsichtlich lateinische Texte christianisiert.

In allen geschichtlichen Epochen haben viele Texte Änderungen erfahren. Man könnte annehmen, daß unsere Zeit mit ihren technischen Informationsmöglichkeiten die Texte vor den seltsamen Abenteuern der Vergangenheit bewahrt. Der Fall der Gerstein-"Geständnisse" beweist, daß dem nicht so ist. In ihrem Fall stellt man sogar eine erstaunliche Ausuferung der Eingriffe und Basteleien fest; darüber hinaus wurden sie in einem sehr kurzen Zeitraum (1945-1983) durchgeführt.

Die in der Regel mißbräuchliche Verwendung der "Geständnisse" des Obersturmführers muß zu außerster Wachsamkeit mahnen, vor allem wenn es sich um Texte handelt, deren Inhalt aus durchweg nicht-wissenschaftlichen Gründen Gefahr lauft, entstellt zu werden.

Der fruchtbare Geist des Zweifels

Um die Gerstein-Texte langsam, aufmerksam und unvoreingenommen zu untersuchen, bedurfte es großer Nüchternheit und Zurückhaltung.

Durch die Anwendung anerkannter wissenschaftlicher Methoden der Textkritik wollen wir den Historikern eine feste [159] Grundlage bieten, von der aus sie ihre gegenteiligen Meinungen ausdrücken können. Von jetzt an kann jeder Historiker in genauer Kenntnis der Sachlage seinen "Geständnis"-Text auswahlen. Er ist jedoch seinem Leser gegenüber verpflichtet, seine Wahl zu begründen. Auf diese Weise könnten einige der unangenehmeren Mißverständnisse ausgeräumt werden.

Es bleibt zu hoffen, daß man eines Tages die vielen Fragen, welche durch die Gerstein-"Geständnisse" aufgeworfen werden, zufriedenstellend beantworten kann. Niemand könnte bislang diese Antwort geben, weil man sich nicht um die Frage kümmerte, was Gerstein wirklich gesagt und geschrieben hat.

Es wurde versucht aufzuzeigen, was "geschah". Wir überlassen es anderen aufzuzeigen, "wie es geschehen konnte".

Die Erstellung der Gerstein zugeschriebenen Texte war vorrangig. Das aufmerksame und abwägend überlegende Lesen ist es nicht weniger. Als wir nach und nach Unzusammenhangendes, Unwahrscheinlichkeiten und Ungereimtheiten in den Gerstein-Erzählungen entdeckt haben, hat sich ein Satz von L. Poliakov von selbst aufgedrängt. Poliakov schreibt im Nachwort zu S. Friedländers Buch: "Die Psychiater hätten uns zum Fall Gerstein noch sehr vieles zu sagen" ("Kurt Gerstein ou...", S. 200).

Die Gerstein-Texte wurden in der Regel voreingenommen gelesen, ohne den Wahrheitsgehalt "für das Wesentliche" in Frage zu stellen. Paul Rassinier hat als erster zu besonderer Wachsamkeit beim Lesen jeder Einzelheit aufgerufen. Dem Beispiel Rassiniers folgend, sind wir über die reine Wiederherstellung der Texte hinausgegangen und haben ihre Echtheit wie auch ihren Wahrheitsgehalt hinterfragt.

In einem seiner letzten Werke ( Le spectateur engagé/Der engagierte Zuschauer, S. 332) berichtet Raymond Aron von einem langen Gespräch mit zwei Journalisten und schließt wie folgt: "Ich habe sie nicht überzeugen können, aber ich habe ihnen den fruchtbaren Geist des Zweifels eingehaucht." [160]

Wenn man die "Geständnisse" des SS-Offiziers erneut liest, sollte man keinen Augenblick das vergessen, was R. Aron den "fruchtbaren Geist des Zweifels" genannt hat.

ENDE

 

Anhang

Deutsche Übersetzung von T2, die im Zusammenhang mit dem Eichmann-Prozeß in Jerusalem von den israelischen Behörden verwendet wurde. Die ersten beiden Seiten erscheinen in Faksimile, alle weiteren in Normaltext.

Rottweil, 26.April 1945

Bergassessor Diplomingenieur Kurt Gerstein

 

Zur Person: GERSTEIN, Kurt, Bergassessor, 1936 als Antinazi aus dem Staatsdienst ausgeschlossen, Diplomingenieur, geboren am 11. August 1905 in Muenster/Westfalen, Mitinhaber der Firma De Limon, Fluhme & Cie, selbsttaetige Lokomotivschmierung, Westinghouse, Knorr-Bremsen usw., Duesseldorf, Industriestrasse 1-17.

Vater: Ludwig GERSTEIN, Landgerichtspraesident a.D. Hagen, Westfalen.

Mutter: Clara GERSTEIN, geb.SCHWEMANN, verstorben 1931.

Seit 2. Mai 1937 mit Elfriede GERSTEIN geb. BENSCH verheiratet, wohnhaft in TÜbingen, Gartenstrasse 24, 3 Kinder, Arnulf 5 Jahre, Adelheid 3 1/2 Jahre, Olaf 2 Jahre.

Lebenslauf: 1905 bis 1911 in Muenster. 1911 bis 1919 in Saarbrückn. 19 bis 21 in Halberstadt, 21 bis 25 in Neuruppin biBerlin. Abitur 1925. Studien: 1925 bis 31 in Marburg, a.d.Lahn, Aaches, Berlin-Charlottenburg, Universitaeten und Technische Hochschulen. 1931 Diplomingenieurs-Examen. -- Seit 1925 aktives Mitglied der organisierten protestantischen Jugend "Christlicher Verein Junger Maenner" und vor allem der reiferen christlichen Jugend, BK-"Bibelkreis" genannt.

Politische Betaetigung: Aktiver Anhaenger Stresemanns und Bruenings. Seit Juni 1933, wegen chistlicher, gegen den Nazistaat gerichteter Taetigkeit, von der gestapo verfolgt. 2. Mai 1935 Eintritt in die NSDAP. 2. Oktober 1936 Auschluss aus der NSDAP [162] wegen partei- und staatsfeindlicher Taetigkeit. 30. Januar 1935 oeffentlicher Protest im Stadttheater Hagen (Westfalen) gegen das antichristliche Drama "Wittekind". - Von den Nazis verpruegelt und verletzt. - 27.November 1935 Bergassessor-Examen. Dann Staatsangestellter in Saarbruecken. 27. September 1936 durch die Gestapo verhaftet wegen "staatsfeindlicher Betaetigung", und zwar Versand von 8.500 antinazistischen Broschueren an hohe Staatsangestellte. Bis Ende Oktober 1936 im Gefaengnis. Ausschluss aus dem Staatsdienst. Dezember 1936 bis zu Beginn des Krieges: medizinische Studien in Tuebingen, Institut der Protestantischen Mission fuer Tropenmedizin. Den dritten Teil meiner Einkuenfte, d.h. 1/3 von 18.000 RM jaehrlich, habe ich seit 1931 fuer meine idealen religioesen Ziele ausgegeben. Ich habe auf meine Kosten ungefaehr 230.000 religioese antinazistische Broschueren drucken und durch die Post versenden lassen.

14.Juli bis 28. August 1938 zweite Haft in Konzentrationslager Welzheim. Dort erfuhr ich von der Hinmordung der Idioten und Geisteskranken in Grafeneck, Hadamar usw. Entsetzt und im Innersten verletzt, da ich einen solchen Fall in meiner Familie habe, hatte ich nur einen Wunsch: einen Einblick gewinnen in diese ganze Maschinerie und es dann ins Volk schreien! Mit zwei Empfehlungsschreiben der beiden Gestapo-Angestellten bewaffnet, die meinen Fall behandelt hatten, war es nicht schwer, in die Waffen-SS einzutreten. 10. Maerz bis 2.Juni 1941 Ausbildung zum Rekruten in Hamburg-Langenhoorn, Arnhem und Oranienburg mit 40 Aerzten. Aur Grund meiner Doppelstudien -- Technik und Medizin -- wurde ich dem medizinisch-technischen Dienst des SS-Fuehrungs- [163] hauptamtes - Sanitätsdienst der Waffen-SS -- Amtsgruppe D, Hygenie, zugeteilt. In dieser Dienststelle stellte ich mir selbst die Aufgabe, unverzüglich Desinfektionsapparate und Trinkwasserfilter für die Truppe und die Kriegsgefangenen- und Konzentrationslager zu konstruieren. Wegen genauer Kenntnis der Industrie gelang es mir bald, während es meinen Vorgängern nicht gelungen war. Auf diese Weise war es möglich, die Sterblichkeit unter den Gefangenen erheblich herabzudrücken. Wegen meiner Erfolge wurde ich bald zum Leutnant befördert. Dezember 1941 erhielt das Gericht, das meinen Ausschluß aus der Partei verfügt hatte, Kenntnis von meinem Eintritt in die Waffen-SS. Man machte große Angstrengung, mich hinauszuwerfen und zu verfolgen. Wegen meiner Erfolge jedoch wurde ich als aufrichtig und unabkömmlich erklärt. Januar 1942 wurde ich Chef des technischen Desinfektionsdienstes, in dem auch die Handhabung hochgiftiger Gase für Desinfektionszwecke eingeschlossen war. Am 8. Juni 1942 trat SS-Sturmbannführer GUENTHER vom Reichssicherheitshauptamt in Zivil in mein Dienstzimmer. Er war mir nicht bekannt.

Er gab mir den Auftrag, 100 kg Blausäure zu beschaffen und mit ihm an einen Ort zu fahren, der nur dem Fahrer des Lastwagens bekannt war. Wir fuhren in das Kaliwerk Kolin (Prag). Nachdem der Lastwagen beladen war, fuhren wir nach Lublin (Polen). Wir nahmen Prof. Dr. med. Pfannenstiel, Ordinarius für Hygiene an der Universität Marburg/Lahn, mit uns. In Lublin erwartete uns SS-Gruppenführer Globocnek.

Er sagte: Das ist eine der geheimsten Angelegenheiten, die es gibt, die geheimste. Jeder, der davon spricht, wird sofort erschossen. Gestern sind zwei redselige Menschen gestorben. Dann erklärte er uns: Augenblicklich -- 17. August 1942 -- bestehen Einrichtungen:

1. Belcec, an der Straße Lublin-Lomberg, im Sektor der russischen Demarkationslinie, Tageshöchstzahl: 15.000 Personen (gesehen!) [164]

2. Sobibor, Lage ist mir nicht genau bekannt, ich habe es nicht besucht. 20.000 Personen täglich.

3. Treblinka, 120 kam NNO von Warschau, 25.000 täglich. Gesehen.

4. Maidanek, bei Lublin, das ich im Aufbau gesehen habe. Globocnek sagte: Sie werden sehr große Mengen von Kleidern zu desinfizieren haben, das Zehn- bis Zwanzigfache der "Spinnstoffsammlung", die nur durchgeführt wird, um die Herkunft der jüdischen, polnischen, tschechischen und anderen Kleidungsstücke zu tarnen. Ihre zweite Aufgabe ist, die Gaskammern, die bisher mit den Auspuffgasen eines alten Dieselmotors betrieben wurden, auf ein giftigeres und schneller arbeitendes Mittel umzustellen, und zwar auf Blausäure. Der Führer und Himmler jedoch, die am 15.August hier wären, das war vorgestern, haben angeordnet, daß ich alle Personen, welche die Einrichtung besichtigen, selbst begleite. Darauf erwiderte Prof. Pfannenstiel: Aber was sagt der Führer? Darauf Globocnek, der jetzt Höherer SS- u. Polizeiführer der Adria-Küste in Triest ist: Die ganze Aktion muß rascher, viel rascher durchgeführt werden. Darauf erklärte Ministerialdirektor Dr. Herbert Lindner vom Innenministerium: Wäre es nicht besser, die Leichen zu verbrennen, anstatt sie zu beerdigen? Vielleicht denkt eine andere Generation anders darüber? Darauf Globocnek: Aber, meine Herren, wenn es jemals nach uns eine so feige und schwächliche Generation geben sollte, die unser so gutes, notwendiges Werk nicht versteht, dann, meine Herren, war der ganze Nationalsozialismus umsonst. Man müßte im Gegenteil Bronzetafeln mit vergraben, auf denen geschrieben steht, daß wir es wären, wir, die den Mut hatten, dieses gigantische Werk zu vollenden. Darauf sagte Hitler: Ja, mein guter Globocnek, das ist ein Wort, und das ist auch meine Meinung. Am darauffolgenden Tage fuhren wir nach Belcec ab. Ein eigener kleiner Bahnhof mit zwei Bahnsteigen liegt am Fuße des gelben Sandsteinhügels, unmittelbar nordlich der Straße und der Eisenbahnlinie Lublin-Lemberg. Südlich [165] davon, in der Nähe der Landsgasse, stehen einige Dienstgebäude, welche die Aufschrift tragen: "Dienststelle Belcec der Waffen-SS". Globocnek stellte sich SS-Hauptsturmführer Obermeyer aus Pirmasens vor, der mir mit großem Widerstreben die Einrichtungen zeigte. An jenem Tage konnte man die Toten nicht sehen, aber der Geruch in der ganzen Gegend, sogar auf der Landstraße, war verpestend. Neben dem kleinen Bahnhof stand eine groBe Baracke "Garderobe" mit einem Schalter "Wertsachen" sowie einem Raum mit 100 "Friseurstühlen". Dann kam ein offener Gang von 150 m Lange, der zu beiden Seiten mit Stacheldraht eingefaßt war und Wegweißer mit der Aufschrift "Zu den Bädern und Inhalationseinrichtungen" hatte. Vor uns lag ein Haus, das Badehaus, rechts und links standen große Betonblumentöpfe mit Geranien oder anderen Blumen. Nachdem man einige Stufen hinaufgestiegen war, traf man auf der rechten und der linken Seite auf je drei Räume, die wie Garagen aussahen, 4 auf 5 m, 1,90 hoch. Im Hintergrunde, nicht sichtbar, Holzstapel. Auf dem Dache der Davidstern aus Kupfer. An der Vorderseite des Gebäudes war die Inschrift "Stiftung Heckenholt" angebracht. Das ist alles, was ich an jenem Nachmittage gesehen habe. Am nachsten Morgen erklärte man mir einige Minuten vor sieben Uhr:

In zehn Minuten kommt der erste Zug an. Tatsächlich traf nach einigen Minuten der erste Zug aus Lemberg ein. 45 Wagen mit 6700 Personen, von denen 1450 bei der Ankunft bereits tot wären. Hinter den kleinen, mit Stacheldraht vergitterten Offnungen sah man gelbe, verangstigte Kinder, Männer und Frauen. Der Zug lauft ein: 200 Ukrainer, die man zu dieser Dienstleistung zwang, reißen die Türen auf und jagen die Menschen mit Peitschenhieben aus den Wagen. Dann werden durch einen großen Lautsprecher Anweißungen erteilt: Die Leute mussen sich im Freien -- einige auch in der Baracke -- aller Kleidungsstücke entledigen und auch Prothesen und Brillen ablegen. Mit einem kleinen Stück Bindfaden, das ein kleiner vierjähriger Judenjunge reicht, müssen die Schuhe [166] zusammengebunden werden. Alle Wertgegenstände und sämtliches Geld sind am Schalter für "Wertsachen", ohne daß dafür eine Bescheinigung oder Quittung ausgestellt wird, abzugeben. Dann mussen die Frauen und Mädchen zum Friseur, wo ihnen mit ein oder zwei Schnitten die Haare gestutzt werden, die in großen Kartoffelsacken verschwinden, "um daraus etwas Besonderes für die U-Boote zu machen, Dichtungen usw.", erklärt mir der SS-Unterscharführer, vom Dienst. Dann beginnt der Marsch: Rechts und links Stacheldraht, am Schluß zwei Dutzend Ukrainer mit Gewehren. Von einem außergewöhnlich hübschen Mädchen angeführt, nahern sie sich. Ich selbst stehe mit Polizei-Hauptmann WIRTH vor den Todeskammern. Männer, Frauen, Madchen, Kinder, Säuglinge, Bein-Amputierte, alle nackt, vollkommen nackt, gehen an uns vorüber. In einer Ecke steht ein starker SS-Mann, der diesen Armen mit salbungsvoller Stimme erklärt: Nicht das Geringste wird euch passieren. Ihr mußt nur tief atmen, das stärkt die Lungen, diese Inhalierung ist wegen der ansteckenden Krankheit notwendig, es ist eine gute Desinfizierung! --

Auf die Frage nach ihrem Schicksal erklärt er ihnen: Die Männer werden natürlich arbeiten mussen, Straßen und Häuser bauen. Die Frauen brauchen jedoch nicht zu arbeiten. Sie könnten, lediglich wenn sie wollen, im Haushalt oder in der Küche helfen. Bei einigen dieser armen Menschen flackert noch einmal ein kleiner Hoffnungsschimmer auf, der dazu ausreicht, sie ohne Widerstand in die Todeskammer marschieren zu lassen. Die meisten wissen jedoch Bescheid, der Geruch verrat ihnen ihr Schicksal! Dann steigen sie die kleine Treppe hinauf und sehen die Wahrheit. Stillende Mütter mit dem Säugling an der Brust, nackt, zahlreiche Kinder jeden Alters, nackt; sie zögern, doch sie betreten die Todeskammern, die meisten wortlos, von den nachfolgenden geschoben, getrieben durch die Peitschenhiebe der SS-Männer. Eine etwa vierzigjährige Jüdin beschwört flammenden Auges das Blut ihrer Kinder auf das Haupt der Mörder herab. Polizeihauptmann WIRTH persönlich versetzt ihr fünf Peitschenhiebe ins Gesicht, und sie [167] verschwindet in der Gaskammer. Viele beten, andere sagen: Wer wird uns das Todeswasser reichen? (israelitischer Ritus?) Die SS stopft die Menschen in die Kammern. "Gut füllen" hat Hauptmann WIRTH angeordnet. Die nackten Menschen stehen einer auf den Fußen des anderen,700 bis 800 auf 25 qm und 45 cm. Die Türen werden geschlossen.

Die übrigen aus dem Transport, nackt, warten. Man sagt mir: Auch im Winter nackt. Aber sie können sich doch den Tod holen. Deswegen sind sie ja hier, lautet die Antwort. In diesem Augenblick verstehe ich den Namen "Stiftung Heckenholt". Heckenholt bedient den "Diesel", dessen Auspuffgase dazu bestimmt sind, die Armen zu töten! SS-Unterscharführer HECKENHOLT bemüht sich sehr, den Diesel in Gang zu bringen. Er springt jedoch nicht an! Hauptmann WIRTH kommt hinzu. Man sieht, daß er Angst hat, weil ich das Unglück mit ansehe. Ja, ich sehe alles, und ich warte, Meine Stoppuhr hat alles aufgenommen. 50 Minuten,70 Minuten, der Diesel springt nicht an. Die Menschen in den Gaskammern warten vergebens. Man hört sie weinen. "Wie in der Synagoge", sagt SS-Sturmbannführer Prof. Dr. Pfannenstiel, Ordinarius für Hygenie an der Universität Marburg a. d. Lahn, während er an der Holztüre horcht. Hauptmann WIRTH versetzt dem Ukrainer, der HECKENHOLT hilft, wütend 11 oder 12 Peitschenhiebe. Nach 2 Stunden 49 Minuten -- die Stoppuhr hat alles registriert -- läuft der Diesel an. Bis zu diesem Augenblick leben die Menschen in den vier bereits vollen Gaskammern, leben 4 mal 750 Menschen auf 4 mal 45 ccm!

Wieder 25 Minuten vergehen. Viele sind gestorben, das stimmt. Man sieht das durch das kleine Fenster, durch das die elektrische Lampe für einen Augenblick das Innere des Zimmers erkennen läßt. Nach 28 Minuten sind nur noch wenige am Leben. Nach 32 Minuten endlich ist alles tot. Von der anderen Seite offnen jüdische Arbeiter die Holzturen. Man hat ihnenfür ihre fürchtbare Arbeit -- die Freiheit und einige Prozente der Werte und des gefundenen Geldes versprochen. Wie [168] Basaltsäulen stehen die Toten noch aufrecht, da nicht der geringste Raum zum Umfallen oder Zusammenfallen ist. Selbst im Tode erkennt man noch die Familien, die sich noch die Hande drücken. Nur mit Mühe kann man sie trennen, um die Kammern für die nächste Ladung frei zu machen. Man wirft die Leichen weg, die blau angelaufen sind, mit Schweiß und Urin bedeckt, die Beine voll von Schmutz und von Menstruationsblut. Dazwischen Säuglinge, die Leichen von Kindern. Aber wir haben keine Zeit! Zwei Dutzend Arbeiter sind mit den Mündern beschäftigt, die sie mit Hilfe von Eisenhaken öffnen. "Gold nach links, ohne Gold nach rechts!" -- Andere kontrollieren After und Geschlechtsteile auf Geld und Brillanten, Gold usw. Zahnarzte reißen mit Hilfe von Hammern Goldzähne, Brücken und Kronen heraus. Vor allem Hauptmann WIRTH. Er ist in seinem Element. Als er mir eine grol3e Konservenbüchse leiht, die mit Zähnen angefüllt ist, sagt er mir: Heben Sie sie selbst und sehen Sie, welches Gewicht das Gold hat! Dies stammt nur von gestern und vorgestern! Und Sie glauben nicht, was wir täglich finden. Dollars, Gold, Brillanten! Sehen Sie selbst! Dann führt er mich zu einem Juwelier, der für alle diese Wertsachen verantwortlich war. Man zeigte mir dann noch einen der Leiter des großen Kaufhauses aus dem Westen von Berlin, dem Kaufhaus des Westens, und einen kleinen Mann, der Geige spielen mußte, den Leiter eines jüdischen Arbeitskommandos. "Dies ist ein Hauptmann der K. und K. Österreichischen Armee, Ritter des deutschen Eisernen Kreuzes I. Klasse", sagt mir der Hauptsturmführer OBERMEYER. Dann wurden die nackten Leichen in große Gruben von ungefähr 100 x 20 x 12 Meter geworfen, die sich in der Nähe der Totenkammer befanden. Nach einigen Tagen schwollen die Leichen an, und das Ganze hob sich um 2-3 Meter als Folge von Gasen, die sich in den Leichen entwickelten. Nach einigen Tagen fielen die Leichen wieder zusammen, nachdem das Anschwellen beendet war. Am andern Tag wurden die Gruben von neuem gefüllt und mit 10 cm [169] Sand bedeckt. Einige Zeit später -- so hörte ich -- hat man aus Eisenbahnschienen Roste gebaut und die Leichen mit Dieselöl und Benzin verbrannt, um sie verschwinden zu lassen. In Beloek und in Treblines hat man sich nicht die Mühe gegeben, die Getöteten auf eine einigermalSen zuverlässige Weise zu zahlen. Die von der Britischen Broadcasting Company verbreiteten Zahlen stimmen nicht. In Wirklichkeit wird es sich insgesamt um 25.000.000 Menschen handeln! Nicht nur Juden, hauptsächlich Polen und Tschechen, die nach Ansicht der Nazis biologisch wertlos wären. Die meisten starben anonym. Kommissionen von Pseudoärzten, einfache junge SS in weißen Mänteln, fuhren in Autos durch die Dörfer und Städte Polens und der Tschechoslowakei, um die Alten, die Schwindsüchtigen, die schon lange Kranken in den Gaskammern verschwinden zu lassen. Es wären Polen und Tschechen der Kategorie III, die nicht mehr wert wären zu leben, weil sie nicht mehr arbeiten könnten. -- Der Hauptmann WIRTH bittet mich, in Berlin keinerlei andere Art von Gaskammern vorzuschlagen und alles so zu lassen, wie es war. Ich log -- was ich auf alle Fälle getan hätte -, daß sich die Blausäure durch den Transport bereits zersetzt habe und sehr gefährlich sei. Ich sei gezwungen, sie einzugraben, was augenblicklich getan wurde. Am nächsten Tage fuhren wir mit dem Auto von Hauptmann WIRTH nach Treblines, ungefähr 120 km nordöstlich von Warschau. Die Einrichtung dieses Todesortes war fast die gleiche wie in Beldosc, aber noch ausgedehnter. 8 Gaskammern und wahre Berge von Kleidungsstücken und Wäsche, ungefähr 35-40 Meter hoch. Zu unseren "Ehren" wurde dann ein Bankett veranstaltet, an dem alle Angestellten dieser Institution teilnahmen. Obersturmführer Professor Dr. med. PFANNENSTIEL, Ordinarius für Hygiene an der Universität Marburg/ Lahn, hielt eine Rede: Eure Arbeit ist eine wichtige Aufgabe und eine so nützliche und so wichtige Aufgabe.

Zu mir allein sprach er von dem Institut als "Schönheit der Arbeit" und einer menschlichen Sache. Zu allem: Wenn man [170] die Leichen der Juden sieht, versteht man die Größe eures Werkes. Das Essen selbst war einfach, aber gemäß HIMMLERS Befehl erhielten die mit dem Dienst Beauftragten soviel sie wollten an Butter, Fleisch, Alkohol usw. Beim Abschied bietet man uns mehrere Kilo Butter und eine große Anzahl von Flaschen mit Likör an. Ich hatte Mühe zu lügen, daß ich von unserem Bauernhof genug von allem hatte. PFANNENSTIEL nahm aus diesem Grunde noch einen Teil. Wir fuhren per Auto nach Warschau. Als wir vergeblich auf ein leeres Bett warteten, traf ich den Sekretär der schwedischen Gesandtschaft, den Baron OTTER. Da alle Betten besetzt wären, verbrachten wir die Nacht im Korridor des Schlafwagens. Dort erzählte ich ihm alles unter dem kürzlich empfangenen Eindrück mit der Bitte, alles seiner Regierung und allen Alliierten zu berichten. Er fragte mich nach einer Referenz. Als solche gab ich ihm die Adresse des Generalsuperintendanten D. Otto DIBELIUS, Berlin-Lichterfelde-West, Bruederweg 2, Freund von Dr. NIEMOLLER und Leiter des protestantischen Widerstandes gegen die Nazis. Nach einigen Wochen sah ich Baron von OTTER noch zweimal. Er sagte mir, daß er meinen Bericht an die schwedische Regierung weitergegeben habe, einen Bericht, der nach seinen Worten großen Einfluß auf die schwedisch-deutschen Beziehungen gehabt hat. Der Versuch, alles dieses dem Chef der Gesandtschaft des Heiligen Stuhles weiterzugeben, hatte nicht viel Erfolg. Man fragte mich, ob ich Soldat sei. Daraufhin wurde jede Besprechung abgelehnt. Ich machte dann dem Sekretär des Bischofs von Berlin, Herrn Dr. WINTER, einen ausführlichen Bericht, damit er all dieses seinem Bischof in Berlin und somit der Gesandtschaft des Heiligen Stuhles berichtet. Als ich aus der Gesandtschaft des Heiligen Stuhles in der Rauchstraße in Berlin herauskam, hatte ich mit einem Polizisten ein gefährliches Zusammentreffen. Er folgte mir, ließ mich aber nach einigen sehr unangenehmen Minuten entkommen. Ich muß noch hinzufugen, daß der SS-Sturmbannführer GÜNTHER vom Reichsicherheitshauptamt von mir Anfang [171] 1944 sehr große Lieferungen von Blausäure für einen unbekannten Verwendungszweck verlangte. Die Säure sollte an seine Dienststelle, Berlin, Kurfürstenstraße, geliefert werden. Es gelang mir, ihm glaubhaft zu machen, daß dies wegen der großen damit verbundenen Gefahren nicht möglich sei . Es handelte sich um mehrere Waggons von Giftsäuren, die genügten, um viele Menschen, Millionen, zu töten! Er hatte mir gesagt, daß er nicht sicher sei, ob, wann, für welchen Personenkreis, auf welche Weise und wo man dieses Gift brauchen wurde. Ich weiß nicht genau, welches die Absichten des Reichsicherheitshauptamtes und des SD wären. Ich habe aber später an die Worte von GÖBBELS gedacht von "die Türen hinter sich zuschlagen, falls der Nazismus jemals Schiffbruch leiden würde". Vielleicht wollten sie einen großen Teil des deutschen Volkes töten, vielleicht die Fremdarbeiter, vielleicht die Kriegsgefangenen-, ich weiß es nicht! Auf alle Fälle ließ ich die Säure sofort nach Eintreffen zu Zwecken der Desinfizierung verschwinden. Dies war einigermaßen gefährlich für mich. Hätte man aber die giftigen Säuren gefunden, hätte ich geantwortet: Sie sind bereits in gefährlicher Auflösung begriffen, und deswegen mußte ich sie zur Desinfizierung verwenden! Ich bin sicher, daß GÜNTHER, der Neffe des Rassen-Günther, nach seinen eigenen Worten den Befehl hatte, die Säure zur -- eventuellen -- Tötung von Millionen Menschen, vielleicht auch in Konzentrationslagern, zu beschaffen. Ich habe Rechnungen bei mir über 2.175 kg, in Wirklichkeit handelte es sich aber um 8.500 kg, genug, um 8 Millionen Menschen zu töten. Ich ließ die Rechnung auf meinen Namen ausschreiben, aus -- wie ich sagte -- Gründen der Diskretion, in Wirklichkeit aber um einigermaßen freie Hand in der Verfügung über die giftigen Säuren zu haben und sie leichter verschwinden zu lassen. Ich habe diese Lieferungen niemals bezahlt, um die Rückvergütungen zu vermeiden und den SD nicht an die Vorräte zu erinnern . Der Direktor der Degesch, der diese Lieferung vorgenommen hat, hat mir gesagt, daß er Blausäure in Ampullen zur Tötung von Menschen geliefert hat. [172] Ein anderes Mal hat Günther mich befragt, ob es möglich wäre, eine große Anzahl Juden, die dem offenen Wind in den Graben der Festung Maria-Theresienstadt ausgesetzt sein wurden, zu töten. Um solchen teuflischen Rat zu verhindern, erklärte ich, daß solche Methode unmöglich sei. Einige Zeit später hörte ich, daß der SD sich auf andere Art Blausäure zur Tötung dieser armen Menschen in Theresienstadt besorgt hatte. -- Die schlimmsten Konzentrationslager wären nicht Oranienburg, nicht Dachau und nicht Belsen -- sondern Auschwitz (Oswicim) und Mauthausen-Gus bei Linz an der Donau. Dort sind Millionen Menschen in Gaskammern, durch Autos in der Art von Gaskammern, gestorben. Die Methode, Kinder zu töten, bestand darin, daß man ihnen einen Wattebausch mit Blausäure unter die Nase hielt.

Ich selbst habe in den Konzentrationslagern Versuche an lebenden Menschen gesehen, die durchgeführt wurden, bis sie starben. So hat SS-Hauptsturmführer Dr. med. GUNDLACH solche Experimente in dem Frauen-Konzentrationslager Ravensbrück bei Furstenberg-Mecklenburg durchgeführt. Ich habe -- in meiner Dienststelle -- viele Unterlagen über solche Experimente in Buchenwald, Experimente zum Beispiel, bei denen 100 Tabletten Pervitin pro Tag eingenommen werden mußten. Andere Experimente -- es handelt sich immerhin um ungefähr 100.000 Personen -- sind bis zum Tod mit Serum, Lymphe usw. durchgeführt worden. HIMMLER selbst hatte sich die Genehmigung für solche Experimente vorbehalten.

Eines Tages sah ich an einem einzigen Tag im Konzentrationslager Oranienburg alle Häftlinge verschwinden, die wegen Homosexualität dort wären.

Ich vermied häufige Besuche in Konzentrationslagern, weil es üblich war -- vorzugsweise in Mauthausen-Gusen bei Linz --, zu Ehren der Besucher einen oder zwei Häftlinge zu hangen. In Mauthausen war es üblich, die Juden in einem sehr hoch gelegenen Steinbruch arbeiten zu lassen. Nach einiger Zeit [173] sagten die wachhabenden SS-Männer: Achtung, in einigen Minuten wird es ein Unglück geben! Tatsächlich wurden ein oder zwei Minuten später einige Juden in den Steinbruch hinuntergeworfen, die tot zu unseren Füßen niederfielen. "Arbeitsunfall" wurde in den Papieren der Getôteten vermerkt. Dr. Fritz KRANTZ, Anti-Nazi, SS-Hauptsturmführer, hat mir oft solche Sachen Erzählt, die er lebhaft verurteilte und oft verbreitete.

Die in Belsen, Oranienburg etc. entdeckten Verbrechen sind nicht beträchtlich im Verhältnis zu anderen, die in Auschwitz und in Mauthausen begangen wurden.

Ich habe die Absicht, ein Buch über meine Abenteuer bei den Nazis zu schreiben.

Ich bin bereit, einen Eid zu leisten, daß alle meine Erklärungen vollkommen wahr sind.

(gezeichnet ) Kurt GERSTEIN


Gemäß den beiliegenden Notizen wurde die Blausäure vom Reichssicherheitshauptamt, Berlin W 35, Kurfürstenstraße auf Befehl des SS-Sturmbannführers GÜNTHER angefordert. Ich, der ich für dieses Ressort verantwortlich war, habe mein Möglichstes getan, um die Blausäuren nach ihrem Eintreffen in Oranienburg und Auschwitz in den Desinfizierungskammern verschwinden zu lassen. Auf diese Weise konnte ein Mißbrauch der Säure vermieden werden. Ich habe diese Lieferungen, die alle an die gleiche Anschrift gerichtet wären, nie selbst bezahlt, um zu vermeiden, daß das Reichssicherheitshauptamt an das Vorhandensein -- oder besser das Nicht-Vorhandensein -- dieser Bestände erinnert wurde. Auf diese Weise war es möglich, die Säure unmittelbar nach dem Eintreffen verschwinden zu lassen. Wenn das Fehlen der Säure bemerkt worden wäre, hätte ich erklärt, daß ein Irrtum der örtlichen Desinfizierungsstelle vorliege, die den tatsächlichen Verwendungszweck der Säure nicht kenne und nicht kennen dürfe, oder ich hätte erklärt, daß die Säure sich zersetzt habe [174] und daß es nicht möglich gewesen sei, sie noch langer aufzubewahren.

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(Unterschrift) GERSTEIN


BEGLAUBIGUNG DER ÜBERSETZUNG

14. Januar 1947

Ich, Leo RATZENDORFER, No. 483, bestätige hiermit, daß ich durchaus vertraut mit der englischen und deutschen Sprache bin und daß das Vorstehende eine wahrheitsgemäße und richtige Übersetzung des Dokumentes Nr. 1553-PS darstellt.

Leo RATZENDORFER

No. 483


Seiten 175-193 Der Fall Henri Roques -- Eine Dokumentation

[194]


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Zeitschriften

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France-Soir, Ausgabe vom 4. Juli 1945

Historiens et Géographes, Nummer 273, Mai/Juni 1979

Le Monde, Ausgabe vom 21. Februar 1979, vom 8. Marz 1979 und 23./24. Januar 1983

Le Monde Juif, Ausgabe Januar-Marz 1964, Ausgabe April

Juni 1964 und Ausgabe Januar-Marz 1980 (Vierteljahresschrift des C.D.J.C.)

Paris-Match, Nummer 1067 vom 18. Oktober 1969

Der Spiegel, Nummer 51 vom 16. Dezember 1968 und Nummer 52 vom 23. Dezember 1968

Terre Retrouvée, Ausgabe vom 1.April 1964 (jüdische Zs. in Paris)

Die Weltwoche, Ausgabe vom 5. Mai 1967 (Zurich)

Die Zeit, Ausgabe vom 19. August 1960 (... " Keine Vergasung in Dachau")

Verschiedenes

 

Compte rendu sténographique (Stenografische Niederschrift) des Verfahrens L. Poliakov gegen R. Faurisson am 29. Mai 1981 in Paris -- Cabinet J. Fleury, 1981

Dokument PS-3311 (Treblinka) -- Offizieller Bericht des polnischen Vertreters bei der UN-Kriegsverbrecherkonferenz in London.

Büchereien usw.

Berlin Document Center (US-Mission)

Bibliothèque de documentation internationale contemporaine, zu Nanterre

Bibliothèque Sante-Geneviève, Paris

Bundesarchiv in Koblenz, BR Deutschland

Centre de Documentation Juive Contemporaine (C.D.J.C.), Paris

Direction de la Justice militaire, Paris

Institut historique allemand, Paris

Landeskirchliches Archiv (LKA) von Westfalen, Bielefeld, BR Deutschland

National Archives, Washington, USA

Staatliche Archivverwaltung, Potsdam.

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Ende Teil 5


Umschlagentwurf: H. O. Pollähne, Braunschweig. Übersetzung aus dem Französischen: Günter Deckert.
Die Reihe DEUTSCHE ARGUMENTE erscheint in Zusammenarbeit mit zahlreichen deutschen und ausländischen Wissenschaftlern herausgegeben von Dr. phil. Gert Sudholt.
Die Arbeit von Henri Roques ist im vollen Wortlaut und weiterer Dokumente unter dem Titel "Faut-il fusiller Henri Roques?" im Verlag Ogmios Diffusion,1986 erschienen. Internationale Standard-Buchnummer ISBN 3 8061 1048 4
1986, Druffel-Verlag. Gesamtherstellung: Ebner Ulm.
Man kann die Original Französische Ausgabe hier sehen:
La Thèse de Nantes


Dieser Text ist -- ohne kommerzielles Interesse -- vom InternationalenSekretariat der Vereinigung der langjährigen Liebhaber von Kriegs- undHolokaust-Erzählungen (AAARGH) zu reinen Lehrzwecken ins Netz gesetztworden; er soll zu weiterer Forschung anregen und eine maßvolle Verwendungfinden. Die Postanschrift: PO Box 81475, Chicago,IL 60681-0475, USA.
Einen Text ins Netz zu stellen, ist, als ob man ein Dokument in das Regaleiner öffentlichen Bibliothek stellt. Das kostet uns etwas Zeit und Geld. Wir denken, daß der freiwillige Leser seinen Nutzen hat und gehen davon aus,daß er zu eigenen Gedanken fähig ist. Ein Leser, der im Internet auf die Suche nach einem Dokument geht, tut dies immer auf eigene Gefahr. Der Verfasser ist für die hier anderen verfügbaren Texten natürlich nicht verantwortlich. Mit Rücksicht auf Gesetze, die in bestimmten Ländern (Deutschland, Frankreich, Israel, Schweiz, Kanada und anderen) eine besondere Zensureinführen, erfragen wir die in diesen Ländern lebenden Autoren nicht um ihre Einwilligung, denn sie haben für eine Einwilligung nicht die Freiheit.

Wir unterstellen uns dem Schutz von Artikel 19 der Erklärung der Menschenrechte, der bestimmt:
ARTIKEL 19 der Menschenrechte: <Jederman hat das Recht auf Freiheit der Meinung und der Meinungsäußerung; dieses Recht umfaßt die unbehinderte Meinungsfreiheit und die Freiheit, ohne Rücksicht auf Staatsgrenzen Informationen und Gedankengut durch Mittel jeder Art sich zu beschaffen, zu empfangen und weiterzugeben.>Vereinigten Nationen, 10 Dezember 1948.

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